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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen
Autoren: Sylke Brandt
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großen Festgemeinschaft nach einem üppigen
Picknick. An Sammelkarten zu kommen, die nicht die eleganten Stabraumer der
eigenen Flotte zeigten, war schwierig. Tandruk hätte sich noch monatelang
amüsiert, wenn er gewusst hätte, wie viel Kentnok für das Bild
der Ikarus bezahlt hatte, das so leicht zwischen den Fingern des Oberaufsehers
zerbrochen war.
    Ein helles Piepsen unterbrach die trüben Gedanken des Technikers. Eine
kleine Warnleuchte zeigte an, dass in der Fabrikhalle 1, dem Herz der ganzen
Anlage, der Sauerstoffanteil der Luft um 0,01% unter dem vorgeschriebenen Wert
lag. Kentnok verließ sein geistiges Jammertal, um die Skala anzustarren
und zu warten, ob sich der Fehler von selbst beheben würde. Vermutlich
lag der Wert ohnehin schon lange weit unter dieser Angabe, denn Kentnok war
sich sicher, dass die Messfühler manipuliert waren. Somit wurde seltener
Alarm ausgelöst und die Fabrik musste weniger Atmosphärenmanipulatoren
einstellen. Dass es ohnehin fünf von ihnen gab, war darauf zurückzuführen,
dass die Klimatechnik der Fabrik hoffnungslos veraltet war und häufig repariert
werden musste. Das war jedoch vorerst günstiger, als sie austauschen zu
lassen.
    Die Warnleuchte blieb hartnäckig an und nun lauschte Kentnok, ob einer
seiner Kollegen sich in der Nachbarzelle erheben und dem Fehler nachspüren
würde. Tiefe und reglose Stille erfüllte die Luft – vermutlich
saßen sie alle wie erstarrt vor den Anzeigen und wussten, dass der verloren
hätte, der sich zuerst bewegte. Verärgert schnaubte Kentnok und beugte
sich hinunter zu seiner Gerätetasche – der Tag war ohnehin ruiniert,
als konnte er sich auch auf die Suche nach einem verstopften Filter oder einer
durchgebrannten Schaltung machen. Hurra. Welch eine Herausforderung für
seinen geschulten Geist.
    Relativ mühelos wuchtete Kentnok sich aus seinem Sessel. Er war bei weitem
zu dünn, um einen Unterstützungsheber zu brauchen wie zum Beispiel
der glückliche Tandruk, und noch flink genug, um nicht die Wände des
kleinen Raumes zu streifen, als er ihn verließ. Eine Art lautloses Seufzen
ging durch die anderen vier Überwachungsbüros, als Kentnok mit energischem
Schritt durch den Gang davonzog. Sollten sie ruhig ihre Kalorien sparen. Keiner
von ihnen würde hier eine Karriere machen, die es ihm erlauben würde,
nennenswert an Gewicht zuzulegen.
    Nein, Kentnok war nicht glücklich ...

    Die Luft war erfüllt von dem schweren, würzigen Geruch des Weihrauches,
der aus kunstvollen Metallgefäßen strömte. Feine Schwaden kräuselten
sich aus dem goldenen Filigranwerk in die kühle Luft und verloren sich
in der Dunkelheit der hohen Halle. Dort oben heulte der Wind um die Mauern der
Kathedrale und sang sein eigenes, wildes Lied, das so gar nicht zu dem Chorgesang
im Inneren des Heiligtums passen wollte.
    Bruder Alfar zog unwillkürlich die Schultern zusammen und suchte so nach
Wärme im Inneren seiner Kutte. Obwohl die Stimmen der Sänger hell
und rein waren wie Gold und durch das Dämmerlicht der Kirche schwebten,
schienen sie in den Ohren des alten Geistlichen den Kampf gegen den Wind zu
verlieren. Sie waren deutlich, in perfekter Harmonie, um den Glauben zu preisen
– ein Gesang, der das Herz erfüllte und die Seele erhob. Aber der
Wind war immer da. Wenn die Töne fielen und ein kurzer Moment der Stille
eintrat, konnte man ihn hören: stetig, wütend, unbeherrscht. Dunkel
dröhnte der Sturm und würde es auch tun, wenn die Sänger längst
ihren Abendgesang beendet hatten. Bruder Alfar wusste, dass ihn der Wind früher
nicht gestört hatte. Er hatte die Überzeugung gehabt, dass der Gesang
der Gläubigen stärker war und das hatte ihn mit Mut und Frieden erfüllt.
Jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Die Lieder hatten ihren Glanz und ihre
Macht verloren. Das lag nicht an den Sängern, dessen war sich Bruder Alfar
bewusst. Es lag an ihm. Nur an ihm selbst ... der Sturm war in ihm.
    Mühsam löste sich der alte Mann aus seinen düsteren Gedanken,
als er bemerkte, dass jemand neben ihn getreten war. Das war seltsam, denn kaum
jemand stand hier in den Schatten der Empore neben dem Weihrauchgefäß,
direkt in den berauschenden Düften, die Alfar kaum mehr wahrnahm. Er hatte
sein Leben in den Kirchen verbracht, für ihn war der Rauch wie frische
Luft. Von milder Neugierde erfasst spähte der alte Geistliche unter die
Kapuze des
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