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Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille
Autoren: Dirk van den Boom
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Gestalt in schlichter Uniform,
die den Gouverneur begleitet hatte, setzte sich schweigsam dazu, ohne vorgestellt
zu werden. Ein Humanoider, aber kein Mensch, wie seine von abstrakten Mustern
gesprenkelte Haut sowie die fast nicht vorhandene Nasenwölbung bewiesen.
Er nahm Platz, ignorierte die Speisen und schaute scheinbar gelangweilt aus
dem Fenster.
    Gul wartete, bis sich die Gäste bedient hatten. Er versuchte gar nicht
erst, Cedian etwas anzubieten, der schweigsam schwebend den Großteil des
Raumes ausfüllte. Dann räusperte er sich und sprach.
    »Captain Sentenza, bitte sagen Sie mir, vorher Sie kommen.«
    Guls Stimme war sanft, fast melodisch. Doch Sentenza ließ sich davon nicht
verleiten. Er gab die vorbereitete Tarngeschichte zum Besten, die sich erstaunlich
nah an der Wahrheit orientierte.
    »Ich selbst stamme von Regulus. Mein Schiff ist dort als Handelsfrachter
registriert. Ich habe die Schiffspapiere bei unserem Anflug übermittelt.«
    Gul nickte. Er wusste das natürlich bereits.
    »Sie stammen von Regulus. Ihr Schiff ist möglicherweise tatsächlich
ein Handelsfrachter. Aber vielleicht muss ich meine Frage noch etwas präzisieren:
Wann sind Sie von dort aufgebrochen?«
    In Sentenza schrillten die Alarmglocken. Die seltsame Betonung, mit der der
Gouverneur nach dem »wann« gefragt hatte und das plötzliche Aufflammen
von Interesse im Blick des Uniformierten, der ihn nun auch anschaute, legten
immer mehr nahe, dass es hier nicht um eine Danksagung für erbrachte Dienste
ging. Alles andere als das.
    An'tas Unkenrufe fielen ihm wieder ein. Vielleicht hätte er besser die
Grey mitbringen sollen.
    Sentenzas Gedanken rasten. Natürlich waren in seinen Schiffspapieren ein
gefälschtes Abflugdatum und andere, ebenfalls erdachte Angaben eingetragen,
die einer eher flüchtigen Kontrolle standhalten sollten. Ehe er zu einer
Antwort ansetzen konnte, hörte er plötzlich die Stimme des Priors
und blieb stocksteif, wie erstarrt, sitzen.
    »Wir kommen aus der Zukunft, Gouverneur – wie Sie ja bereits wissen.«
    Sentenza hätte Panettone am liebsten erwürgt. Auf der Stelle.
    Gul schaute weiterhin Sentenza an, nickte aber zu den Worten Panettones. Er
wirkte absolut ungerührt.
    »Ja«, erwiderte er einfach.
    Dann wandte er sich dem Uniformierten zu.
    »Es stimmt also.«
    Der Mann machte eine undefinierbare Bewegung mit dem Kopf, vielleicht sein Äquivalent
zu einer zustimmenden Geste. Guls Blick heftete sich wieder auf Sentenza.
    »Captain, Sie haben dort im Armenviertel ein kleines Mädchen gerettet,
dessen Mutter allerdings leider umgekommen ist?«
    Sentenzas Stimme klang belegt, als er antwortete: »Das ist korrekt.«
    »Gut.« Gul klang sehr zufrieden. »Und dann gibt es da etwas,
was Sie von mir haben wollen.«
    Sentenza brachte nur ein stummes Nicken zustande. Er begriff nicht, was sich
hier gerade abspielte.
    »Ich darf Ihnen Regulator-Commander Hoskins vorstellen, den Chef meines
Geheimdienstes.«
    Damit war ohne Zweifel der Uniformierte gemeint. Sentenza deutete eine Verbeugung
an, die Hoskins regungslos entgegen nahm.
    »Bitte, Commander.«
    Hoskins holte einen kleinen Gegenstand aus seiner rechten Jackentasche und übergab
ihn Sentenza. Es war eine ovale, durchsichtige Scheibe.
    Sentenza kannte das Design, es war ein Standard-Datenchip. Die Anlagen der Ikarus konnten die darauf vorhandenen Daten ohne Probleme lesen, das Konstruktionsprinzip
hatte sich über die Jahrhunderte im Prinzip nicht verändert, wie so
vieles, was an imperialer Technik nach dem Ende der Großen Stille wieder
entdeckt worden war.
    »Was ...«, wollte er fragen, doch erneut ergriff Panettone vor ihm
das Wort.
    »Der Standort der Forschungsstation, nicht wahr? Und die Identifikationsprotokolle
für den vorgeschobenen Schutzring, damit wir ungehindert passieren können.«
    Gul nickte und schaute den Prior dabei wieder nicht an.
    »Deswegen sind Sie hier, oder, Captain?«
    »So ist es«, konnte Sentenza endlich sagen. »Woher wissen Sie
das, Exzellenz?« Er drehte den Speicher unschlüssig in seinen Händen,
fast wie eine heiße Kartoffel. Erneut dieses Gefühl von Unwirklichkeit,
als ob er schlicht im falschen 3D-Film sitzen würde.
    Nun, nachdem der Chip übergeben war, wirkten sowohl der Gouverneur als
auch der Geheimdienstler sichtlich entspannter. Sie lehnten sich in die Sessel,
Hoskins goss sich sogar etwas ein. Die Atmosphäre hatte sich schlagartig
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