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Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften
Autoren: Sylke Brandt
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Kombination,
streifte es ab und streckte Anande ihren makellosen Arm entgegen. »Ist
der Arm okay, oder brauchen Sie irgendein anderes Körperteil?«, fragte
sie süßlich.
    Der Arzt sparte sich eine Antwort und trug stattdessen ein Lokalanasthätikum
auf.
    »Es dauert nur einen kurzen Moment«, erklärte er, ganz der Mediziner,
und nahm den Injektor, in dem die kleine Kapsel des Peilsenders auf ihren Einsatz
wartete. Klein war relativ – er hätte sich einen Sender gewünscht,
der weniger als drei Zentimeter lang war, doch Weenderveen hatte ihm versichert,
dass er diese Ausmaße haben musste, um die nötige Leistung zu erbringen.
    »Wir wollen euch in diesem Ameisenhaufen da drüben nicht verlieren,
Doktor. Was wollt ihr machen, wenn der Sender versagt? Irgendwo drauf klettern
und winken?«
    Natürlich war das ein wirkungsvolles Argument gewesen. Mit der Vorstellung,
in der Menge der Siedler unter- und verloren zu gehen, hätte Weenderveen
ihn auch dazu bekommen, sich eine Hochleistungsantenne auf den Schädel
zu montieren. Trotzdem hatte Anande das Gefühl, den Sender in seinem Oberschenkel
spüren zu können, ein störender Fremdkörper, der von innen
gegen sein Fleisch zu drücken schien. Er hatte ihn nicht selber eingesetzt,
denn er war zurzeit nicht der einzige Arzt an Bord der Ikarus . Eine Tatsache,
die ihn beruhigen sollte, denn er würde der Crew in Kürze nicht mehr
zur Verfügung stehen; trotzdem war der Gedanke ungewohnt wie ein noch nicht
eingelaufener Schuh. Doktor Janet Cortez hatte ihm den Peilsender implantiert,
ihre erste Amtshandlung auf der Ikarus . Obwohl sie spezialisierte Virologin
war, hatte sie ihre Arbeit rasch und sauber ausgeführt – was nichts
daran änderte, dass Anande die Stelle immer wieder betastete und das Bedürfnis
hatte, daran zu kratzen. War das nun ein Zeichen dafür, dass er schlecht
gearbeitet hatte, oder eine Implantat-Überempfindlichkeit, die bei einem
Arzt fast belustigend war?
    Nun, bei An'ta, die ein Problem mit allem Natürlichen hatte, aber die klare
Sterilität von Technologie durchaus akzeptabel fand, musste der Sender
demnach wohl angenehm sein. Ein winziges Stückchen Metall, das sie ein
ganz kleines bisschen weniger organisch machte.
    Anande setzte den Injektor an, vergewisserte sich mit einem kurzen Blick, dass
An'ta keine Einsprüche hatte, und aktivierte die kurze Abfolge von Schnitt,
Druckluftentladung und Verklebung der Wunde. Danach kontrollierte er den Sitz
des Peilsenders vorsichtig mit den Fingerspitzen und ertappte sich bei dem Gedanken,
dass es ihn fast erstaunte, dass die Haut der Ceelie sich ganz normal anfühlte
und nicht etwa wie dünnes, warmes Gummi.
    »Es wird etwas wehtun, für eine Stunde oder zwei, wenn die Betäubung
nachlässt, aber nicht länger. Wenn Sie dann noch Beschwerden haben,
kommen Sie wieder zu mir«, instruierte er An'ta, die fast behutsam den
Arm zurückzog. Sie strich selber einmal über die Stelle, an der nur
eine kurze, dunkle Linie zu sehen war, dann schlüpfte sie wieder in ihre
Ärmel.
    »Zeit fürs Briefing«, sagte sie nur und erhob sich.
    Anande nickte, legte sorgsam seine Instrumente zur Seite und stand ebenfalls
auf. Als er hinter An'ta die Krankenstation verließ, erschien zwischen
seinen Augenbrauen eine steile Falte.
    Er wusste, warum das Team aus genau den drei Leuten bestand, die sich nun für
den Aufbruch bereit machten: An'ta, weil sie die Erfahrung vieler normaler Menschenleben
in sich trug, ganz gleich, was einen ihr junger Körper glauben ließ.
Als Bergungsspezialistin war sie in Situationen gewesen, die man mit Untertreibung
als 'extrem' bezeichnen konnte. Und im Gegensatz zu anderen Leuten war sie in
der Lage gewesen, auch aus den Fehlern zu lernen, die einen normalerweise zwar
schlauer, gleichzeitig aber auch ziemlich tot machten. Sie wussten nicht, was
genau auf dem Planeten, den die Ikarus jetzt ansteuerte, auf sie warten
würde, aber zweifellos war es ebenfalls etwas, das die Bezeichnung 'extrem'
verdiente. Demnach war An'ta eine fast zwingende Wahl.
    Anande mochte nicht daran denken, dass es noch einen anderen Grund als die Erfahrung
der Ceelie gab, die sie zu einem logischen Mitglied der Gruppe machte. Wenn
An'ta sterben sollte, war sie nicht wirklich tot. Mit diesem Bewusstsein –
und der Erfahrung, dass die rätselhafte Wiedergeburt ihres Volkes tatsächlich
gelang, wieder und wieder –
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