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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen
Autoren: Sylke Brandt
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bereit.«
    Für einen Moment hatte Kentnok Sorge, dass der Gleiter durch das Dach des
Hangars starten würde, aber er glitt von selbst aus dem Tor, brachte sich
in Position und hob buttercremeweich ab, ohne auf solche Formalien wie eine
Starterlaubnis warten zu müssen. So lange nicht die Matrone selber befahl,
sie aufzuhalten, würden sie mit diesem Luxusshuttle vermutlich keine Probleme
mit irgendeiner Art von Kontrolle bekommen, es sei denn, sie näherten sich
militärischem Sperrgebiet. Wie in einem Film sah Kentnok das Fabrikgelände
unter sich kleiner werden, dann tauchte die Hauptstadt im Sichtfeld auf und
verkümmerte rasch zu einem Haufen Spielzeughäuschen. Innerhalb weniger
Minuten war die Welt nur noch ein Flickwerk aus hellen und dunklen Gebieten,
über die weiße Wolkenfelder zogen. Und dann sah er, zum ersten Mal
außerhalb seiner Träume, die erhabene Kugel Schluttnick Zentrals
in ihrer ganzen Pracht und Größe.
    »Wir erreichen das Sprungtor voraussichtlich in 38 Minuten«, informierte
sie die Stimme des Computers, als der Gleiter selbständig auf den richtigen
Kurs schwenkte. Aufatmend lehnte sich Kentnok zurück. So weit, so gut.
    »Was, meinst du, wird mit dem Helden passieren, wenn das Artefakt weg ist?«,
fragte er nach einer ganzen Weile. Ruklei zögerte.
    »Ich denke, er wird einfach verschwinden. Und die Katastrophen werden aufhören.«
    »Du denkst?«, gab Kentnok zweifelnd zurück, bereute das aber
sofort. Natürlich, etwas anderes als Vermutungen anstellen konnten sie
ohnehin nicht, woher sollte Ruklei mehr wissen als er? Immerhin war es seine
Schuld, dass der Held überhaupt erst aufgetaucht war und niemand hatte
die Astronomin gezwungen, ihr ganzes Leben über den Haufen zu werfen, um
ihm zu helfen. Ruklei sah seinen zerknirschten Gesichtsausdruck und verzichtete
auf eine scharfe Antwort.
    »Was mir vielmehr Sorgen macht«, fuhr sie stattdessen fort, »ist,
dass wir das Artefakt hier bei uns haben. Und es ist immer noch aktiv.«
    Kentnok begriff fast sofort, was sie damit sagen wollte. Das Zusammensein mit
ihr, all die Erlebnisse, schienen einen trüben Schleier von seinen Gedanken
gezogen zu haben, der dort lag, so lange er sich erinnern konnte. Zumindest
seit dem Tag, an dem er seinen Traum begraben hatte, Raumfahrtingenieur zu werden.
Erstaunlich, wie lange man existieren konnte, ohne zu leben. Aber Denken und
Verstehen brachten auch Nachteile mit sich. Kentnok spürte, wie er eine
Gänsehaut bekam, als er Rukleis Überlegung folgte.
    »Der Held könnte uns folgen. Und mit ihm die Katastrophen.« Irgendwie
spürte Kentnok, dass es dumm war, die nächste Frage zu stellen, denn
sie passte so gut in das theatralische Weltbild, das den Helden zu umgeben schien.
Trotzdem konnte er sie nicht unterdrücken:
    »Aber was soll schon passieren, hier draußen im Nichts?«
    Ein heftiger Schlag gegen den Gleiter war die unmittelbare Antwort. Noch Jahre
später würde sich Kentnok fragen, ob der kleine Asteroid sie auch
getroffen hätte, wenn er den Mund gehalten hätte, oder ob dieses Frage-und-Antwort-Spiel
ein unabdingbarer Teil der von dem Artefakt geschaffenen Realität war.
    »Matrone, die Steuereinheit wurde beschädigt«, klang sofort die
Computerstimme auf. Es war ein kleines Knistern in ihrem tiefen Klang, das vorher
nicht da gewesen war. Vielleicht hatte nicht nur die Steuereinheit einen Knacks
abbekommen. »Wir verlassen den vorgegebenen Kurs. Reparaturen beginnen.
Bitte beunruhigt euch nicht.«
    Das Shuttle schlingerte, fing sich dann aber und raste fort von der offiziellen
Verbindungroute zum Sprungtor, blindlings ins System hinein.
    »Ähm, sollten wir nicht einen Notruf senden?«, erkundigte sich
Ruklei nach einer Weile, in der sie schweigend da gesessen hatten.
    »Das brauchen wir nicht, Matrone«, wehrte der Computer ab. »Die
Reparaturen werden schon bald beendet sein. Auf unserem jetzigen Kurs gibt es
keinerlei Hindernisse.«
    Entspannende Musik klang in der Steuerkabine auf, doch Ruklei kämpfte sich
in dem Pilotensessel in eine sitzende Position und spähte angestrengt durch
die Panoramascheiben nach draußen, ihr Blick huschte über die Sternenkonstellationen.
    »Diesen Teil des Systems kenne ich ziemlich gut. Das gefällt mir nicht«,
sagte sie dann. »Ich meine, ich kann das ja nicht genau sagen, aber wenn
wir diesen Kurs beibehalten, könnte es sein, dass wir geradewegs ...«
    »...
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