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1115 - Die Tränen des Toten

1115 - Die Tränen des Toten

Titel: 1115 - Die Tränen des Toten
Autoren: Jason Dark
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und Agashi zu bringen. Bewaffnet war er mit der Beretta, der Peitsche und dem Stab.
    Mit einer Kugel würde er nichts ausrichten. Also blieb ihm die Peitsche, wenn er eine Flucht verhindern wollte. Er zog sie hervor. Suko wollte noch nicht zuschlagen, aber er wollte kampfbereit sein, wenn es darauf ankam.
    Seine Handflächen waren mit einem dünnen Film aus Feuchtigkeit beklebt. Als er den Kreis schlug und die drei Riemen aus der Öffnung rutschten, bewegte sich Agashi. Eigentlich konnte Suko sich nicht vorstellen, daß diese Gestalt genau merkte, was er vorhatte, aber sie reagierte.
    Die Arme rutschten nach unten.
    Der Kopf wurde leicht angehoben.
    Blutaugen starrten Suko an!
    Blut wie Tränen, die längst getrocknet waren. An den Seiten waren sie noch hervorgequollen und hatten sich auf der Haut festgesetzt. Die roten, dünnen Fäden sahen aus wie von Pinselstrichen hinterlassen.
    Suko bewegte sich nicht. Er wollte warten, bis Agashi etwas tat. Vielleicht griff er an. Vielleicht wollte er seine kalten Totenklauen um Sukos Hals legen, damit er ihn erwürgen konnte.
    Nichts von dem trat ein.
    Agashi wartete. Er gab auch nicht zu erkennen, ob er Suko als Feind ansah oder nur als einen neutralen Zeugen. Die Stille hatte sich wieder ausgebreitet wie eine Last, und der aus den Schalen dringende Geruch kam Suko noch intensiver vor.
    Der Tote lebte auf seine Art und Weise. Davon ging Suko jetzt aus. Das war der erste Schritt gewesen. Er wollte auch einen zweiten versuchen und Agashi ansprechen. Dabei hoffte er, auf die eine oder andere Weise eine Antwort zu erhalten, vielleicht durch eine Bewegung, ein Zeichen oder eine Stimme.
    »Wer bist du wirklich?« fragte er leise.
    Der »Tote« schwieg. Allerdings mußte er die Frage verstanden haben, denn er bewegte für einen Moment den Kopf. Suko wußte nicht, was er damit andeuten wollte.
    »Wo willst du hin?«
    Er hörte nichts.
    Dann hob er die Peitsche an. Er ließ die Riemen wie prüfend durch seine linke Handfläche gleiten, bevor er sie wieder senkte und ihnen Kontakt mit dem Boden gab.
    Es kam selten vor, daß Suko nicht wußte, wie er sich in bestimmten Situationen verhalten sollte.
    Hier war es so. Er wußte einfach nicht, was richtig oder falsch war. Zudem war das Skelett aus der Wand verschwunden. Das durfte er auch nicht vergessen. Es schwebte wie ein Trumpf in der Hinterhand.
    Tuma Agashi bewegte sich plötzlich. Die an den beiden Seiten des Körpers herabhängenden Arme spreizte er zu den Seiten ab. Er streckte seine Finger. Die Bewegungen der Haut übertrugen sich auch auf die dort klebenden Blutfäden, so daß sie zitterten und aussahen, als würden sie wandern.
    Der ungewöhnliche Zombie schüttelte den Kopf. Leicht nur, nicht bedeutungsvoll. Eher eine unwillige Bewegung.
    Suko versuchte es noch einmal. »Wo willst du hin?«
    Er erhielt eine Antwort. Nur anders, als er sie sich vorgestellt hatte.
    Hinter ihm öffnete sich eine Tür. Das Geräusch hatte er nicht vergessen.
    Er drehte sich und wartete, bis die Tür aufgeschwungen war. Sie stand bis zum Anschlag offen.
    Der Blick hätte durch den Garten streifen können. Nein, das war im Augenblick nicht so, denn vor der offenen Tür ballte sich eine dichte, breite und hellgraue Nebelwolke mit einem dunkleren Zentrum zusammen. Es fiel Tageslicht in dieses Mausoleum, aber es war verschwommen und hatte durch die Filterung des Nebels einen großen Teil seiner Kraft verloren.
    Jetzt sah Suko auch die beiden Leibwächter wieder. Die Männer in den schwarzen Anzügen hatten sich bisher nicht gerührt und sich äußerst ruhig verhalten.
    Plötzlich redeten sie. Suko wunderte sich, daß sie Stimmen besaßen. Sie unterhielten sich auf Japanisch und waren beide aufgelöst. Suko sah sie vor der Nebelwand im Innern des Raumes von einer Seite zur anderen huschen. Und er sah auch, daß sie bewaffnet waren, denn sie hielten schwere und großkalibrige Waffen in den Händen. Von zwei Seiten richteten sie die Mündungen der Waffen auf die Nebelwolke mit dem dunkleren Zentrum. Um Suko oder Agashi kümmerten sie sich nicht.
    Wichtig für sie war der Nebel.
    Beide waren durcheinander. Die Ereignisse hatten sie überrollt, und sie wußten nicht, wie sie sich verhalten sollten. In ihren Gesichtern malte sich die Überraschung ab.
    Dann schauten sie zu Suko.
    Einer schrie ihm etwas zu. Aus der Stimme hörte er die Angst hervor. Mit den freien Händen gaben sie ihm Zeichen, zu verschwinden, aber Suko schüttelte den Kopf. Er hoffte, daß
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