Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks

Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks
Autoren: Sylke Brandt
Vom Netzwerk:
religiösen Gemeinschaft der
Erleuchteten, hatten sich in seine Erinnerung eingebrannt. Die Anhänger
des »Heiligen« Asiano waren zum Teil so sehr in ihrem Glauben verhaftet
gewesen, dass sie sich nicht von der Crew der Ikarus aus einer lebensbedrohlichen
Situation hatten retten lassen wollen. Einer der Geretteten hatte sich anschließend
sogar aus religiöser Überzeugung umgebracht, um doch noch die im letzten
Moment verloren geglaubte Erlösung durch den Tod zu erlangen – mit
Sentenzas eigener Waffe. Als der Captain sich dieses tragische Ereignis ins
Gedächtnis rief, verfinsterte sich sein Gesicht – was sofort zur Folge
hatte, dass der Student zurücksprang. Das Vogelwesen starrte ihn kurz an,
dann begann es plötzlich höchst geschäftig, einige der Brustfedern
zu glätten, was seine gesamte Aufmerksamkeit zu verlangen schien. Diesmal
seufzte Sentenza wirklich. Wenn es so weiterging, dann würde es noch eine
kleine Ewigkeit dauern, bis er zur Ikarus zurückkehren könnte.
    Das Signalgeräusch des Alarms hatte noch nie so herrlich in seinen Ohren
geklungen wie in diesem Augenblick.
    »Es tut mir leid«, begann er knapp, als er aufstand und nach seiner
Jacke griff. »Die Ikarus hat einen Notruf empfangen.«
    »Oh, ich verstehe ..., dann vielen Dank ... für das Interview ...«
    Der Rimundi gab sich alle Mühe, ruhig stehen zu bleiben und nicht so kläglich
auszusehen, wie er sich vermutlich fühlte. Sentenza hastete zur Tür,
wandte sich aber im letzten Moment um.
    »Wir holen das Gespräch nach, ich melde mich bei Ihnen«, versprach
er dem Studenten zu seiner eigenen Überraschung. ›Sobald ich meine
eigenen Hausaufgaben gemacht habe‹, fügte er in Gedanken hinzu, fest
entschlossen, sich eingehender über die Besonderheiten und Verhaltensweisen
der verbreitetsten Völker zu informieren, mit denen er zu tun hatte. Das
konnte auch nicht viel schwerer werden, als von fünf feindlichen Kreuzern
verfolgt durch ein Asteroidenfeld zu einer Rettungsmission zu jagen, oder was
auch immer ihn gleich erwarten würde.
    Er hätte von jedem beliebigen Punkt der Station aus den schnellsten Weg
zur Ikarus mit verbundenen Augen gefunden, so wie jedes andere Crewmitglied
auch. In einem seiner seltenen humorvollen Moment hatte Doktor Anande bemerkt,
dass, wenn die Stationsleitung ohne Vorankündigung ein paar Treppen ausbauen
würde, er die ganze Crew in der Medstation zu Gast hätte, weil sie
sich wie Lemminge in den Abgrund stürzen würde.
    Sentenza war der dritte auf der Brücke der Ikarus – Weenderveen
saß an den Startkontrollen und nahm die letzten Einstellungen vor. Es
war sonderbar, den Robotiker am Platz des sonst niemals fehlenden Trooid zu
sehen, und das unglückliche Gesicht des älteren Mannes drückte
deutlich aus, dass es ihm ähnlich erging. Doch der Android hatte vor zwei
Tagen in der Verladestation von Vortex Outpost einen schweren Unfall gehabt,
der jeden Menschen ohne Zweifel das Leben gekostet hätte. Die defekte Steuerung
eines automatischen Krans hatte einen Container mit medizinischem Gerät
für die Ikarus plötzlich quer durch die Halle geschleudert.
Sicherlich hätte Trooid ausweichen können, die Reflexe des Androiden
waren übermenschlich, doch er war stehen geblieben, um zwei Techniker hinter
ihm vor dem Geschoss zu schützen. Sie waren tatsächlich nur leicht
verletzt worden, aber als man Trooid unter dem Container geborgen hatte, hatten
Weenderveen die Tränen in den Augen gestanden. Selbst die, die wussten,
dass »nur« ein Android vor ihnen lag, hatten sich schaudernd abgewandt.
Zum Glück waren die entscheidenden Elemente in ihrer Titanplasthülle
unbeschadet geblieben – gewissermaßen das Gehirn und die »Seele«
des Androiden, die seine Persönlichkeit ausmachten und seine Erfahrungen
beinhalteten. Weenderveen hatte sofort mit der Herstellung eines neuen Körpers
für den Androiden begonnen – der Robotiker hatte nichts von seinem
alten Wissen und seiner Geschicklichkeit verloren, und die Leitung von Vortex
Outpost war bereit gewesen, ihm die entsprechenden Einrichtungen zur Verfügung
zu stellen. Doch nun mussten einige der halborganischen Teile des neuen Körpers
wachsen, und es gab keine Möglichkeit, das zu beschleunigen.
    Der Anblick der anderen Person, die schon über ihre Anzeigen gebeugt dasaß,
machte Sentenza gleichzeitig sehr froh und sehr besorgt. Zu gerne wäre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher