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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen
Autoren: Sylke Brandt
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wollen?«
    »Gerüchte!«, ächzte Alfar, aber die trockenen Anklagen kamen
wie ein Schock für den alten Mann. Decorian mit dem Wahnsinnigen Joran?
War das der Grund, weswegen die Kirche keine Schiffe entsandt hatte, als die
große Schlacht bei Vortex Outpost stattfand? Konnte das wahr sein?
    »In der Welt der Kirche tarnen sich viele Wahrheiten als Gerüchte,
Bruder. Oder als Ketzerei und Verrat. Es ist eine gute Tradition, Jahrtausende
alt, um mit unliebsamem Wissen umzugehen.«
    »Und woher kommt dieses Wissen, Schwester? Von Prior Serbald? Er kann selbst
getäuscht worden sein. Es ist sicher nur ein großer Irrtum!«
    »Nein, ich denke nicht.«
    Bruder Alfar straffte sich, seine Gedanken kreisten wild umher, der Sturm in
seinem Herzen nahm zu. Er fühlte sich schwindelig. Mit letzter Kraft fand
er Halt an einer Aussage, die keinen Widerspruch erlaubte.
    »Decorian ist unser Erzprior. Ihm gilt meine Loyalität.«
    Schwester Immata nickte. Weder lächelte sie, noch wirkte sie verärgert,
nur nachdenklich. Sie wandte sich um und schickte sich an zu gehen, aber vorher
sah sie ihm noch einmal in die Augen.
    »Das ehrt Euch, Bruder Alfar. Aber die Frage ist: wem gilt die Loyalität
Decorians?«
    Dann war sie verschwunden.
    Der Abendgesang endete mit einem letzten hellen und reinen Ton, der in der großen
Kirche verklang. In der Stille heulte der Sturm.
    Bruder Alfar schloss gequält die Augen.
     

 
2.
     
    Kentnoks Schritte verloren auf dem Weg durch die schlichten Korridore ihren
Schwung und schließlich schlich er so langsam wie möglich durch die
Gänge, seine Werkzeugtasche fest umklammert. Ein angestrengter Ausdruck
lag auf seinem Gesicht. Einerseits war Kentnok froh, sich eine Weile in Fabrikhalle
1 aufhalten zu können, andererseits ging er nicht gerne dorthin. Dieses
ambivalente Verhältnis hatte damit zu tun, dass es nur wenige Arbeiter
in diesem Herzstück der ganzen großen Anlage gab. Das hieß,
er konnte sich oft in Ruhe ein Plätzchen suchen und die Arbeit langsam
angehen lassen. Gleichzeitig fühlte er sich aber sehr alleine mit der Maschine und das gab ihm stets ein Gefühl, als würden ihm Dutzende von kleinen
Insekten den Rücken rauf und runter kriechen. Kentnok wusste, dass es ihm
nicht alleine so ging, was auch den mangelnden Arbeitseifer seiner Kollegen
erklärte. Die Maschine war bedeutend, wichtig, streng geheim und
trotzdem über alle Grenzen hinweg berühmt. Und sie war ihm schlichtweg
unheimlich.
    Als er den Zugang zur Fabrikhalle 1 erreicht hatte, schob Kentnok seine Hand
in das Lesegerät und wartete, bis die Anlage ihn erkannt hatte. Die Öffnung
war so groß wie eine Schuhschachtel und Kentnoks Hand hatte genug Platz
darin. Aber er erinnerte sich, wie er letztes Jahr den Fabrikdirektor auf einem
Rundgang gesehen hatte – nunja, auf einem Rundflug, denn er hatte seine
herrlichen Massen auf einem Schwebesessel durch die Gänge bewegt. Bei ihm
waren einige Vertreter der Regierung gewesen, eine beeindruckende Prozession,
die alle Beobachter mit dem Rücken an die Wände der Flure drückte.
Der Direktor hatte darauf bestanden, die Tür zur Fabrikhalle 1 eigenhändig
zu öffnen und seine Finger mühsam in das Lesegerät gequetscht.
Und dann war er dort stecken geblieben. Der Abtastlaser wurde irgendwann wild
und begann damit, Muster in die Hand des Direktors zu brennen, es gab ein riesiges
Geschrei und viel Chaos und keiner kam an die Hand des Direktors heran, um ihm
zu helfen. Ein beherzter Techniker legte schließlich die Fluganlage des
Sessels lahm und als der Direktor höchst unelegant abstürzte, reichte
die Macht seiner Masse, um die mittlerweile schwelende Hand mitzureißen.
Der Techniker, so hieß es, hätte danach auf dem schmalen Grad zwischen
Höchstes-Strafmaß-für-die-Verletzung-und-Demütigung-eines-Vorgesetzten
und einer Großen-Belohnung-für-heldenhaftes-Handeln geschwebt. Schließlich
hatte man es für besser befunden, ihn einfach zu vergessen. Wahrscheinlich
war er darüber letztlich nicht unglücklich gewesen.
    Es dauerte noch einen Moment, dann öffnete sich die Sicherheitstür
mit einem sanften Zischen und Kentnok konnte in die Werkhalle treten.
    Sie war enorm groß und an den Wänden türmten sich phantastische
Maschinen bis in eine Höhe von vier Metern. Zahllose Lichter und Anzeigen
blinkten hier in beständigem, hypnotischem Wechsel und ein sonores Brummen
zeugte von
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