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Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus
Autoren: Sylke Brandt
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Prozent aus Unsinn und nur aus einem kleinen Rest Hoffnung bestand.
    Nachdenklich wog Captain Sentenza den kleinen Metallkörper in den Händen
und prüfte noch einmal seinen Entschluss. Logisch, ja, selbst mit nur einem
bisschen Vernunft betrachtet, war sein Vorhaben unverantwortlich, denn es konnte
die Sicherheit der Ikarus und ihrer Besatzung gefährden, brachte
im besten Falle eine völlig uneinschätzbare neue Situation mit sich
und ... würde vermutlich gar nicht gelingen. Warum also stand er dann trotzdem
hier, mit seiner Verantwortung für den Rettungskreuzer und die Mannschaft,
und hatte den Inhalt der Schatulle nicht längst durch irgendeine Luftschleuse
gejagt? Weil diese sonderbare Substanz wichtig sein musste. Die Telepathin Shilla
hatte auf der Raumstation Elysium mit zwei fremdartigen Wesen ein Spiel mit
einem unglaublich hohen Einsatz gespielt – und gewonnen. Der Siegespreis
hatte lediglich aus ein paar Koordinaten bestanden, und als sie denen gefolgt
waren, hatten sie ein fremdartiges, feindliches Raumschiff entdeckt, das letztlich
für die Zerstörung der alten Ikarus verantwortlich gewesen
war.
    Captain Sentenza rieb gedankenverloren seine Hand, während er an die Ereignisse
auf der von einem unbekannten Geist in eine einheitliche Form gezwungenen Dschungelwelt
zurückdachte. Das fremde Schiff hatte für ihn nur Schmerz bedeutet,
und doch hatte er etwas von dort mitgenommen und war bereit, die neue Ikarus damit zu ... infizieren ? Unwillig schüttelte Sentenza den Kopf und
streifte diesen Gedanken ab. Er hatte alles schon tausendmal durchdacht und
war doch immer wieder zu dem gleichen Ergebnis gekommen – sie hatten die
Koordinaten nicht grundlos bekommen, das Schiff nicht umsonst gefunden. Auch
wenn er das Gesamtbild nicht durchschauen konnte, so wusste er doch, dass das
Geschehene wichtig war – so wie man nicht wissen musste, was eine Supernova
auslöste, um zu erkennen, dass sie hell war. Und darum stand er hier und
vergeudete gerade wertvolle Zeit damit, auf ausgetretenen Gedankenpfaden herumzulaufen.
    Mit einem Ruck löste sich Sentenza aus seiner Erstarrung, durchquerte die
Zentrale und trat zu der Station hinüber, von der aus er direkten Zugang
zum Hauptcomputer der neuen Ikarus hatte. Hier hatten die Konstrukteure
des Schiffes der Tatsache Rechnung getragen, dass es trotz endloser Bemühungen
nie gelungen war, eine Vereinheitlichung von Anschlüssen und Datenträgern
zu erreichen – nicht einmal bei den raumfahrenden Rassen. Die Ikarus würde mit einer Vielzahl von verschiedenen Systemen zusammenarbeiten müssen
– mit solchen, die Daten auf Magnetträgern, Kristallen oder in biotechnischen
Einheiten speicherten, sie durch Hochenergiestrahlung, einfaches Licht oder
Töne übertrugen oder deren Speichermodule schlichtweg ein Dutzend
verschiedener Formen hatten. Für diesen Zweck besaßen die größeren
Handelsschiffe – und nun auch die Ikarus – ein aufwändiges
Gerät, das im Allgemeinen die »Babelkammer« genannt wurde. Auf
den ersten Blick wirkte es wie das Werk eines Kindes, das seinen neuen Elektronikbaukasten
ausprobiert und alles zusammengesetzt hatte, was es finden konnte. Doch hinter
dem sonderbaren Sammelsurium an Anschlüssen und Empfangsplättchen
verbarg sich eine enorm teure Technik, die es der Besatzung der Ikarus ermöglichen würde, nahezu jedes bekannte Computersystem zu erreichen
und die Daten von jedem Speichermedium zugänglich zu machen. Wenn der Computer
der Ikarus ein Gehirn war, dann waren dies die Augen und Ohren, mit denen
es neues Wissen aufnehmen konnte.
    Ohne weiteres Zögern setzte sich Captain Sentenza vor die Station und berührte
mit einer raschen Handbewegung zwei Kontaktpunkte auf dem kleinen Behälter,
der seinen Fingerabdruck erkannte und augenblicklich die Magnetverriegelung
löste. Der flache Deckel hob sich und zum Vorschein kam eine silbrige Masse,
die den ganzen Innenraum des kleinen Kastens wie ein schimmerndes Gel ausfüllte.
Sie lag ruhig, als sich ihr Gefängnis öffnete, doch kurz darauf ging
eine kleine Wellenbewegung wie ein Schaudern durch die Substanz, und sie schien
sich zu regen, als erwache sie aus einem erzwungenen Schlaf. Diesmal war Sentenza
nicht empfänglich für die Faszination dieses sonderbaren Eigenlebens
– er warf keinen zweiten Blick auf den Inhalt des Behälters, sondern
öffnete stattdessen eine Klappe der
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