Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
sich erlaubte.
Gul war dafür dankbar, die ständige Lightshow in unmittelbarer Nähe
hätte seine Konzentration doch nicht unerheblich beeinträchtigt.
    »Wir haben das System so gut vorbereitet, wie es ging«, fasste der
Adlat schließlich zusammen. »Ihre eigenen Streitkräfte sowie
die automatischen Anlagen sind einsatzbereit. Meine Gruppe steht ebenfalls zur
Verfügung. Wir halten uns in Sonnennähe auf, um unsere Präsenz
den Outsiderscouts nicht sofort zu verraten. Der zivile Schiffsverkehr wurde
auf das notwendige Mindestmaß beschränkt.«
    Gul kommentierte den letzten Satz nicht. Der zivile Schiffsverkehr hatte sich,
um der Wahrheit die Ehre zu geben, schon von selbst auf das Mindestmaß
beschränkt. Je näher Ephalus der Front gerückt war, desto härter
hatte es die einst blühende Handelswelt getroffen. Rationierungen sowie
Fluchtbewegungen ins Innere des Imperiums waren die Konsequenz gewesen. Heute
wurden jedem Privatier, der eine Koje fort von hier anbot, horrende Summen angeboten.
Frachterkapitäne, die wichtige Güter bis nach Ephalus brachten, verdienten
sich an den Risikozuschlägen eine goldene Nase. Gul hatte gegen das Wuchertum
vorgehen wollen, war dann aber irgendwann resigniert. Er hatte das Gefühl,
dass seine Maßnahmen nicht nur sinnlos waren, sondern auch, dass diejenigen,
die jetzt aus dem Krieg Gewinn schlugen, über kurz oder lang auch ein Opfer
der nahenden Niederlage sein würden. Wozu also wertvolle Energie für
eine letztendlich wirkungslose Auseinandersetzung verschwenden?
    Der Gouverneur raffte sich auf.
    »Dann können wir also nicht mehr tun, als auf unseren Untergang warten?«
    Der Adlat ließ ein Geräusch ertönen, das Gul mittlerweile als
Lachen identifiziert zu haben glaubte.
    »Sie sind ein furchtbarer Schwarzseher, Gouverneur. Ich denke, dass die
Geheimwaffe ...«
    »Reden Sie doch nicht davon, als wüssten Sie, worum es da geht«,
unterbrach Gul Themian barscher als beabsichtigt. Sein Tonfall tat ihm sofort
leid, aber er wusste auch, dass Adlaten auf menschliche Gefühlsausbrüche
nicht allzu viel gaben und nur sehr schwer zu beleidigen waren. Er hatte schon
schlimmere Auseinandersetzungen mit Themian gehabt und nicht den Eindruck, als
sei der Adlat nachtragend. Das mochte mit seiner Motivation zu tun haben: Als
Diener Lears und damit Werkzeug der Ushu hatte er eine schon fast heilige Mission
zu erfüllen. Obgleich Gul in seiner Position recht genau über die
dahinter liegende kosmische Geschichte und damit die Herkunft der Outsider informiert
war, konnte er sich eines Schauers nicht erwehren, der ihm bei dem Gedanken
daran den Rücken hinab lief.
    Er spreizte die mit rudimentären Schwimmhäuten verbundenen sechs Finger
seiner rechten Hand und wünschte sich einmal mehr in die Fluten von Rhodax,
seiner Heimatwelt, zurück, wo er als Spross der Guls, der siebzehnten vollständig
genformierten Familie der ersten Besiedlungswelle geboren worden war. Rhodax
gehörte den Outsidern, war eine der ersten Welten, die dem Ansturm des
Feindes zum Opfer gefallen war. Wahrscheinlich hatte das Guls Resignation schon
zu einem sehr frühen Zeitpunkt beschleunigt. Der Gedanke an seine verlorene
Geburtswelt verursachte keinen Schmerz mehr, nur noch ein abgestumpftes, trübes
Bedauern, das in Bälde zu Selbstmitleid führen würde. Ja, davon
war er nicht mehr sehr weit entfernt.
    »Ich gehe dann«, kündigte Themian an. Er erkannte am gedankenverlorenen
Gesichtsausdruck des Gouverneurs, dass das Gespräch beendet war. Es war
genauso sinn- und fruchtlos verlaufen wie alle Besprechungen der letzten Wochen.
    Als Themian aus dem Büro glitt, betrachtete Gul immer noch seine verkümmerten
Schwimmhäute. Er hatte nicht einmal ein Wort des Abschieds gefunden.
    Der Adlat nahm es ihm nicht übel.
     

 
2.
     
    »Soweit ich das sehen kann, haben die Outsider uns nicht verfolgt«,
meldete Arthur Trooid und warf Sentenza einen kurzen Blick zu, ehe er sich wieder
auf sein Steuerpult konzentrierte. Der Captain nickte nur, und schaute auf die
zentrale Holografie, die den Weg der Ikarus durch den Hyperraum bis zum
Ephalus-System aufzeichnete. Zwei Tage würde der Flug noch dauern.
    »Rod, ich habe jetzt die Auswertung der Messeinheiten da«, erklang
Sonjas Stimme. Unbemerkt von den Anderen hatte sie die Brücke betreten.
Für sie gab es derzeit nicht viel zu tun. Sie hielt Sentenza einen Datenleser
hin,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher