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Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks

Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 013 - Das Leid der Schluttnicks
Autoren: Sylke Brandt
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er zu ihr hinüber gegangen, um Sonja DiMersi den Kuss zu gegeben, den sie
heute Morgen versäumt hatten, und mit den Fingern durch ihr immer länger
werdendes weißes Haar zu streichen. Doch das Lächeln, das ihm sein
Chief zuwarf, beinhaltete auch etwas Unerbittliches – keine noch so liebevolle
Beziehung zwischen ihnen würde verhindern, dass er bald Rede und Antwort
stehen musste. Seitdem Sonja mitbekommen hatte, dass irgendetwas mit der Ikarus nicht den Standards entsprach und er, der Captain, dafür verantwortlich
war, litt ihre Liebe unter ein paar kleinen Sprüngen. Er bereute es nicht,
die Alien-KI in einem ziemlich unverantwortlichen und unlogischen Alleingang
in die Ikarus eingepflanzt zu haben, denn sie hatte ihnen seither mehrfach
das Leben gerettet. Die rätselhafte Computerintelligenz steuerte das Schiff
besser, als jeder andere Pilot es konnte. Doch spätestens seit dem letzten
Glanzstück bei ihrem Konflikt mit der Zuflucht war nicht mehr zu
verheimlichen, dass es da etwas gab, einen Geist in der Maschine ...
    ›Je eher, desto besser‹, dachte Roderick Sentenza ergeben. ›Wenn
sich auf dieser Mission eine Gelegenheit ergibt, dann werde ich die Crew über
alles aufklären – und hoffen, dass ich es überlebe.‹
    Er nickte Sonja zu, ein stummer Gruß und ein Versprechen, und wunderte
sich einen Moment lang darüber, dass ihr Overall an der Schulter mit einer
seltsamen braunen Substanz verschmiert war. Doch dann meldeten Anande und Thorpa
über die Bordkommunikation ihr Eintreffen, und die Hektik des Starts nahm
seine Aufmerksamkeit gefangen.
     

 
2.
     
    Die Welt, die der kleine Monitor des Raumschiffs zeigte, war dunkel und wenig
einladend. Es herrschten stetige -153 Grad auf dem öden Gesteinsklumpen,
der kaum Spuren von wirtschaftlich interessanten Elementen enthielt. Dieser
Planet war, wie alle anderen in dem winzigen System der bläulichen Sonne,
ein halbes Dutzend mal mit immer genaueren und leistungsfähigeren Geräten
gescannt worden, bis sein Innerstes ebenso wenig Geheimnisse bot wie seine zernarbte
Außenseite. Erst als man sicher sein konnte, dass sich niemand jemals
mehr um diese höchst langweilige und unprofitable Welt kümmern würde,
hatte man ihm etwas Besonderes eingepflanzt, als hätte man eine Perle in
einer lange schon toten Muschel versteckt.
    »Und diese Perle wäre in der Lage, die Bevölkerung ganzer Planeten
auszulöschen – während sie die Träume einiger weniger erfüllt
...«, flüsterte die Frau neben dem Bildschirm tonlos, verharrte kurz
und zuckte dann die Schultern. Die Bedrohung, die von der geheimen Station unter
der Felskruste ausging, war ihr gleichgültig, ebenso wie die Verlockung,
die für sie bei näherem Nachdenken mehr ein Albtraum war als alles
andere. Sie sehnte sich nicht nach der Unsterblichkeit ... Trotzdem hatte sie
eine lange und beschwerliche Reise auf sich genommen, um jetzt hier im Orbit
des kleinen Planeten zu kreisen. Und wenn es auch nicht die Suche nach ewigem
Leben war, die sie hergetrieben hatte, so doch zumindest der Wunsch nach Überleben.
    Schon seit einer kleinen Ewigkeit saß Skyta fast reglos auf einer verschrammten
Metallkiste, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und in den Händen
einen Becher, der längst leer und kalt war. In ihren Augen spiegelten sich
die bunten Lichter eines Computerpanels. Der fast drei Meter lange und gut halb
so breite Kasten, zu dem die glimmenden Anzeigen gehörten, füllte
den größten Teil der Hauptzelle des kleinen Raumschiffs aus. Es blieb
nur jeweils links und rechts gerade genug Platz, um nach vorne zu den Steuerkontrollen
zu gehen oder nach hinten zum Triebwerksbereich – wenn sie schlafen wollte,
spannte Skyta ein Plastnetz als Hängematte quer durch den Raum, so dass
es über dem Kasten hing.
    Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit stand die zierliche Frau auf, trat dicht
an den klobigen Kasten heran und beugte sich vor, um durch die Scheibe zu sehen.
Der Mann im Inneren der Kammer war nicht mehr jung, an seinen Schläfen
zeigte sich das frostige Grau des Alters, und selbst in der Entspannung des
künstlichen Tiefschlafes war zwischen seinen Augenbrauen eine tiefe Falte.
Er lag völlig reglos, sein Kopf wurde von einem Metallband eingefasst,
er atmete nicht einmal. Die Stasiskammer hatte alle Lebensfunktionen des Mannes
eingefroren. Er lebte nicht, aber er konnte auch nicht
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