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Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille
Autoren: Dirk van den Boom
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Ingenieurin
war, wie immer, ganz professionell. Es gab Arbeit, und es gab nichts, was die
Frau mehr liebte, als ihren Job zu tun.
    »Ja, das ist eine schwierige Frage«, erwiderte der Geistliche und
legte eine Kunstpause ein. »Es hängt etwas davon ab, wo wir herauskommen.
Ich schlage vor, nach dem Zeittransfer unweit des Guriad-Systems aufzutauchen.
Uns liegen gesicherte Informationen darüber vor, dass dort, hinter der
Frontlinie, bis zur Großen Stille eine beträchtliche imperiale Kolonie
namens Ephalus existiert hat, von der man aber nicht sagen kann, dass sie besondere
strategische Bedeutung gehabt habe. Von Guriad ausgehend müssen wir recherchieren
und den Standort der Forschungsstation ermitteln, in der die Hyperbombe entwickelt
wurde. Oder wird, wenn wir dort sind.«
    »Darüber gibt es keine Aufzeichnungen?«, vergewisserte sich Weenderveen.
Der Prior machte eine abwägende Handbewegung.
    »Doch, aber widersprüchliche. Der zweite Grund für meine Wahl
des Systems ist, dass viele Dokumente darauf hinweisen, dass besagte Station
irgendwo in dem Sektor zu finden sein dürfte. Das ist natürlich eine
gewisse Spekulation. Ich kann sehr schlecht ermessen, ob es sich bei meinem
Archivalien nicht etwa um gefälschte oder unvollständige Aufzeichnungen
handelt. Auch damals haben sich die Outsider Kollaborateuren bedient, um an
Informationen zu kommen, und die Imperiale Spionageabwehr hat daher viele falsche
Fährten gelegt, um die Maulwürfe abzulenken.«
    »Was machen wir, wenn wir die Station nicht finden?«, hakte nun Thorpa
nach. Panettone sah wieder Sentenza an, der sich räusperte. Diese Frage
war sicher die am schwierigsten zu beantwortende.
    »Nun, letztendlich müssen wir vor Ort entscheiden, wann und ob wir
abbrechen«, erklärte der Captain. »Unsere Aufenthaltsdauer hat
im Prinzip nur ein Limit: Ausreichende Vorräte für uns und die Funktionsfähigkeit
der Ikarus . Wenn eines von beiden gefährdet ist, müssen wir
die Rückreise antreten. Aber es gibt noch einen weiteren wichtigen Punkt
zu beachten, nämlich den, den die Direktorin bereits angedeutet hat: Ich
habe wenig Ahnung von Zeitmechanik, aber die Experten haben mir gesagt, dass
ein Rücksprung in unsere Gegenwart die verstrichene Zeit in der Vergangenheit
mit einbeziehen muss. Das heißt: Wenn wir hier abfliegen und drei Wochen
in der Vergangenheit zubringen, dann zurückkehren, sind auch hier drei
Wochen vergangen. Was eingangs gesagt wurde zur Dringlichkeit unserer Mission
gilt also auch für unseren Aufenthalt in der Vergangenheit: Wir müssen
so schnell wie möglich sein, wenn unser Auftrag nicht vergeblich sein soll.«
    »Ein weiteres Problem sollte nicht unerwähnt bleiben«, hob nun
der Geistliche erneut an. »Das ist das möglicher Zeitparadoxa. Ich
weiß, dass sich jeder von Ihnen darüber bereits Gedanken gemacht
hat und ich selbst bin kein Experte in temporaler Physik. Es ist ein sehr schwieriges
Thema. Töten wir in der Vergangenheit jemanden, dann könnte es passieren,
dass es der Vorfahr etwa von Captain Sentenza ist und er würde logischerweise
nie existieren. Andererseits ist unsere Reise in die Vergangenheit bereits Geschichte,
wenn sie erfolgreich war, und die Gegenwart ist bereits so, wie sie sein sollte.
Möglicherweise haben wir den Vorfahren von Captain Smith in der Vergangenheit
umgebracht und die temporale Entwicklung hat dann zur Einsetzung Sentenzas als
Kommandanten der Ikarus geführt. Es gibt auch genügend Theoretiker,
die der Ansicht sind, Zeit sei nur eine Wahrnehmungskrücke von uns materiellen
Individuen, eine Krücke, an der wir Fortschritt und Entwicklung wahrnehmen
können, die aber in Realität gar nicht existiert. Stattdessen ist
alles, und das sozusagen gleichzeitig, und Paradoxa sind gar nicht möglich,
da ... nun, alles was geschehen kann und wird und geschah bereits vorhanden
ist. Es hat etwas metaphysisches, dies zu diskutieren.«
    Er blickte in die nachdenklichen Gesichter seiner Zuhörer. Zu seiner Überraschung
fand er in ihren Zügen weder Ablehnung noch völlige Verwirrung. Offenbar
hatte sich tatsächlich jeder schon so seine Gedanken gemacht und eigene
Schlüsse gezogen.
    »Ich möchte einfach vorschlagen, dass wir uns so weit zurückhalten,
wie es uns nur möglich ist«, schlug der Geistliche vor. »Wir
stellen durch unser bloßes Auftauchen bereits einen temporalen Eingriff
dar. Das
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