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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen
Autoren: Sylke Brandt
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geheimnisvoller Aktivität in ihrem Inneren. Die dunkelgrauen,
in ihrer Masse bedrohlichen Anlagen strahlten wuchtige Wichtigkeit aus, rote
und goldene Beschriftungen unterstrichen diesen Eindruck. Hin und wieder erscholl
ein glockenähnlicher Ton, der irgendeine Warnung oder Erfolgsmeldung sein
mochte. Die Arbeiter, die hier unterwegs waren, trugen weite, dunkle Kittel,
passend zu den Maschinen, und sahen alle sehr bedeutend aus. Sie hatten digitale
Klemmbretter dabei, auf denen sie ständig etwas einzutragen oder zu kontrollieren
schienen, und nahmen sich nicht einmal die Zeit, Kentnok auf seinem Weg durch
die Halle zuzunicken. Das kümmerte den Atmosphärenmanipulator wenig.
Sie mochten nicht viel von ihm und seiner Arbeit halten, aber wenn sie die Gedanken
hinter seiner stoischen Maske hätten lesen können, hätten sie
ihre Meinung ändern müssen.
    Denn Kentnok hatte sie längst durchschaut.
    Er hatte nur wenige Wochen und ein paar Einsätze in Fabrikhalle 1 gebraucht,
um zu einer verblüffenden Erkenntnis zu kommen. All diese dunkelgrauen,
goldverzierten Riesenmaschinen waren zu absolut nichts gut. Sie blinkten, sie
gaben Töne von sich, aber sie taten nichts.
    Gar nichts.
    Ihr einziger Sinn war es, die Besucher des Fabrikdirektors zu beeindrucken und
deren Aufmerksamkeit vom eigentlichen Herz der Anlage abzulenken. Das schafften
sie auch ganz hervorragend. Die Techniker waren Teil der Scharade – gewiss,
es waren Spitzenkräfte und jeder von ihnen hatte ein Diplom auf sahnegelbem,
dickem Pergament in der Tasche. Aber auf ihren Klemmbrettern trugen sie Tageszeitungen
und Rätselbücher durch die Gegend, Rezeptsammlungen und Spiele und
manchmal auch wissenschaftliche Literatur, damit sie geistig nicht ganz verkümmerten.
Sie waren hier, weil es ein verdammt gut bezahlter Job war, der ihnen Reichtum
und Pfunde einbrachte. Aber sie wurden im Grunde nicht gebraucht, denn die Maschine arbeitete fast ganz alleine.
    Das war auch gut so, denn keiner der Schluttnicks wusste wirklich, wie sie überhaupt
funktionierte.
    Kentnok bog um eine Ecke und kam so in den zentralen Bereich der Halle. Und
hier, fast unscheinbar gegenüber ihren riesenhaften Brüdern und in
einem aufreizend schlichten Design, stand die Maschine . Kentnok hielt
inne und musterte sie, und die Armee kleiner Insekten begann wie stets ihre
Wanderung über seinen Rücken.
    Kein Wunder.
    Er stand vor der Quelle des Reichtums der Schluttnicks.
    Die Händler waren im ganzen bekannten Universum für ihre Waren berühmt
und berüchtigt. Eines ihrer Hauptexportartikel war Schlutterware, ungemein
praktische Kunststoffboxen von der Größe eines Fingernagels (wasserdicht,
säurefest und temperaturresistent bis zum absoluten Nullpunkt, hervorragend
geeignet für den Transport von Mikrochips, Edelsteinen und Medikamenten,
zu haben in den Designrichtungen »Purpurnes Plasmafeuer« und »Hupps,
wo ist es geblieben?«, einer umgebungsanpassenden Tarnfarbe, die seltsamerweise
nicht der Renner geworden war) bis hin zu gewaltigen Boxen, in die ganze Raumschiffe
gepasst hätten (und die wegen ihrer Unzerstörbarkeit gerne von Erzminen
genutzt wurden, zumal die Bemalung mit mehrere Metern durchmessenden Blumenmustern
mit der Zeit doch abschabte). Jeder, der eine große Menge dieser Schlutterware
erstand, bekam ein Gimmick dazu. Regierungen und große Wissenschaftskonzerne
kauften regelmäßig Berge von Schlutterware und überschütteten
ihre Mitarbeiter oder Einwohner kleiner Siedlungen, die sich nicht ausreichend
wehren konnten, mit diesen Schachteln, Dosen und Containern. Was sie selbst
behielten, waren die Gimmicks. Faszinierende technische Artefakte, jedes ein
Einzelstück und alle absolut rätselhaft. Auch für die, die sie
verkauften.
    Wann genau irgendein findiger Schluttnick-Techniker es geschafft hatte, die Maschine in Gang zu setzen, wusste niemand mehr genau, was nicht zuletzt
daran lag, dass die Regierung versuchte, ihre Existenz geheim zu halten. Keiner
ahnte, wer die Maschine gebaut hatte. Sie war alt – unglaublich
alt! – und zufällig bei Bauarbeiten in einer zerfallenen, unterirdischen
Bunkeranlage entdeckt worden. Schluttnicks hatten mit ihrer Erschaffung nichts
zu tun und sie hatten allein Jahrzehnte gebraucht, um herauszufinden, wie man
sie aktivierte und mit Energie und Rohstoffen versorgte. Keiner sollte das wissen,
aber Kentnok hatte gute Ohren
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