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Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 007 - Netzvirus
Autoren: Sylke Brandt
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ab.
    »Hier ist der kürzeste Weg zur Zentrale. Meine Leute sind mittlerweile
am ersten Kontaktpunkt.«
    »Sie gehen vor.« Der Fette hatte seine kühle, geschäftsmäßige
Art zurückgewonnen, die noch beunruhigender wirkte als seine Wut. Der Kommandant
aktivierte die Projektoren, die die Aufzeichnungen der Helmkameras der beiden
Anführer der Stoßtruppen auf die Innenseite seines Visiers spiegelten.
Einmal erschien das Bild eines verlassenen Ganges, dann das einer öffentlichen
Sitzgruppe mit Terminal, ebenfalls ohne eine Spur von Leben. »Status, Gruppe
1.«
    »Zu ruhig.« Der Anführer der ersten Gruppe war bekannt dafür,
dass er die Minimalisierung von Kommunikation zu einer Kunstform erhoben hatte
– bei einer Unterhaltung mit ihm fragte sich jeder unwillkürlich nach
ein paar Minuten, wann man eigentlich damit angefangen hatte, Selbstgespräche
zu führen. Die Leute hassten es, mit ihm Wachen oder lange Patrouillenflüge
zu machen, manche kehrten mit einer Art Isolationstrauma zurück. Aber er
war ein fähiger Mann und schon lange bei der Schwarzen Flamme; seine Einschätzung
der Lage war für den Kommandanten Fakt.
    »Feindberührung?«
    »Keine.«
    »Status, Gruppe 2.« Der Kommandant bedeutete den beiden Söldnern
und dem Fetten mit einer Geste, dass sie anhalten sollten. »Wie sieht es
bei euch aus?«
    »Ebenfalls verdammt ausgestorben hier, Kommandant. Wir sind durch Korridore
gekommen, die nahe des Konsumdecks liegen, hier müssten einfach
Leute rumlaufen. Ein Reinigungsrobot, ein dudelndes Terminal, sonst nichts.«
    »Aktion einfrieren bis auf weitere Anweisung. Erhöhte Wachsamkeit.«
    Der Kommandant unterbrach die Verbindung zu den beiden Stoßtruppen und
wandte sich dem Fetten zu.
    »Das ist eine Falle. Wir müssen diesen Plan kippen und auf den Notfallplan
ausweichen.«
    »Das Belüftungssystem mit Gas fluten und in Kleingruppen aufbrechen?
Unsinn, damit verlieren wir viel zu viel Zeit! Ich bin nicht so weit gekommen,
um kurz vor dem Ziel umzukehren, weil Sie kalte Füße bekommen!«
    »Was nützt es, die Zentrale zu stürmen, wenn wir offensichtlich
erwartet werden? Sie werden uns keine Fruchtdrops entgegen werfen.« Der
Kommandant zwang sich zur Ruhe. Nicht die Situation machte ihn nervös,
das war harmlos verglichen mit vielem, was er schon erlebt hatte – die
Art des Fetten war es, seine selbstverständliche Überheblichkeit.
»Anscheinend hat Ihr Virusangriff auf die Überwachungsanlagen nicht
funktioniert. Wenn wir jetzt auf den Notfallplan übergehen, läuft
das hier trotzdem ohne verlustreiche Schlachten ab.«
    »Ich zahle Ihnen kein Vermögen dafür, dass sie Blumen pflücken«,
drohte der Fette.
    »Verluste auf beiden Seiten. Es war Ihre eigene Order, möglichst
wenig Angehörige der Station zu töten. Ein Sturmangriff ohne Überraschungsmoment
wird immer ein Blutbad. Der Notfallplan dauert länger, aber –«
    »Kein aber. Wenn wir zu lange warten, bekommt die Station vielleicht Hilfe
von außen. Wir machen weiter.« Die Stimme des Fetten klang plötzlich
wieder sehr ruhig, aber er brauchte auch nicht mehr mit ihr zu drohen –
das tat er mit der Waffe, die er aus seinem Anzug geholt hatte. Die Augen des
Kommandanten weiteten sich hinter dem geschwärzten Visier, als er sie erkannte
– das kleine Ding in der Hand des Fetten sah lächerlich aus, war es
aber nicht. Es lag weit jenseits der finanziellen Möglichkeiten der Söldner,
ein Prototyp, über den es mehr Gerüchte als Fakten gab. Eine der wenigen
verlässlichen Informationen war, dass für den Strahl aus dieser Waffe
auch sein Kampfanzug kein Hindernis darstellen würde. Der Kommandant sah,
wie seine beiden Begleiter ihre Waffen hoben, aber er gebot ihnen mit einer
Geste Einhalt.
    »So funktioniert das nicht. Ich werde meine Leute nicht in einen offensichtlichen
Hinterhalt schicken, auch wenn Sie mich bedrohen.«
    »Nicht? Überlegen Sie sich das gut. Wer sagt denn, dass ich Sie bedrohe?«
Die Mündung des winzigen schwarzen Dings schwenkte auf einen der anderen
Söldner um. »Sie sind doch immer so in Sorge um ihre Leute, Kommandant.
Wenn Sie das hier wie abgemacht durchziehen, passiert vermutlich niemandem etwas.
Wenn nicht, sind zumindest zwei Ihrer Männer und Sie selbst tot. Was ist
Ihnen lieber?«
    »Das wird Folgen für Sie haben«, presste der Kommandant zwischen
zusammengebissenen Zähnen hervor, doch der Fette starrte
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