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Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille
Autoren: Dirk van den Boom
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anderer sowie des Zweiten Imperiums verbunden. Das war
selbst für einen Zyniker wie Gul dann doch ein etwas hoher Preis.
    Der Gouverneur saß in seinem Büro und ging zum wiederholten Male
die Berichte der Systemverteidigung durch. Sie waren auch bei erneuter Lektüre
genauso frustrierend wie heute Morgen, als er sie das erste Mal durchgesehen
hatte. Die Imperiale Flotte massierte sich irgendwo im Zentralsektor –
wo genau, blieb der Gerüchteküche überlassen – und das wohl
vor allem, um die letzte große Offensive vorzubereiten. Gul hielt das
für ein Selbstmordkommando, doch Admiral-Administrator Quigoo hatte sich
kurz vor seinem Abflug von Ephalus sehr zuversichtlich geäußert.
Das mochte mit den Forschungen zu tun haben, die nicht weit von hier auf einer
geheimen Station des Wissenschaftlichen Dienstes durchgeführt wurden –
Forschungen, deren Details vor Gul verborgen geblieben waren und von deren Existenz
er nur wusste, weil es zu seinen Aufgaben gehörte, auf den Schiffsverkehr
in der Nähe der Station ein besonderes Auge zu haben. Für ihren Schutz
war er ausdrücklich nicht verantwortlich: Die Existenz der Station war
hoch geheim und sie war mit modernster Tarntechnologie geschützt. Selbst
wenn das gesamte Imperium untergehen sollte – wovon Gul ausging –
würden die Outsider ein großes Problem damit haben, sie zu finden.
    Obwohl, das musste er sich eingestehen, man den Outsidern schon so manches nicht
zugetraut hatte, was ihnen dann mit Leichtigkeit gelungen war. Es gab keine
Sicherheiten mehr, und keine Gewissheit, außer der, dass es zu Ende ging.
Ein beunruhigender Gedanke, immer noch, obwohl er ihn schon so oft gedacht hatte.
    Weitaus beruhigender war der Anblick des anderen Lebewesens in seinen Räumlichkeiten.
Die Tatsache, dass einem Gouverneur ein Büro zustand, dessen Ausmaße
durchaus mit einer Halle vergleichbar waren, half in diesem Falle sehr: Der
Adlat Themian war für sein Volk klein gewachsen und passte daher gerade
so in seine Räumlichkeiten. Seit die Adlaten sich dem Kampf gegen die Outsider
auf Geheiß des Wächters Lear angeschlossen hatten, hatte Gul dafür
gesorgt, dass sein Büro für sie erreichbar war, und das auch physisch.
Themian war ein altes Mitglied seines Volkes, zumindest behauptete er das immer,
und sein Rat war dem Gouverneur jederzeit willkommen.
    So auch jetzt.
    »Sieht nicht gut aus«, sagte Gul und wies auf die Unterlagen. Er musterte
den hell schimmernden Ball des lebenden Raumschiffes vor ihm und machte eine
einladende Geste. »Vorschläge?«
    »Nein, Gouverneur.« Themians Stimme klang voll und vibrierend. Obgleich
die Adlaten sich untereinander durch Lichtsignale verständigten, waren
sie durchaus in der Lage, sich akustisch zu verständigen. Nur wenige machten
sich allerdings die Mühe wie Themian, die Sprache der Akustischen auch
zu erlernen. Die meisten zogen es vor, Translatoren zu verwenden, die die Lichtsignale
in gesprochenes Wort übersetzten. »Wir haben ja bereits alle Eventualitäten
durchgesprochen. Da ein großer Teil der Flotte sich im Zentralsektor sammelt,
um den Einsatz der Geheimwaffe vorzubereiten, bleiben uns im System nicht viele
Kräfte. Wir Adlaten haben beschlossen, einige weitere unserer Freunde herbeizurufen,
aber ich befürchte, einen erneuten Angriff der Outsider werden wir nicht
abwehren können.«
    »Vorausgesetzt, sie greifen massiv an«, schränkte Gul ein. »Im
letzten halben Jahr hat es immer wieder Vorstöße gegeben, aber alle
mit eher begrenzten Kräften.«
    »Das waren Kundschaftermissionen. Dass diese mit massiven Verlusten auf
beiden Seiten endeten, können die Feinde viel besser verkraften als wir.
Sollte die Geheimwaffe nicht schnell eingesetzt werden, dürfte Ephalus
verloren sein.«
    Gul seufzte.
    Themians Glauben in die Wunderkräfte der Geheimwaffe erschien ihm naiv.
Selbst Adlaten waren nicht vor dem Fehler gefeit, sich verzweifelt an letzte
Hoffnungen klammern zu müssen, um all dies bei geistiger Gesundheit zu
überstehen.
    »Selbst wenn es rechtzeitig zu einem Einsatz kommen sollte, heißt
das noch gar nichts. Nach den Gerüchten, die mir zu Ohren gekommen sind,
werden insgeheim gewisse ... Nebeneffekte befürchtet, sollte man zuschlagen.
Wer weiß, was uns dann mehr schaden wird: Die Outsider oder die Waffe,
die ihnen entgegengesetzt wird.«
    Themians Außenhülle flackerte. Das war alles, was er
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