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Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus
Autoren: Sylke Brandt
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ein altertümlicher Frack geschnittenen Jacke zeichneten sich Muskeln
ab, die jeden Bergarbeiter auf einer Hoch-G-Welt hätten vor Neid erblassen
lassen – wenn er sich nicht ohnehin schon aus Scham über seine mangelnde
Größe getrollt hätte, denn die Fremde überragte selbst
Captain Sentenza noch um einen Kopf. Am sonderbarsten erschien Thorpa jedoch
die Hautfarbe der Frau, denn auch wenn er gelernt hatte, dass Menschen eine
erstaunliche Variationsbreite von Fahlweiß über Braun bis hin zu
tiefstem Schwarz aufweisen konnten, war ihm eine so gleichmäßig und
auffallend graue Färbung weder real noch in Aufzeichnungen untergekommen.
Bei einem anderen Individuum hätte er vielleicht eine kosmetische Veränderung
vermutet, aber diese Frau sah keineswegs so aus, als würde sie sich schminken.
    Sie beugte sich vor, um die Bedienung hinter der Theke anzusprechen, und ihr
langes, fast schwarzes Haar fiel ihr dabei ins Gesicht; Thorpa bemerkte, dass
sie peinlichst darauf achtete, weder die Bar noch irgendetwas anderes zu berühren.
Die Theke war zu weit weg, als dass Thorpa die Worte hätte verstehen können,
doch die Angestellte des »Skizar Quaba« hob die Hand und deutete in
der Luft herum, malte schließlich Linien auf das glänzende Plastik
der Bar. Die Fremde nickte, richtete sich wieder auf und verließ das Restaurant.
    Thorpa sah ihr enttäuscht nach. Er hätte sie gerne noch ein wenig
länger beobachtet oder sogar angesprochen. Gerade als er mit sich rang,
ob er aufstehen und ihr nachgehen sollte, kam einer der Kellner mit seiner Bestellung
und schob den Teller auf den kleinen Tisch.
    Thorpa beugte sich über das Essen und sog das fremde Aroma ein, warf einen
kritischen Blick auf die gelbliche, stark glänzende Gelmasse, die in die
stilisierte Form einer Blüte gegossen worden war. Als er sie versuchsweise
mit einem Löffel anstieß, wabbelte sie einen Moment lang hin und
her, und die darüber gegossene pinkfarbene Flüssigkeit mit den kleinen
Faserstückchen darin verteilte sich weiter auf dem Teller. Echt traditionelles,
terranisches Essen, hatte die Speisekarte behauptet. Thorpa konzentrierte sich
auf Diboos Worte, fasste sich ein Herz und nahm seinen ersten Bissen Vanillepudding
mit Himbeersoße.

    »Vielleicht hätte es nahe gelegen, diesem neuen Raumschiff einen anderen
Namen zu geben als seinem Vorgänger.« Die Stimme Sally McLennanes
hallte bedeutungsschwer in dem großen Raum nach, während sie den
Blick über die Versammelten schweifen ließ. Dann lächelte sie
plötzlich und schüttelte den Kopf – Sentenza glaube nicht eine
Sekunde daran, dass dies eine spontane Geste war. Er konnte sich sehr gut vorstellen,
wie diese Frau vor ihrem Spiegel stand und genau die Wirkung der Abfolge prüfte
... Lächeln, dann Kopfschütteln oder lieber umgekehrt? Er verdrängte
die Gedanken und konzentrierte sich auf den Fortgang der Rede.
    »Wir hätten es Phönix nennen können, nach dem berühmten
Sagenvogel, der nur noch strahlender aus seiner Asche aufgestiegen ist. Aber
wir haben es nicht getan. Die neue Ikarus trägt ihren Namen mit
Stolz – die Erfolge ihrer Vorgängerin, die Ehre, die ihre Besatzung
dem Raumcorps gemacht hat, die Leben, die durch sie gerettet wurden, alles das
schwingt schon in diesem Namen mit. Es ist eine Erbschaft, die dazu verpflichtet,
in diesem Sinne weiterzumachen, zur Stelle zu sein, wenn irgendwo da draußen
Hilfe gebraucht wird und dabei jeder Gefahr mit Können, Engagement, Mut
und Beharrlichkeit zu begegnen.« Wieder schenkte Sally McLennane den offiziellen
Vertretern von Vortex Outpost, den Gesandten des Raumcorps, den geladenen Gästen,
den Technikern und der Besatzung ihr breites Lächeln. »Ich denke,
es gibt keine Verpflichtung, deren Erfüllung mehr Stolz mit sich bringen
könnte. Der Name Ikarus wird somit auch in Zukunft für Hilfe,
für Sicherheit und kompetenten Einsatz stehen. Und nun, meine Damen und
Herren, sind Sie sicherlich genauso gespannt wie ich darauf, das neueste und
modernste Mitglied der Flotte des Raumcorps in Augenschein zu nehmen!«
    Sie hob eine Hand und im selben Augenblick verdunkelte sich die Halle. Captain
Sentenza nutzte den Moment, um am Kragen seiner Uniform zu ziehen. Er hatte
früher oft noch weitaus prächtigere Ausstattungen getragen, auf Versammlungen,
gegen die das hier wie ein Pfadfinderpicknick am Lagerfeuer wirkte. Aber wo
er
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