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Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks

Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks
Autoren: Sylke Brandt
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erinnerte sich Aztak an das Beben, das durch die Anlage gegangen war. Hätte
er nicht heimlich seinen Arbeitsplatz verlassen, um hinter dem Lager einen Happen
zu essen, dann wäre er mit dem Ofen zusammen in dem Inferno zu weniger
als Asche verbrannt worden. Noch als er aus der zusammenstürzenden Werkshalle
floh, hatte er gesehen, wie das ziemlich ungesunde Orydyl in einer hohen, grünlichschwarzen
Fontäne aus den Containern schoss – wahrscheinlich verdampfte es jetzt
auf den glühenden Gebäuderesten. Und mit ihm die Leiber seiner beneidenswert
fetten, aber ziemlich unbeweglichen Vorgesetzten ...
    Mit Grausen erkannte Aztak, dass die schwarze Wolke sich immer mehr ausdehnte
und das Tal hinaufkroch wie eine ganz langsam überkochende Suppe. Er kam
zu dem Entschluss, dass er lieber noch ein paar Gramm verlieren und sein Herz
strapazieren würde, als darauf zu warten, dass die »Suppe” ihn
einholte. Mühsam wandte er sich um und setzte sich bergan in Trab, eine
für Schluttnicks mehr als beachtenswerte Leistung.
    ›So‹, dachte er mit einem Anflug von Befriedigung durch seinen Schrecken
hindurch, ›so werden Helden geboren ...‹

    Zurückblickend konnte Sonja DiMersi nicht behaupten, das Schicksal hätte
sich nicht ausreichend angekündigt.
    Gleich nach dem Aufstehen fand sie in ihrer elektronischen Post eine Einladung
zu einer Schlutterware-Party – wie gewohnt war sie durchweg in großen,
fetten Buchstaben geschrieben, die wie ein drohender Steinschlag auf dem Display
über dem Frühstückstisch hingen. »Groß” und »fett”
waren zwei in der Gesellschaft der Schluttnicks sehr angesehene Eigenschaften,
und die Händlerrasse hatte nie verstanden, dass der Rest der Welt das vielleicht
etwas weniger extrem sah.
     
    »WIR LADEN SIE EIN ZUR SENSATIONELLEN , EINZIGARTIGEN MÖGLICHKEIT, QUALITATIV UNSCHLAGBARE PRODUKTE ZU UNVORSTELLBAREN PREISEN ZU ERWERBEN!!! MACHEN SIE SICH EIN WUNDERBARES GESCHENK
FÜR DIE NÄCHSTE EWIGKEIT!!! SCHLUTTERWARE, STRAHLENDER ALS EINE SUPERNOVA, HALTBARER ALS TITANPLAST, ...«
     
    Sonja musterte den wie üblich mit Superlativen gespickten Text und kam
sich vor, als würde der unbekannte Verfasser sie lauthals anschreien. Von
den berühmten Schlutterware-Partys hatte sie nur gehört, als wären
sie ein Ereignis in einem verborgenen, parallelen Universum, zu dem sie keinen
Zutritt hatte, da sie die geheimen Hauswirtschafter-Riten nicht kannte. Diese
Einladung versuchte, sie in ein kleines, fast zwei Tagesreisen entferntes System
zu locken – auf Vortex Outpost hatten die emsigen Schluttniks keine Handelserlaubnis.
Mit einem leichten Grinsen erinnerte Sonja sich daran, dass es auch Schlutterware
gab, die groß genug war, um ein Raumschiff darin luftdicht und über
Generationen hinweg zu verpacken. Vielleicht sollte sie bei Roderick einen Antrag
stellen, eine solche Dose zu erwerben, quasi als privates Trockendock für
die Ikarus ...
    Noch immer lächelnd löschte Sonja die Werbebotschaft, sah rasch die
nachfolgenden Nachrichten durch und fand nichts, was ihre Aufmerksamkeit gefesselt
hätte. Mit einem unterdrückten Gähnen räumte sie die Reste
ihres Frühstücks zusammen und warf einen Blick auf die Uhr. Wenn sie
sich jetzt auf den Weg zur Ikarus machte, dann blieb ihr gerade noch
genug Zeit für einen kleinen Umweg ... Ein leicht verklärter Ausdruck
trat auf das Gesicht des sonst so beherrschten Chiefs. Wenn der Tag so begann,
konnte er eigentlich nur gut werden.
    Anstatt direkt zum Shuttledock zu gehen und sich zur Ikarus zu begeben,
wo einige kleinere Reparaturen auf sie warteten, schlenderte Sonja DiMersi scheinbar
müßig durch den kleinen, aber für eine so abgelegene Station
erstaunlich gut ausgestatteten Konsumbereich. Trotzdem war Vortex Outpost sicherlich
nicht mit den Raumzentren zu vergleichen, die Gästen aus allen Teilen der
Galaxis die exotischsten und fremdartigsten Waren und Genüsse bieten konnte.
Doch ein wenig abseits der Hauptgänge, unweit des Skizar Quaba ,
das Thorpa so gerne besuchte, gab es einen stets gut bestückten Verkaufsautomaten,
dem die regelmäßigen Besuche Sonja DiMersis galten. Bevor sie sich
dem dunkelbraunen, mit altmodischen Goldleisten verzierten Gebilde näherte,
sah sie sich beiläufig um und kontrollierte in einer spiegelnden Scheibe,
ob auch niemand von der Besatzung zufällig hinter ihr ging. Sicherlich
mochte die Crew der
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