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0445 - Horror-Quiz

0445 - Horror-Quiz

Titel: 0445 - Horror-Quiz
Autoren: Jason Dark
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»Mr. van Akkeren, ich möchte Ihnen gratulieren. Sie haben mit dem Kauf dieser Insel ein wirkliches Schnäppchen gemacht, wenn ich das mal so locker sagen darf.« Der Rechtsanwalt und Notar Jacques Delormes erhob sich feierlich von seinem Stuhl, um dem Käufer über den Schreibtisch hinweg die Hand zu reichen.
    Der andere blieb sitzen.
    Delormes, der gelächelt hatte, zeigte sich irritiert. Auf seinen Lippen zerbrach das Lächeln, die Hand zuckte zurück. Er blieb vor seinem Stuhl stehen, räusperte sich und wußte nicht, wie er die Verlegenheitspause überbrücken sollte. So etwas war ihm noch nie passiert. Die meisten Käufer hatten sich gefreut, nur nicht dieser vor ihm sitzende dunkelhaarige Mann.
    Er musterte den Anwalt kalt. In seinen Augen war nicht zu lesen, was er dachte.
    Delormes nahm wieder Platz. »Es gibt da noch einige Formalitäten zu erledigen.« Rasch wurde er wieder geschäftlich. »Ich brauche noch Ihre Unterschriften.«
    »Die haben Sie!«
    Delormes blickte auf und über den Rand der Brille hinweg. »Tut mir leid, Monsieur, diese eine Unterschrift reicht leider nicht. Sie wissen, das Leben besteht zu einem großen Teil aus dem Ausfüllen irgendwelcher Formulare. Es ist auch nichts Schlimmes.«
    »Dann lassen wir es doch«, sagte van Akkeren mit einer sanften Stimme, die allerdings so klang, daß sie dem gewitzten Anwalt eine Gänsehaut über den Rücken trieb.
    Delormes hatte schon bei der ersten Kontaktaufnahme bemerkt, welch einen schwierigen Kunden er vor sich hatte. Daß sich dieser Mann aber derart anstellen würde, damit hatte er nicht gerechnet.
    »Es geht um versicherungstechnische Daten, die wir leider nicht übergehen können.«
    Van Akkeren schüttelte unwillig den Kopf. »Sie machen mir zuviel Wirbel um diesen Kauf!«
    »Der gehört nun mal dazu.« Delormes hob beide Hände. »Damit will ich nicht gesagt haben, daß es sich dabei um Wirbel handelt, aber es sind Dinge, die wir nicht übergehen können. Ich brauche die zwei Unterschriften.«
    Nach den Worten war es ruhig. Nur als sich van Akkeren in dem Ledersessel zurücklehnte, gab das Material knarrende Laute von sich. »Wann brauchen Sie die Signaturen?«
    »Jetzt.«
    »Und Sie haben alles vorbereitet, Monsieur Delormes?«
    »Selbstverständlich.« Vincent van Akkeren nickte. »Dann werde ich sie Ihnen geben.«
    Der Anwalt atmete auf. Zum erstenmal seit einigen Minuten lächelte er wieder und hörte auch die Frage, die sein Besucher ihm stellte. »Wissen Sie eigentlich, was ich mit dem Kauf der Insel bezweckt habe?«
    »Nein, Monsieur.«
    Van Akkerens Blick wurde schneidend. »Da bin ich mir nicht so sicher, Monsieur.«
    »Wieso?«
    »Sie gelten in der Branche als bekannt, zählen zu den Großen, den Haien. Sie besitzen ein Büro in Paris, eines in London und dieses hier in Calais. Sie haben also einen Namen, und Ihre Kunden haben ihn zumeist ebenfalls. Sonst könnten sie Ihre Honorare nicht bezahlen. Wer Inseln kauft, ist kein armer Mann.«
    »Ich besitze auch preiswertere!« verteidigte sich der Anwalt.
    »Das glaube ich Ihnen gern. Von diesen Inseln rede ich nicht. Die, die ich kaufte, liegt in der oberen Preisklasse, und wie ich Sie einschätze, Monsieur Delormes, sehen Sie sich Ihre Kunden genau an, bevor diese mit Ihnen verhandeln.«
    »Das stimmt.«
    »Dann haben Sie auch mich überprüft.«
    Delormes nahm seine Brille ab, drehte den Stuhl ein wenig und legte das Sehgestell auf den Schreibtisch. »Ja, Monsieur, Sie haben recht. Ich sehe mir meine Kunden zuvor an. Schließlich muß ich wissen, ob sie den offerierten Preis auch zahlen können.«
    Van Akkeren verengte die Augen ein wenig. »Was haben Sie denn über mich herausgefunden?«
    »Nicht viel.«
    »Das ist immerhin etwas!« konterte van Akkeren.
    »Schon – aber hinter Ihrem Namen verbirgt sich ein Geheimnis. Ich habe tatsächlich nicht viel über Sie erfahren und auch lange nachgedacht, ob ich das Geschäft mit Ihnen machen werde. Die Summe von 500 000 Dollar ist kein Pappenstiel.«
    »Hinzu kommt noch Ihre Provision.«
    »Das sind zehn Prozent.«
    »Wobei Sie an den Fünfhunderttausend auch noch verdient haben«, erklärte van Akkeren kalt und erntete auch keinen Widerspruch. Nur das Lächeln wurde breiter.
    Jacques Delormes wollte wieder zum Geschäft kommen. »Wie gesagt, Monsieur, da stehen noch die beiden Unterschriften aus. Wenn Sie so freundlich wären, jetzt zu unterschreiben…«
    »Ja, geben Sie die Papiere her.« Van Akkeren beugte sich vor und holte einen
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