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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken
Autoren: Meschner Moritz
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Fall Twilight-Zone.«
    »Alter, du musst was dagegen unternehmen!«
    »Was denn?«
    »Sperr die Bilder! Ruf den Administrator! Verklag den ­Bastard! Und lass uns schnell gucken, was auf Bild-Online steht!«
    Ich sinke tiefer und tiefer in Andrés Bürostuhl ein. Wenn sich doch nur ein Loch auftun würde, das groß genug ist, mich und den Stuhl verschwinden zu lassen!
    »Sei mir nicht böse, Max. Aber ich will jetzt echt nicht lesen, was der da über mich geschrieben hat.«
    »Nicht?! Aber … was willst du dann tun?«
    »Ich muss mal Steffi anrufen.«
    Sechs bis acht lange Tut-Töne später habe ich sie am Apparat. Sie klingt nervös und fahrig, beinahe so, als hätte ich sie gerade mit einem Massagegerät auf dem Kopf erwischt.
    »Moritz? … Hi, äh, gut, dass du anrufst, ich, äh, wollte es auch gleich machen.«
    »Aha.«
    »Ja, ich … also … ich wollte mit dir reden.«
    »Na klar.«
    »Nein, wirklich, ich … war gestern bei Silvio, und, na ja, wie sag ich’s am besten? … Ich glaube, es war ein Fehler.«
    Puh, Glück gehabt. Ich hatte schon befürchtet, sie wolle schon wieder Schluss machen.
    »Ist doch in Ordnung«, sage ich gönnerhaft. »Ich hab ja auch ’ne Menge Fehler gemacht. Jedenfalls ist mir egal, was gestern war. Wir … wir sollten einfach ganz von vorne anfangen. Bei null quasi. Oder was meinst du?«
    Steffi meint erst mal nichts.
    »Hallo? Bist du noch dran?«
    »Moritz, ich …«
    »Was sagst du dazu? Wir vergessen einfach, was war! Und wir vergessen Silvio! Er war ein Fehler, das hast du gerade selbst gesagt. Und wenn du willst, können wir auch gerne irgendwo hinfahren. Mal ein bisschen abschalten, Zeit zusammen verbringen, nur wir zwei. Einfach raus, nach Bad Saarow oder so. Und den Fehler vergessen, den du gemacht hast. Bitte, nur du und ich und von mir aus auch noch der blöde Jauch, das ist mir egal, Hauptsache, wir können zusammen sein und … ach, sag mal, warst du heute schon auf Facebook?«
    »Moritz?«
    »Ja?«
    »Du weißt, was los ist, oder?«
    »Ja.«
    »Das mit UNS , das war ein Fehler!«
    »Ja.«
    »Ich meine, es war schön und so, aber wir gehören einfach nicht mehr zusammen, das verstehst du doch, oder?«
    »Ja.«
    »Gut. Also, wie gesagt, es war schön, aber … lass uns doch jetzt wirklich mal Freunde sein.«
    »Ja.«
    »Mach’s gut, Moritz«, sagt sie nach einer kleinen Pause und legt auf.
    »Alles okay?«, fragt Max sofort. »Du bist ganz rot im Ge­sicht!«
    »Ja.«
    Ich lege das iPhone zur Seite und gebe Steffis Namen in die Suchzeile bei Facebook ein.
    »Meschner?«
    »Ja.«
    »Du machst mir ein bisschen Angst.«
    »Ich kann wieder auf Steffis Profil«, sage ich teilnahmslos.
    »Das ist ja gut und schön, aber …«
    Ein Klick auf Steffis Freundesliste und schon sehe ich die Fratze, nach der ich gesucht habe.
    »Moritz, du kriegst gleich ’ nen Hirnschlag! Atme mal durch, Alter!«
    Noch ein Klick, und ich habe alles, was ich brauche. Den kompletten Namen. Und die Adresse! Ein Hoch auf den gläsernen Menschen!
    »Du wolltest doch, dass ich was unternehme.«
    Max legt mir die Hand auf die Schulter, zieht sie aber nur Sekunden später wieder zurück.
    »Was hast du denn vor?«, fragt er unsicher. »Willst du jetzt doch dem Administrator Bescheid geben?«
    »Nein«, antworte ich und zünde mir eine Zigarette an. »Ich werde Arschfotzenkopf umbringen.«
    Ein perfekter Mord beginnt mit einem perfekten Plan.
    In meinem Fall beginnt er mit einer halben Flasche Jägermeister, die ich noch in Andrés Kühlschrank gefunden habe.
    Darüber hinaus benötige ich natürlich ein perfektes Alibi, das ich in Max habe, der neben mir im Taxi sitzt, aber leider noch so gar nicht nach Alibi aussieht, sondern eher nach beleidigter Leberwurst.
    »Du drehst ja völlig am Rad«, nuschelt er in Richtung Seitenfenster.
    Gehen wir noch mal alles in Ruhe durch: Gestern habe ich auf einer Party blankgezogen und bin heute auf der Onlineseite der BILD -Zeitung zu finden. Ich brauche den dazugehörigen Artikel nicht zu lesen, um mir darüber klarzuwerden, dass ich darin wohl nicht besonders gut wegkomme. Der Typ, der im Hasenkostüm auf einem Motorrad ins KaDeWe-Schaufenster gedonnert ist, hat auch ein Leben abseits des motorisierten Amoks, und zwar das einer depressiven Witzfigur. Die Leute werden über mich lachen, sich fremdschämen, mir ein mutiertes Ebola-Virus an den Hals wünschen, so viel ist mal klar. Und jetzt fährt dieser Typ im Taxi in den Osten Berlins, um den Pum ­perficker
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