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Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften
Autoren: Sylke Brandt
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Krankenhaus, das sie hätte retten können,
nicht mehr ist als ein Haufen Metallschrott, da alle Versorgungslinien unterbrochen
sind. Millionen, Milliarden, wer weiß? Können Sie sich das vorstellen?«
    »Will ich das?«
    »Nein, so wie alle anderen auch nicht.«
    »Genauso wenig, wie ich mir vorstellen will, dass mein Gehirn von den Outsidern
gefrühstückt wird«, entgegnete An'ta bewusst grob.
    »Ich weiß. Sagen Sie es, wie alle es tun. Sagen Sie, dass wir keine
andere Wahl hatten.«
    »Doch, natürlich hatten wir eine.« Ihr Tonfall war hart. »Wir
hätten die Hände in den Schoß legen und uns den Outsidern ergeben
können. Oder kämpfend untergehen und unsere Nachkommen der Sklaverei
ausliefern. Wir hatten eine Wahl. Und das ist der Punkt. Wir haben gewählt.
Wir waren egoistisch und haben uns dafür entschieden zu leben. Es ist unsere
Verantwortung. Die Milliarden Toten im Nexoversum. Aber auch die Milliarden
Lebenden hier. Wir konnten nicht beide retten. Also haben wir uns entschieden.
    Stehen wir dazu.«
    »Vielleicht hätte es einen anderen Weg gegeben, einen, an den wir
nur nicht gedacht haben«, wandte Anande ein, aber diesmal fehlte seinen
Worten der Selbsthass.
    An'ta zuckte die Schultern. »Vielleicht auch nicht. Macht das noch einen
Unterschied?«
    Sie hob den Blick, als es vor dem Fenster plötzlich hell wurde. Zuerst
dachte sie, dass jemand die Flutlichtanlagen in der Werfthalle wieder aktiviert
hatte, doch dann erkannte sie den wahren Grund. Sie berührte Anande leicht
am Arm und deutete nach draußen.
    Vor ihnen öffnete sich der Himmel und die Sonne warf lange, gleißende
Bahnen in die Dunkelheit.
    Der Anblick war bizarr genug, um selbst Anande abzulenken. Er starrte hinaus
in den wachsenden Glanz und blinzelte.
    »Die Werft bricht auseinander«, sagte er schließlich.
    »Nicht ganz. Sie öffnet sich. Sehen Sie, die Hallenwände weichen
zurück.« Sie deutete auf ein gigantisches Segment der Werft, an dem
winzige Lichter aufglühten: Steuerdüsen, mit denen der Koloss aus
Metall und Gestein in Bewegung gesetzt wurde, unendlich langsam und kontrolliert.
»Ich habe mich immer gefragt, wie die Arche die Werft verlassen soll. Das
hier ist die Antwort.«
    »Gar nicht«, nickte Anande. »Nicht wir verlassen die Werft, die
Werft verlässt uns. Zumindest teilweise. Sie gibt uns frei.«
    Niemand außer ihnen beobachtete, wie der Asteroid sich öffnete. Keiner
der Infizierten interessierte sich für das faszinierende Schauspiel vor
ihren Augen und hielt deswegen in seiner Arbeit inne.
    An'ta hatte keinen Zweifel, dass die Ikarus alles aufzeichnete, was hier
geschah, und irgendwo machte Trooid sicherlich Aufnahmen als nimmermüder
Protokollant, um später den Bericht des Rettungskreuzers zu ergänzen.
Sie selber brauchte nichts anderes zu tun, als zuzuschauen.
    Als die Teile der Werft so weit auseinander gedriftet waren in ihrem lautlosen,
unendlich langsamen Tanz, dass sich vor ihnen die Sterne ausbreiteten, setzte
sich die Arche in Bewegung. Der Flug begann so sacht, dass An'ta nicht einmal
hätte sagen können, wann das Monstrum seine Reise ins Ungewisse begann
– sie war nur erleichtert, dass es voran glitt, ohne dabei explodiert zu
sein. Ihr Vertrauen in das Konstrukt war nicht dadurch gewachsen, dass sie in
den letzten Tagen Zeit gehabt hatte, es sich von innen genauer anzusehen, im
Gegenteil. Aber es schien zu funktionieren. Blieb nur zu hoffen, dass es die
Strapazen eines Hyperraumsprunges überstand, denn An'ta hatte mehrere Sprunggeneratoren
gefunden, die offensichtlich nicht nur zur Zierde integriert worden waren.
    Auch wenn es nicht zu ihren offiziellen Aufgaben gehörte, hatten An'ta
und Trooid es sich bereits zur Gewohnheit gemacht, alle paar Stunden im Maschinenraum
– oder eher: in den drei verschiedenen Hauptmaschinenräumen –,
vorbei zu schauen und die Geräte einer kurzen Prüfung zu unterziehen.
Trooid mochte nicht die Fertigkeiten und den Instinkt seines Erschaffers haben,
doch er war ein solider Maschinist. Und wie üblich schien sich keiner der
Infizierten darum zu kümmern, wer im Herzen der Arche herum lief, solange
er halbwegs ins Bild passte.
    An'ta vermutete mittlerweile, das nur ein Angriff, eine konkrete aggressive
Handlung oder unverhüllte Sabotage den Unmut der Besatzung auf sich ziehen
würden, dann aber auch auf eine Weise, die einen schnellen und unzeremoniellen
Tod zur
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