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1115 - Die Tränen des Toten

1115 - Die Tränen des Toten

Titel: 1115 - Die Tränen des Toten
Autoren: Jason Dark
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nach den Leibwächtern Ausschau.
    Nein, da gab es keine Bewegung. Kein Atmen, kein Husten, einfach nichts.
    Längst waren Suko darüber Zweifel gekommen, ob Agashi tatsächlich normal tot war. Konnte es sein, daß ihm die Eingeweide entnommen und er dann mit Blut gefüllt worden war?
    Wilde Gedanken und Vermutungen schossen Suko durch den Kopf. Zu einem Resultat kam er nicht.
    Er wußte auch zu wenig über die Hintergründe des Mannes. Jetzt war ihm auch klar, weshalb man ihn so versteckt gehalten hatte.
    Die Arme der Leiche waren nicht auf der Brust verschränkt. Sie lagen an den Seiten des starren Körpers mit Händen, deren Finger nach vorn gestreckt waren. Auch ihre Haut zeigte die gleiche Glätte wie die im Gesicht und an der freiliegenden Schulter. Der Tote trug kein Schmuckstück. Suko sah nicht einmal Haare, und das von der Decke fallende Licht gab der Haut einen fremden kalten Glanz.
    Sein Blick schweifte über den Toten hinweg und konzentrierte sich auf die Felswand. Es war mehr Zufall, daß er dorthin schaute. Außerdem wollte er sich nicht durch den Anblick der Leiche bei seinen Überlegungen ablenken lassen.
    Die einzelnen und fest zusammengefügten Steinplatten sahen aus wie eine Grabmauer. Nicht glatt.
    Uneben. Scharf und weich zugleich. Vom geheimnisvollen Totenlicht bestrahlt. Unregelmäßig zusammengefügt, aber trotzdem nicht ohne Muster.
    Eines fiel ihm auf.
    Er sah etwas, das sich von oben nach unten hinzog. Es war in das Gestein eingraviert worden.
    Es war nicht farbig. Es paßte sich dem Hintergrund sehr gut an. Suko mußte schon genau hinschauen, um etwas Genaues erkennen zu können. Er glaubte auch nicht mehr an eine dünne Zeichnung, denn es stellte sich heraus, daß dieses Ding, das sich im Stein abmalte, ein sogenannter Einschluß war.
    So etwas fand man öfter. In Kohlegruben waren Abdrücke von Tieren und Pflanzen einer längst versunkenen Welt gefunden worden. Nur durch diese Überreste hatte man der Flora und Fauna der Vergangenheit auf die Spur kommen können.
    Man stellte Steine in Museen aus, die diese Abdrücke trugen. Schulklassen wurden hingeführt. Man konnte nachvollziehen, wie es in der Urwelt ausgesehen hatte. Dafür gab es entsprechende Computerprogramme, die eine versunkene Welt digital wieder auferstehen ließen.
    Hier nicht.
    Hier war das Urstück. Und Suko schaute sehr genau hin. Er war allerdings enttäuscht, daß er kaum etwas erkennen konnte. Nur Umrisse, die leicht verschwommen waren, weil sie die Farbe des Steins angenommen hatten.
    Das Gebilde interessierte den Inspektor jetzt mehr als der Tote. Er setzte sich wieder in Bewegung, passierte die untere Seite der Altarplatte und brauchte dann nur drei kleine Schritte zu gehen, um vor der Wand zustehen und damit dicht vor dem Ziel.
    Das von der Decke fallende Licht war zu weich und zu nebulös, als daß Suko etwas Genaues hätte erkennen können. Er mußte schon seine Lampe zu Hilfe nehmen und strahlte die Konturen ab. Lange brauchte er nicht zu suchen. Schon sehr bald war ihm klar, woraus dieser Einschluß bestand.
    Aus Knochen!
    Nicht aus den Knochen eines Tieres, die hier durch das Gestein zusammengedrückt worden waren.
    Was sich hier abzeichnete, war tatsächlich ein menschliches Skelett.
    Für einen Moment hielt Suko den Atem an, weil er mit einer derartigen Entdeckung nicht gerechnet hatte. Das Skelett lag schräg in der Wand. Der Schädel war ebenso deutlich zu erkennen wie der Körper, und sogar die leeren Augenhöhlen fielen ihm auf.
    Suko wurde von einem kalten Hauch gestreift. Tatsächlich war es nur seine eigene Gänsehaut. Sein Blick hatte sich an den Augen des Skeletts festgesaugt, und er mußte zugeben, daß sie eine gewisse Ähnlichkeit mit denen des Toten aufwiesen. Waren sie identisch?
    Er schüttelte den Kopf, denn er hatte etwas gesehen. Ein leichtes Flackern, eine Bewegung in den toten Augen.
    Das konnte nicht sein!
    Dann hörte er das Geräusch. Es stammte nicht vom Skelett, sondern war hinter seinem Rücken aufgeklungen. Ein leichtes Schaben. Da hatte sich etwas bewegt.
    Suko trat zur Seite und drehte sich zugleich herum.
    Er erstarrte.
    Was eigentlich unmöglich war, das lief nun vor seinen eigenen Augen ab.
    Die Leiche war dabei, sich zu erheben!
    ***
    Das Schaben war entstanden, weil der Kuttenstoff über das Gestein hinweggeglitten war. Ein völlig normales Geräusch. In Verbindung mit dem Erwachen der Leiche war es als grauenvoll anzusehen.
    Tuma Agashi bewegte sich steif. Er selbst setzte
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