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Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 005 - Requiem
Autoren: Dirk van den Boom
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herrschte in der Ikarus , als Weenderveen die Reste des fremden Schiffes von allen Seiten
zeigte. Die Beobachtungssonden hatten ganze Arbeit geleistet.
    »Was ist das?«, brach Anande schließlich das Schweigen. »Ich
kenne diesen Typ nicht!«
    »Der Computer auch nicht«, meinte Weenderveen. »Und jemand von
Ihnen?«
    »Vielleicht aus der Zeit vor der Großen Stille«, spekulierte
Thorpa.
    Die Große Stille war jene Periode in der galaktischen Geschichte, die
vor einigen Hundert Jahren geendet hatte. Während der Großen Stille,
über deren Dauer es unterschiedliche Vermutungen gab, hatte keinerlei überlichtschnelle
Technologie in der bekannten Galaxis funktioniert. Was auch immer für eine
politische Struktur vorher existiert hatte, sie war sicher völlig zusammengebrochen
angesichts der Tatsache, dass alle in ihren Heimatsystemen isoliert worden waren.
Niemand wusste genau, was die Große Stille ausgelöst und ob es sich
um ein natürliches oder gar künstlich hervorgerufenes Phänomen
gehandelt hatte. Fast jeden Monat entdeckten Explorationsschiffe weitere ehemalige
Siedlungswelten, die zu der politischen Macht gehört haben mussten, die
vor der Stille die Galaxis dominiert hatte – auch die Ikarus -Mannschaft
hatte auf Danari eine solche Kultur kennen gelernt. Dass es eine große
politische Macht gegeben haben musste, davon zeugten die wenigen vorhandenen
Aufzeichnungen, die die lange Phase der Barbarei überdauert hatten. Wie
so viele Rätsel, auf die man in den unerforschten Randgebieten stieß,
lag es nahe, auch dieses mit der Großen Stille in Verbindung zu setzen
– selbst wenn es dafür eigentlich noch keinen richtigen Anhaltspunkt
gab.
    Fakt war jedoch: Niemand hatte solch ein Schiff jemals erblickt. Es strahlte
eine dynamische Kraft aus, obwohl es schon sehr, sehr lange dort zu liegen schien.
Etwas Unerbittliches ging von dem Wrack aus, als wolle es sich gleich wieder
selbst zusammensetzen, in den Weltraum schwingen und Verderben über die
Galaxis bringen. Den Eindruck hatten sie alle: Es musste sich um ein Kriegsschiff
handeln. Doch niemand sprach diesen vagen Gedanken aus.
    »Die Vegetation um den Raumer herum ist wie von Hand abgeholzt. Das fremde
Schiff ruht auf nacktem Fels oder auf etwas mit zumindest sehr spärlicher
Vegetation. Vielleicht dünnes Gras.«
    »Strahlung?«
    Weenderveen nickte. »Sehr geringe radioaktive Strahlung; nicht problematisch,
wenn wir die Schutzanzüge tragen. Aber keine wirkliche Erklärung für
diese wie ausgestanzt wirkende Lichtung.«
    Sentenza reckte sich. »Es ist ohne Zweifel das, was uns die Wesen auf der
Spielhölle als Preis zugedacht haben. Die Frage ist: Interessiert uns dieser
Preis oder überlassen wir ihn ›Neue Welten‹ und begnügen uns mit einer
sicherlich beeindruckenden Prämie?«
    Er blickte in die Runde und las in allen Gesichtern, auch in der komplizierten
Mimik des Pentakka, die gleiche Botschaft.
    Ein befriedigendes Lächeln glitt über die Züge des Captains.
»Na gut. Dann landen wir die Ikarus auf der Lichtung.«
    »Warum nehmen wir kein Beiboot?«, fragte der stets vorsichtige Anande.
    Obgleich der Rettungskreuzer theoretisch auf Planeten landen konnte, war dies
ein sehr schwieriges und nicht ungefährliches Unterfangen. Die Ikarus war in Atmosphären nur schlecht zu manövrieren und benötigte
viel Platz zum Aufsetzen. Zum Glück stand ihnen mit Trooid ein geeigneter
Pilot zur Verfügung, sonst wäre dieses Unternehmen zu riskant.
    »Weil ich alles Bergungsgerät vor Ort haben will. Wenn sich die Sache
für uns lohnt, müssen wir schnell sein. Denken Sie daran, wir haben
nicht viel Zeit. Bevor man auf Vortex Outpost dumme Fragen zu stellen beginnt,
sind wir schon auf dem Rückweg.«
    Damit war alles gesagt. Die Vorbereitungen konnten beginnen.
     

 
2.
     
    In immer längeren Abständen erwachte das Kollektive Ich zu einer
Scheinexistenz. Die Kraft war in einem Maße aus den Teilen gewichen, dass
es zunehmend schwieriger wurde, so etwas wie Gemeinsamkeit herzustellen, und
dieser Prozess erforderte Energie, die auf dieser Welt nicht vorhanden war.
Die Prozessoren hatten vor Jahrhunderten aufgehört zu produzieren, die
Speicher waren vor über zweihundert Jahren zu versteinerten Mahnmalen geworden,
und es waren die schwachen, elektrischen Schwingungen des kollektiven Ichs,
die, nach langen Zeiträumen in den Teilen gespeichert, für kurze
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