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Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus
Autoren: Sylke Brandt
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konnte – war das Angst, die da seine Züge verzerrte? Er räusperte
sich und schrie die Söldnerin fast an.
    »Haben zumindest Sie Ihren Auftrag erfüllt?«
    »Noch nicht ganz«, antwortete Skyta sehr ruhig. Ihre Stimme war weich
und hoch, und dem Fetten fiel auf, dass er sie zum ersten Mal vernahm. Es sollte
auch das Letzte sein, was er überhaupt hörte. Die schmale Frau hob
in einer blitzschnellen Bewegung die Hand und griff nach dem Hals des Fetten,
während sie ihm mit der anderen die Waffe entriss. Mit einer für den
zierlichen Körper unvermuteten Kraft drückte Skyta zu und unterbrach
den Blutzustrom zum Gehirn des Fetten, vor dessen Augen Lichtpunkte zu tanzen
begannen. Er versuchte sich zu wehren, seine Körpermasse gegen die Söldnerin
zu werfen, doch diese presste ihn gegen die Andockluke, nahm die zweite Hand
nach oben und drückte noch stärker zu. Die Holomaske verbarg ihr Gesicht,
und so sah der Fette als Letztes seinen eigenen, fast ungläubigen Blick,
ehe die Dunkelheit über ihn hereinbrach.
    Skyta ließ ihn erst los, als sich der fette Mann nicht mehr regte. Dann
schleifte sie ihn durch die offene Luke in das kleine Raumschiff und weiter
in die Zentrale. Dort ließ sie ihn achtlos zu Boden gleiten und programmierte
einen neuen Kurs, aktivierte eine verzögerte Startsequenz und zog aus einer
Tasche ihres Anzugs einen flachen Kasten. Der Fette hätte ihn vielleicht
sogar wieder erkannt, wenn er noch die Chance dazu gehabt hätte, denn ein
Wenxi hatte in seinem Auftrag einmal ein ganz ähnliches Konstrukt an Bord
der ersten Ikarus versteckt, das letztlich zu ihrer Vernichtung geführt
hatte. Skyta platzierte den Kasten nahe des Triebwerks, stellte den Zeitzünder
ein und machte die Bombe scharf.
    Sie verließ das Raumschiff einen Augenblick bevor die automatische Startsequenz
die Luke verriegelte. Das Vibrieren des Antriebs ließ sie einen Moment
inne halten, dann zählte sie im Stillen bis dreißig. Durch eine der
Sichtluken des Hangars konnte sie für einen Moment einen neuen Stern am
schwarzen Himmel sehen, der grell aufflammte und gleich darauf wieder verlosch.
Die Söldnerin nickte zufrieden. Sie hatte eine alte Schuld begleichen können,
und es war sogar in ihrem Sinne gewesen. Jetzt war es Zeit, von hier zu verschwinden.

    Sally lehnte sich zurück und legte locker die Hände auf die Armlehnen
– das Bild, das die Überwachungskamera im Hangar vor einigen Stunden
aufgezeichnet hatte, verblasste auf dem Holomonitor vor ihnen. Nach ein paar
Augenblicken brach Losian die Stille.
    »Ich nehme an, Sie wissen, wer die beiden Personen an der Schleuse waren
– und warum es zu diesem kleinen Drama gekommen ist?«
    »In der Tat.« Sally McLennanes Stimme klang zufrieden und dabei fast
beschwingt, als würde sie zum ersten Mal seit einer Ewigkeit innerlich
aufatmen können. »Was die Person in dem Holotarnanzug angeht –
nun, jeder der Söldner der Schwarzen Flamme hat seine Vergangenheit, und
ein paar davon kenne ich ziemlich gut. Als sich abzeichnete, dass wir mit einem
militärischen Übergriff auf die Station zu rechnen haben würden,
zog ich einige Erkundigungen ein. Ich wollte wissen, welche freie Organisation
mit der entsprechenden Erfahrung und Ausstattung in letzter Zeit einen großen
und geheimen Auftrag bekommen hatte. Nach den letzten Angriffen auf die Rettungsabteilung
und meine Position hier konnte ich problemlos davon ausgehen, dass unser Gegenspieler
keine Kosten scheuen würde – also brauchte ich nur die exklusiven
Söldnertruppen in die engere Wahl nehmen. Leider war die Zeit zu knapp,
um Kontakt zur Schwarzen Flamme aufzunehmen; somit hatte ich schlichtweg Glück.«
    »Sie meinen, dass genau die Leute an dem Einsatz beteiligt waren, die Sie
kannten – und auf Sie angesetzt wurden.«
    Sally zuckte die Schultern und griff nach einem Glas mit einer farblosen Flüssigkeit,
das sie jedoch nur in den Händen drehte.
    »So viele Leute mit dieser Qualifikation gibt es auch bei der Schwarzen
Flamme nicht, aber doch, es war Glück. Statt mich umzubringen, nahm der
Attentäter Kontakt auf, obwohl er damit in einen schweren Loyalitätskonflikt
kam. Die Söldner der Schwarzen Flamme haben einen sehr strengen Ehrenkodex,
einige vergleichen sie sogar mit einer Religionsgemeinschaft. Somit war mein
Meuchelmörder einerseits durch seinen Auftrag gebunden, andererseits jedoch
durch
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