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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen
Autoren: Sylke Brandt
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Neuankömmlings und zuckte dann zusammen.
    »Schwester Immata!«, wisperte er heiser. Die stämmige Frau wandte
sich zu ihm um und lächelte, das Netz feiner Linien um ihre Augen war das
einzige Anzeichen ihres vorgerückten Alters.
    »Ich grüße Euch, Bruder Alfar. Es ist eine unangenehme Nacht,
nicht wahr? Was für ein Wetter ...« Regentropfen glitzerten auf der
dunklen Wolle der dicken Kutte, die die Frau trug, und der Geruch von Sturm
haftete ihr an.
    »Schwester ...«. Bruder Alfar merkte, dass er stammelte, und holte
einmal tief Atem, um sich zu sammeln. Der Weihrauch besänftigte seine Gedanken.
»Schwester, wie kommt es, dass Ihr hier seid? Hier auf Sankt Salusa! Ihr
seid doch zusammen mit Prior Serbald ...« Der Satz verebbte, aber Schwester
Immata lachte leise und vollendet ihn.
    »Geflohen, Bruder? Ja, das sind wir wohl. Sagt, gibt es ein Kopfgeld auf
unsere Namen? Nein? Wie enttäuschend. Ich hatte gehofft, einen schönen
Steckbrief des Priors als Geschenk mit zurück nehmen zu können. Decorian
hätte sich mehr Mühe geben können.«
    Alfar zuckte unter diesen Worten sichtlich zusammen.
    »Ihr werdet gesucht«, gab er dann zu. »Prior Serbald soll sich
vor dem Kirchengericht wegen Verrats verantworten. Schwester, wenn Ihr ihn seht,
dann bittet ihn, nach Sankt Salusa zurück zu kommen! Er muss diese Sache
aufklären, er kann doch nicht auf immer versteckt bleiben!« In seiner
plötzlichen Erregtheit hatte Alfar den Ärmel der Frau ergriffen und
knäulte den nassen Stoff mit seinen hageren Fingern. »Ich bin sicher,
es liegt ein großer Irrtum vor, und wir brauchen in diesen schwierigen
Zeiten einen Mann wie Prior Sebald. Eine geistige Führung ...«
    »Oh, ist Asiano nicht Führung genug? Ich kann mir nicht vorstellen,
dass er sich nicht bemüht, zu führen, wo er nur kann.« Immatas
Antwort war mild, aber trotzdem biss sie wie eine kalte Klinge. Alfar ließ
den Ärmel los und senkte den Kopf. Asiano, dieser sonderbare Mann, den
Decorian an seine Seite geholt hatte. Gerüchte sagten, er sei der Anführer
einer Sekte gewesen, der »Erleuchteten«, einer abtrünnige Gemeinde.
Es hieß, sie hätten ihre Anhänger ausgebeutet, ja sogar getötet,
und Asiano wäre wie ein Heiland verehrt worden. Wie Decorian sich mit diesem
Mann zusammen tun konnte, war Alfar nie klar gewesen. Es hieß, Decorian
hätte die Einheit der Kirche in den schweren Zeiten wieder herstellen wollen,
es sei ein Zeichen der Versöhnung gewesen. Nicht, dass der neue Erzprior
diese Art von Gnade jetzt gegenüber Serbald und den anderen zeigen würde.
Warum also Asiano? Alfar vermied es, darüber nachzudenken, es brachte seine
Gedanken auf seltsame Pfade. Aber Schwester Immata schien mehr zu wissen, denn
sie hatte Recht: Asiano hatte in der kurzen Zeit, die er hier war, alles daran
gesetzt, sich einzumischen. Als Fedayin-Kommandant und mit einer sonderbaren
Gruppe von Elitekämpfern – seine eigenen Anhänger, hieß
es, fanatische Gläubige, die nur ihm gehorchten! –, und mit der Billigung
Decorians hatte er Stück für Stück immer mehr an Einfluss gewonnen.
Wenn Alfar ehrlich war, lag das nicht an seinem unbestreitbaren, gefährlichen
Charisma. Die Leute fürchteten ihn. Und die Ereignisse der letzten Zeit
hatten den Mut der Kirchenleute erschüttert. Viele begrüßten
die starke Hand des neuen Erzpriors. Aber nicht alle.
    Sein langes Schweigen schien Schwester Immata Antwort genug zu sein. Sie nickte
nur, als hätte er all seine Gedanken laut ausgesprochen und würde
ihnen zustimmen. Für eine Weile lauschten beide dem Abendgesang, dessen
Schönheit unberührt war von den Ereignissen, über die sie geredet
hatten.
    »Wenn Prior Sebald zurück käme und sich dem Kirchengericht stellte,
würde er eine gerechte Verhandlung bekommen? Und ebenso Prior Martinus?«
    »Gewiss!«, antwortete Alfar sofort und merkte selbst, dass mehr Überzeugung
in dem einen Wort lag, als er selber verspürte. Er klang wie das Kind,
das den Diebstahl des Kuchens leugnete, noch während es auf beiden Backen
kaute. »Ich ... hoffe es«, setzte er dann leiser hinzu.
    »Hoffnung ist in diesem Fall nicht genug, Bruder«, bemerkte Immata.
»Wusstet Ihr, dass Decorian mit dem ehemaligen Kronprinzen des Multimperiums
Joran gemeinsame Sache macht? Und das Joran mit den Outsidern verbündet
ist, die unsere Galaxis erobern und uns alle versklaven
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