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Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften
Autoren: Sylke Brandt
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Sarkophages schloss sich lautlos und zu ihrer stillen Erleichterung
wurde die transparente Fläche opak, bevor das Gerät seine Arbeit aufnahm.
    »Gut, ich sehe eine Leiche, und ich sehe einen Sarg. Aber ich verstehe
noch nichts.«
    »Der Mann hier hieß Firrek Stevinsin, und er war einer unserer Söldner.
Genauer gesagt gehörte er einem speziellen Kreis an, was aber nichts mit
seiner Ausbildung zu tun hat, sondern vielmehr mit seinen Genen.«
    Plötzlich verstand Skyta. Alle Teile des Bildes erzitterten und fielen
an den richtigen Platz. Das Wissen, das sie in nur einer Sekunde gewann, war
so umfassend, dass es sie für einen Moment fast betäubte. Sie blieb
vollkommen reglos und hörte Dilligafs Stimme wie von ferne, ein Hintergrundrauschen
zu ihren eigenen rasenden Gedanken.
    »Stevinsins Bedeutung ging weit über seine Fertigkeiten und seine
Einsätze hinaus. Weit über sein Leben sogar. Er hätte in einer
Wolke aus Wanderlust-Viren stehen können und tief einatmen, um es sich
danach zu Hause mit einem Film bequem zu machen. Keine Grippesymptome, keine
Unrast, kein Fernweh. Stevinsin hätte lange ausgeschlafen und wäre
danach zu seinem nächsten Einsatz gegangen.«
    »Er war immun«, kürzte McLennane die Ansprache ab.
    Mit einem kleinen Teil ihrer Aufmerksamkeit
fragte sich Skyta, ob Dilligaf so lange redete, damit die Maschine in der Zwischenzeit
ihre Arbeit tun oder sie selber sich wieder fassen konnte. Sie bemerkte den
Seitenblick ihres Chefs, reagierte aber nicht darauf. Sie brauchte noch ein
paar Sekunden für sich und das, was man getrost eine ganz neue Zukunftsperspektive
nennen konnte.
    »Er war immun« bestätigte Dilligaf. »Genau wie sein Bruder,
wie seine Mutter, wie deren Vater. Wir haben keine Aufzeichnungen über
alles, was davor war.«
    »Ist das ein Stammbaum oder ein Zuchtbuch?«
    »Beides«, gab der Anführer der Rashh Udayyin unumwunden
zu. »Die Schwarze Flamme wurde gegründet von denen, die den ersten
Exodus überstanden haben. Die waren entweder sehr jung, sehr alt oder immun.
Es liegt auf der Hand, dass wir besonders letztere Eigenschaft im Blick behalten
haben über die Jahrtausende.«
    »Sind alle Söldner der Schwarzen Flamme immun?«, hakte Sally
nach, es klang hoffnungsvoll.
    Doch Dilligaf schüttelte den Kopf.
    »Nein, bei Weitem nicht. Die Mutation, die zur Immunisierung führt,
ist selten und unzuverlässig. Sie überspringt Generationen, tritt
bei einem Geschwister auf, bei einem anderen nicht. Stevinsin kam aus einer
besonders zuverlässigen Mutationslinie. Sie lässt sich nicht künstlich
reproduzieren, und, glauben Sie mir, wir haben es versucht. Ich bin kein Wissenschaftler,
aber so, wie ich es verstanden habe, sind zu viele Gene an dem Effekt beteiligt.«
    Dilligaf hob die Hand.
    »Ich weiß, was Sie jetzt denken.
Dass Ihr Wunderknabe Anande sich das mal ansehen sollte. Doch es würde
nicht viel nützen. Selbst wenn er die Mutation erzwingen könnte, der
Effekt wird erst mit dem Beginn der Pubertät deutlich. So wie der Wanderlust-Virus
erkennen kann, ob eine infizierte Person erwachsen und somit brauchbar ist –
für was auch immer –, so setzt auch die Immunität erst zu diesem
Zeitpunkt ein, getriggert von Veränderungen des Hormonhaushaltes. Nein,
der einzige Weg ist der altmodische. Kinder zeugen, wenngleich mit künstlicher
Befruchtung, um die Vermehrungsrate zu erhöhen. Sie heranwachsen lassen.
Und dann schauen, ob sie die Mutation in sich tragen oder nicht.«
    Skyta hörte die unausgesprochenen nächsten Worte, als hätte Dilligaf
sie wirklich gesagt. Wenn das Kind nicht immun war, war es frei und konnte gehen
und mit seinem Leben machen, was es wollte. Doch wenn es die Mutation trug,
wurde es ein Söldner der Schwarzen Flamme. Dann gab es keine Alternative
mehr. Also musste es irgendwo einen Ort geben, an dem die Kinder der Immunen
heran wuchsen, unter der Aufsicht und dem Schutz der Söldnerorganisation.
Sie hatte nie von einer solchen Einrichtung gehört, doch wie viele der
Söldner, die sie kannte, mochten dort aufgewachsen sein?
    Jemand hatte ihr einmal von einer Art Waisenhaus
erzählt, wo Kinder gefallener Söldner betreut wurden, eine Ausbildung
bekamen, was ihr logisch erschienen war. Jetzt sah sie diese Information mit
anderen Augen. Wie viele Waisenhäuser gab es wohl in Wirklichkeit? Und
wie viele der Kinder dort waren aus dem Erbgut des verstorbenen
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