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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen
Autoren: Sylke Brandt
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und die gelangweilten Techniker zu viel Zeit für
Plaudereien. Immerhin saßen viele von ihnen auch im Fabrikrat für
Positive Propaganda und Augenwischerei, der die offiziellen Aussagen zur Maschine machte.
    Kentnok schnaubte verächtlich, wenn er an die Erklärungen dachte,
hochgeniale Wissenschaftler würden die Gimmicks erfinden und es sei ein
Symbol der geistigen Überlegenheit der Schluttnicks, dass sie den anderen
Völkern nicht verrieten, wofür genau sie gut waren. Man wollte dadurch
ihren Forscherdrang anregen und würde hoffen, sie irgendwann in der gleichen
Liga der Inspiration und Fertigkeit begrüßen zu dürfen. Kentnok
wusste nicht, ob irgendeiner der Käufer das glaubte.
    Fakt war, dass die Maschine seit ihrer Aktivierung sonderbare Artefakte
produzierte, wenn man sie mit ausreichendem Grundmaterial fütterte. Man
gab schlichtweg auf der einen Seite alle Rohstoffe hinein, auf der anderen kamen
die fertigen Geräte heraus. Groß wie ein Schrank, klein wie eine
Butterdose und immer ohne Betriebsanleitung. Was dazwischen geschah, wusste
niemand. Der einzige Techniker, der je den Plan hatte, die Maschine zu
öffnen und ihr beim Arbeiten zuzusehen, fristete seit diesem Gedankenblitz
sein Leben auf einer abgelegenen 1000-Kalorien-Strafkolonie auf einem kleinen
Mond, über den kein respektabler Schluttnick gerne sprach. So hatte die Maschine ihr Geheimnis – und ihre Betriebsfertigkeit – bewahrt.
    Gelegentlich wurde ein Technikerstab damit beauftragt, einen der Knöpfe
an der Maschine zu betätigen oder einen Regler zu verschieben. Nach
tagelanger Beratung wurde ein Freiwilliger vorgeschickt, es zu versuchen. Mit
gefasstem Heldenmut drückte er dann eine Taste, überlebte zumeist
(es hatte Todesfälle durch Herzversagen wegen der Aufregung gegeben, deswegen
war man dazu übergegangen, die Ehre dieser Handlung an weniger hochrangige
und somit dünnere und strapazierfähigere Techniker zu geben) und danach
produzierte die Maschine etwas anderes. Die Schalterstellungen wurden
seit Jahrzehnten genau dokumentiert, aber es gab so viele, dass die Zahl der
Kombinationen gegen Unendlich ging.
    Die letzte Änderung war vor vier ganzen Wochen vorgenommen worden. Seitdem
summte die Maschine vor sich hin, verbrauchte gelegentlich ein paar wenige Rohstoffe,
gab aber kein Artefakt frei. Niemals zuvor hatte die Produktion eines Gegenstandes
so lange gedauert! Mehrere große Schlutterware-Bestellungen waren eingegangen
und der Firmendirektor tobte und zitierte jeden Tag einen anderen Techniker
zu sich, um ihn so platt wie ein Plätzchen zu schreien, ehe er ihn wieder
gehen ließ. Natürlich hatten die Techniker keine der Antworten, die
ihr Vorgesetzter forderte. Sie murmelten hilflose Floskeln von dejustierten
Programmierungsmatrixen und rätselhaften internen Spannungsfluktuationen
und versuchten damit gekonnt von ihrer kompletten Hilflosigkeit abzulenken.
Derweil hofften und beteten sie, dass die Maschine endlich zu einem Ergebnis
kommen mochte – was sie nicht tat.
    »So geht es nicht weiter«, vernahm Kentnok hinter sich eine nervöse
Stimme und trat rasch ein paar Schritte in den Schatten einer der Placebo-Maschinentürme.
Irgendetwas in ihrem Inneren gurgelte und ein leichter Geruch nach Praahl lag in der Luft, eine kleine Pfütze grünlicher Flüssigkeit schimmerte
auf dem Boden vor einer Klappe. Verwundert kam Kentnok der Verdacht, dass nicht
alle Kolosse hier komplett nutzlos zu sein schienen – dieser hier war offensichtlich
der größte Getränkespender, den es je gegeben hatte. Er nahm
sich vor, bei späteren Besuchen herauszufinden, wie genau er dem Ding einige
Becher Praahl entlocken konnte. Das würde seine Einsätze hier
noch um einiges angenehmer machen ...
    Jetzt interessierten ihn mehr die drei Techniker in dunklen Kitteln, die vor
die Maschine getreten waren. Der Sprecher musterte den schmucklosen Apparat
finster und wirkte sehr entschlossen.
    »Der Firmendirektor hat mich bereits zum dritten Mal zu sich gerufen. Noch
einmal und ich brauche einen Satz neuer Trommelfelle! Er hat einen ganzen Teller
Suppe nach mir geworfen in seiner Wut und ihr wisst, was das bei dem Direktor
heißt.«
    Die anderen murmelten mitfühlend. Die Suppe des Direktors war berüchtigt.
In der riesigen Schüssel, die er einen Teller nannte, fand sich so ziemlich
alles, was ein durchschnittlicher Einkaufsmarkt zu bieten hatte
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