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Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille
Autoren: Dirk van den Boom
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rieb sich die Schläfen und blickte in die Runde. Die
Besatzung der Ikarus hatte sich um den Konferenztisch geschart, und bewertete
man die Stimmung anhand der Mimik der Anwesenden, so herrschte Verwirrung und
Müdigkeit vor. Sonja saß direkt neben ihrem Lebensgefährten
und hatte der Besprechung bisher nur schweigend gelauscht, ihre Gedanken wanderten
immer wieder zu dem fast ausgereiften Embryo ihres Sohnes in der mechanischen
Gebärmutter der Krankenstation. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen wollen,
an dieser Expedition teilzunehmen, gleichzeitig aber wollte sie ihr ungeborenes
Kind keinem unnötigen Risiko aussetzen. Den Embryo zu entnehmen und außerhalb
ihres Körpers zur Geburtsreife wachsen zu lassen, war die einzig akzeptable
Alternative gewesen. Der Chefarzt, Dr. Ekkri, hatte ihr mehrfach versichert,
dass das Verfahren erprobt und sicher sei, und obgleich Sonja das rational akzeptiert
hatte, war das Gefühl der Leere, das aus ihrer nunmehr wieder zusammengeschrumpften
Gebärmutter drang, mit Argumenten nicht zu bekämpfen. Sentenza selbst
hatte jeden Blickkontakt mit seiner Frau vermieden, von einem kurzen Gruß
abgesehen, denn der sehr lebhafte Traum drängte sich immer wieder in seine
Erinnerung. Als er An'ta am Tisch erblickt hatte, war er beinahe rot angelaufen.
Sonja hatte die unnachahmliche Fähigkeit, derlei sofort zu erkennen, und
was er jetzt am allerwenigsten gebrauchen konnte, waren lästige Nachfragen.
Also bemühte er sich um Selbstbeherrschung, was angesichts des Themas dieser
Besprechung gar nicht so schwierig war: Er musste sich schon sehr konzentrieren,
um die Implikationen all dessen zu begreifen, was hier vorgetragen wurde.
    Neben der Besatzung des Rettungskreuzers saßen noch einige weitere Personen
am Tisch. Da war zum einen Sally McLennane, Corpsdirektorin, die es erneut von
Regulus bis nach Vortex Outpost verschlagen hatte, um die Leitung dieser sehr
gefährlichen und völlig absurden Mission zu übernehmen. Neben
ihr saß Raumprior Siridan Dante, mit fast vollständig wieder hergestellten,
nachgewachsenen Beinen, deren Vorgänger ihr während der Schlacht um
Vortex Outpost abgeschossen worden waren. Sie war nicht die einzige Vertreterin
der Abtrünnigen Kirche, wie man sie mittlerweile nannte. Ein älterer
Mann, der in der militärischen Umgebung wie verloren wirkte, saß
direkt neben ihr. Er war ihnen bereits vorgestellt worden, doch Sentenza hatte
seinen Namen schon wieder vergessen. Er war ein Experte in der Geschichte des
Zweiten Imperiums, ein Historiker und Gelehrter, der sie auf dieser sehr gefährlichen
...
    Sentenza schob die Adjektive beiseite. Ihre beständige Wiederholung machte
die Situation auch nicht besser oder würde gar ihr ungläubiges Staunen
angesichts der technologischen Fortschritte beseitigen. Einer der Hauptverursacher
dieses Fortschrittes saß ebenfalls bei ihnen, soweit man dabei von einer
sitzenden Position sprechen konnte. Niemand hatte sich lange mit seiner Originalbezeichnung
aufgehalten, alle nannten ihn nur »Jack« und er war ein Movator, ein
Mitglied jener intelligenten Roboterzivilisation, deren letztes Trägerschiff
vor einiger Zeit nach einem unfreiwilligen temporalen Sprung den Outsidern entkommen
war. Und gerade diese unfreiwillige Zeitreise war es, die die Aufmerksamkeit
der Forscher geweckt hatte, verstärkt nur noch durch das Artefakt, dass
ein gewisser Schluttnick vor kurzem in der Station abgeliefert hatte. Alles
Puzzleteile, die sich wunderbar zusammenfügten, aber nicht notwendigerweise
zu einem Bild, das in Sentenza Begeisterung auslöste.
    Tatsächlich war er eher gereizt.
    Prior Raphael Panettone, der zweite Geistliche neben Dante, musterte die Runde
mit der enervierenden Gelassenheit und Sympathie, die Sentenza bei Kirchenvertretern
schon immer auf die Nerven gefallen war. Was ihn wohl am meisten störte,
war die Tatsache, dass Panettone die Gelegenheit, mit der Ikarus in die
Vergangenheit vor der Großen Stille zu reisen, um dort die Pläne
für den Bau der Hyperbombe zu erbeuten, mit sanftem Interesse, aber keinesfalls
der Nervosität und Begeisterung betrachtete, die Sentenza eigentlich erwartet
hatte. Sentenza konnte Leute, die so penetrant in sich ruhten, einfach nicht
leiden. Und er wollte auch gar nicht wissen, warum das so war. Wahrscheinlich
erinnerte ihn sein Traum und seine Reaktion darauf an die Tatsache, dass
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