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Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille
Autoren: Dirk van den Boom
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weiterer Planet, den sie eines Tages
dem Nexoversum einverleiben würden. Wozu also Ressourcen unnötig verschwenden,
wenn doch im Endeffekt alles der Herrschaft der Outsider zufallen würde?
    Guls dachte erneut an die Wunderwaffe. Vielleicht gab es für die Invasoren
doch Grund zur Eile, sie wussten es nur noch nicht. Der ehemalige Gouverneur
klammerte sich an diese Hoffnung, denn viel mehr als das blieb ihm nicht. Er
dachte auch an den Besucher aus der Zukunft, Sentenza, immer wieder ließ
ihn der Gedanke nicht los, dass es eine Zukunft gab – möglicherweise
nicht ohne Outsider, aber doch für Intelligenzwesen auch über 35,
denn das Allererste was Gul an seinen beiden Besuchern bemerkt hatte, war die
Tatsache, dass sie beide das Enthirnungsalter erkennbar überschritten hatten.
    Sie kamen an einen größeren Platz, auf dem ein Zelt der Galaktischen
Kirche stand. Eine Reihe von Frühaufstehern hatte sich für die öffentliche
Speisung angestellt. Ältere Bürger schauten immer wieder verstohlen
über ihre Schulter, in ständiger Erwartung eines Greifkommandos, das
sie zur Enthirnung führen würde. So lange die Nächte noch einigermaßen
sicher waren, machten sie ihre Besorgungen um diese Zeit und verbargen sich
bei Tageslicht. Guls Männer blieben in der Deckung der Häuser. Der
Gouverneur dachte bei sich, dass die Kirche wohl, egal, was passieren würde,
am ehesten als Institution eine Chance auf Überleben hatte. Schon jetzt
schienen die Priester relativ unbeeindruckt zu sein und boten den Invasoren
durch stille, trotzige Missachtung die Stirn. Gul hatte seinen Glauben schon
vor langer Zeit verloren – eine Tatsache, die er gegenüber einem Fanatiker
wie dem toten Geheimdienstchef niemals zugegeben hätte – aber er hatte
Respekt vor der institutionellen Überlebensfähigkeit dieser Organisation.
Panettone, der Geistliche aus der Zukunft, hatte ihm dies eindringlich unter
Beweis gestellt. Letztendlich eine beruhigende Erkenntnis, wie der ehemalige
Gouverneur meinte.
    »Exzellenz, wir nähern uns dem Ziel!«
    Gul nickte. Eine Wachstation der Invasoren, ein gedrungenes, wie ein Fremdkörper
wirkendes Gebäude inmitten der Häuserfronten, mit Sehschlitzen statt
Fenstern, automatischen Waffen und einem Sicherheitsperimeter von 200 Metern
Durchmesser. Die Outsider hatten es vielleicht nicht eilig, Selbstmörder
waren sie aber sicher nicht.
    Der militärische Anführer ihrer Gruppe, ein Destruktur-Captain der
Leibgarde, gab eine Anweisung. Das kostbarste Besitztum in ihrer Ausrüstung,
ein halbautomatischer Raketenwerfer, wurde aufgestellt. Eine wohlplazierte Rakete
würde die Wachstation pulverisieren. Für einen Moment dachte Gul halb
bedauernd an die Frühstücksgäste im Kirchenzelt, keine 800 Meter
von hier entfernt. Sie würden in Panik fliehen, und das war wahrscheinlich
auch besser so, denn die Outsider würden auf einen offenen Angriff mit
verstärkten Patrouillen und möglicherweise einer Razzia der Umgegend
reagieren.
    Gul wischte die Bedenken beiseite und kauerte sich neben die Soldaten, die in
stummer Verbissenheit ihre Vorbereitungen durchführten. Als der Captain
ihm einen Blick zuwarf, nickte Gul nur.
    Weitermachen!, signalisierte seine Haltung. Der Soldat lächelte
ihn an, wandte sich ab, flüsterte Befehle. Der Raketenwerfer stand auf
seinem Dreibein, der glänzende Lauf der Wachstation der Invasoren drohend
entgegengereckt.
    Weitermachen.
    Immer weitermachen.
     
ENDE
     
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