Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1115 - Die Tränen des Toten

1115 - Die Tränen des Toten

Titel: 1115 - Die Tränen des Toten
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Ein großer, viereckiger Sarg, in dem es nicht einmal Fenster gab, nur Lüftungsschlitze und eine Klimaanlage.
    In seiner Umgebung war es still. Kein Wasser rann plätschernd aus den ansonsten speienden Figuren der Brunnen, die sich wie kleine Schmuckstücke im Garten verteilten. Nichts sollte die Totenruhe stören.
    Auch Stimmen waren nicht zu hören. Niemand sprach, es spielte keine Musik, der große Garten wirkte wie eine Insel. Die dunklen Blätter der Rhododendrensträucher hingen schlapp in der schwülen Luft. Es war warm, obwohl keine Sonne zu sehen war. Aber die schwüle Luft hatte die Oberhand gewonnen. Sie verteilt sich wie Blei auf dem Gelände, auf dem auch das Wohnhaus stand.
    Vögel segelten durch die Luft. Selbst sie hatten ihr Singen eingestellt, als wollten sie die Totenruhe nicht stören. Wenn Suko sich drehte, schaute er auf die gläserne Rückseite des Hauses. Es war ein Wintergarten, in dem Korbstühle und Tische standen. Auch er war leer. Sein Glas sah aus wie stilles Wasser, dessen Oberfläche von keinem Windhauch gekräuselt wurde.
    Suko drehte sich, als er die Schritte hörte. Die beiden Männer waren plötzlich aufgetaucht. Er hatte sie zuvor nicht gehört, und, sie bewegten sich wie Geister, obwohl sie danach nun wirklich nicht aussahen. Zu ihren weißen Hemden trugen sie dunkle Anzüge. Der Stoff spannt sich über die breiten Schultern hinweg. Zwei Leibwächter, die für ihre Chefs das Leben riskierten.
    Sie blieben dicht beieinander, als sie auf Suko zuschritten. Ihre Augen waren mandelförmig geschnitten. Die Haut der Gesichter wirkte wie Teig.
    Vor Suko blieben sie stehen.
    Kein Wort wurde gesprochen. Sie schauten nur. Dabei bewegte sich nichts in den Augen.
    »Kann ich jetzt hinein?« fragte Suko.
    Beide nickten gleichzeitig.
    »Wie schön.« Innerlich mußte er lächeln. Er mochte diese Typen nicht, die sich verhielten, als hinge von ihnen ganz allein das Schicksal der Welt ab.
    Einer von ihnen zog eine flache Karte aus der Tasche. Er ging an Suko vorbei und schob die Karte in einen passenden Schlitz. Noch immer hatten sie kein Wort gesprochen. Es war ihnen auch nicht anzusehen, ob sie Suko positiv oder negativ gegenüberstanden. Sie taten nur ihren Job, und das über den Tod ihres Herrn hinaus, denn der lag in seiner eigenen Leichenhalle.
    Es war Tuma Agashi, der dort aufgebahrt war. Ein Mächtiger, ein Mensch und gleichzeitig so etwas wie ein Gott. Das jedenfalls hatte man Suko berichtet.
    Jetzt war der Gott oder der Mensch gestorben. Er war den Weg alles Irdischen gegangen. Man hätte ihn begraben oder verbrennen können, aber man hatte Suko geholt. Agashi starb nicht einfach so, war ihm von der Botschaft seines Landes übermittelt worden. Nicht einer wie er, dem große, internationale Beziehungen nachgesagt wurden. Der viel Macht besessen hatte und ebenfalls mit Dingen in Verbindung stand, die anderen Menschen fremd blieben.
    Persönlich hatte Suko ihn bis auf den heutigen Tag noch nicht gesehen. Er wußte nur aus Zeitungen oder aus Erzählungen von Dritten, daß Tuma Agashi einen gewissen Einfluß besessen hatte. Er hatte bis in die höchsten Etagen der Wirtschaft gereicht und auch bis in die Regierungen hinein.
    Es war nicht bekanntgeworden, wie er gestorben war. Um sein Ableben rankte sich ein Geheimnis, das Suko aufklären sollte. So jedenfalls hatte er seinen Chef, Sir James, verstanden.
    Er hätte gern seinen Freund und Kollegen John Sinclair mitgenommen. Der Wunsch war von ihm auch vorgetragen worden. Dagegen hatte die andere Seite etwas gehabt, und so war Suko diesen Weg allein gegangen, um hinter das Geheimnis des Toten zu gelangen.
    Die Tür war jetzt offen. Einer der Leibwächter drückte seine Hand dagegen. Sehr leicht schwang sie nach innen, sicherlich unterstützt durch eine mechanische Hilfe.
    Die Bodyguards bauten sich zu beiden Seiten der Tür auf und nickten Suko synchron zu.
    »Danke, Freunde.«
    Sie erwiderten nichts. Welche wie sie mußten sich als starre Figuren in einem bestimmten Schachspiel fühlen. Zu sagen jedenfalls hatten sie nichts. Oder sie redeten nur, wenn sie angesprochen wurden.
    Suko hatte kaum zwei Schritte hinter sich gelassen, als er den Geruch wahrnahm. Es war ein süßlicher Duft, der den vier flachen Schalen entströmte, die auf beinhohen Säulen standen und aussahen wie metallische Teller.
    Nach dem dritten Schritt wich das Dunkel. Suko hatte einen im Boden eingelassenen Kontakt berührt, und die Welt in dieser ungewöhnlichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher