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Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem
Autoren: Dirk van den Boom
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Schotts zu beginnen.
    »Wir müssen nicht schweißen!«, stellte DiMersi mit einem
befriedigten Unterton fest. »Die Handkurbel ist nicht verkeilt. Trooid,
Sie haben die Muskeln!«
    Der Androide lächelte dünn und stellte sich vor den Hebel. Dann drehte
er diesen vorsichtig, stieß dabei auf den üblichen Widerstand und
kurbelte die innere Tür auf.
    Sonja DiMersi warf einen Blick hinein. Trooid wartete auf eine Reaktion. Dann
wandte die Frau sich um. Ihrem Gesicht waren Schmerz, Wut, Enttäuschung
und Frustration anzusehen. Sie schüttelte enttäuscht den Kopf, seufzte
leise auf und nahm Verbindung mit dem Captain auf.
    »Außenteam an Ikarus . Wir haben das letzte Besatzungsmitglied
der Anambra gefunden. Es hat offenbar Selbstmord verübt; ich schätze,
vor einigen Stunden. Wir können hier nichts mehr tun.«
    Die Bitterkeit in Sonjas Stimme war nicht zu überhören. Sie hatte
keine Schuld ... aber es hatten nur wenige Stunden gefehlt, um zumindest dieses
eine Leben zu retten. Trooid wusste aus Erfahrung, dass diese Erkenntnis noch
einige Zeit an DiMersis Ego nagen würde. Dagegen gab es kein Mittel.
    »Ich habe verstanden«, erwiderte Sentenza nüchtern und nur scheinbar
emotionslos. »Ich werde die Pronth-Hegemonie verständigen und um ein
Bergungsschiff bitten. Wir haben unsere Arbeit erledigt. Kehren Sie zur Ikarus zurück.«
    DiMersi bestätigte knapp. Abschließend warf sie noch einmal einen
Blick auf die zusammengesunkene Gestalt in dem Sessel vor ihr. Die filigrane
Hand des Pronthiri hielt noch den Griff eines kleinen Nadelblasters umklammert,
den er gegen seinen eigenen Schädel gerichtet hatte. Ein ausdrucksstärkeres
Bild von Elend und Hoffnungslosigkeit gab es sicher kaum. Es verfehlte seinen
Eindruck auf DiMersi keinesfalls. Bedrückt und niedergeschlagen machte
sie sich mit Trooid auf den Rückweg. Wenn sie sich die letzten Tage vor
Augen hielt, musste sie ein deprimierendes Fazit ziehen. Diese Serie von Rettungsexpeditionen
war ein einziger Fehlschlag gewesen – jedes Mal waren sie zu spät
gekommen. Das war schwer zu verkraften.
    Es gab zwei Dinge in ihrem Leben, auf die Sonja DiMersi ihren ganzen Hass richtete:
    Zum einen auf sich selbst, obwohl sie mit ihrem Selbsthass, seitdem sie sporadisch
eine Psychotherapie absolvierte, etwas besser zurechtkam. Die Ereignisse beim
Fund des weißen Raumschiffes hatten dazu den Anlass gegeben.
    Doch zum zweiten hasste sie den Misserfolg. Und dagegen gab es keine Therapie.
    Wenn sie es sich recht überlegte, wollte sie gegen dieses Gefühl auch
nichts unternehmen. Es half ihr, beim nächsten Mal noch schneller, noch
intensiver und noch rücksichtsloser zu arbeiten.
    Das war es schließlich, was sie aufrecht hielt.

    »Gut, dann haken wir das also auch ab.«
    Sentenzas Stimme klang gedrückt, nachdem er den Bericht Sonja DiMersis
vernommen hatte. Er starrte an die Decke der kleinen Messe, in der sich die
Mannschaft bis auf den wachhabenden Arthur Trooid versammelt hatte. Theoretisch
konnte Trooid jede Wache übernehmen, da er als Androide keinen Schlaf benötigte
– aber das dürfte dem notwendigen Training und der wichtigen Dienstroutine
der restlichen Mannschaft nicht dienlich sein. Doch bei Besprechungen hörte
Trooid im Regelfalle über die interne Bordverständigung mit.
    Der Captain gab ein Bild der Erschöpfung ab, sowohl physischer wie psychischer
Natur.
    »Zwei Rettungsmissionen und zwei Fehlschläge«, murmelte Darius
Weenderveen und knetete seine Hände. »Immerhin haben wir in den letzten
Wochen auch einige Erfolge zu verzeichnen gehabt. Wenn ich die Chefin richtig
verstanden habe, sind seitdem viele finanzielle Zuschüsse an die Abteilung
geflossen, und wir sind fast nahezu unabhängig von den Zuwendungen des
Raumcorps.«
    Sentenza nickte. »Das ist korrekt. Aber egal, wie viele Erfolge wir in
der Vergangenheit hatten, für mich zählt diese Mission – und
die war ein Desaster. Mir graut es davor, den Bericht schreiben zu müssen.
Und was nützen uns Zuschüsse und andere materielle Zuwendungen, wenn
wir nicht in der Lage sind, diese in Missionserfolge umzusetzen? Vergessen Sie
alle nicht: Erfolge sind selbstverständlich – doch jedes Desaster
müssen wir im Detail begründen und erklären. Das ist fast genauso
schlimm, wie zu spät zu kommen ...«
    Thorpa beugte sich raschelnd nach vorne. »Ich sehe eine Möglichkeit,
diese lästige Pflicht der
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