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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken
Autoren: Meschner Moritz
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seiner Exfreundin zu killen. Das ist so schräg, das kriegt nicht mal Monk zusammen.
    Ich krame einen kleinen Zettel aus meiner Hosentasche und überprüfe noch einmal den Straßennamen.
    »Wir müssten eigentlich gleich da sein.«
    »Ein paar Minuten sind’s noch«, sagt der Taxifahrer.
    Ich habe mir aus Andrés Kleiderschrank eine blaue Jogginghose und einen schwarzen Kapuzenpullover gegriffen. Leider habe ich vergessen, auch eine neue Unterhose anzu­ziehen, und so fummle ich mir alle zehn Sekunden am Hintern rum, weil mein String immer wieder in die Ritze rutscht und kneift. Keinen Schimmer, wie Frauen so etwas tragen können.
    »Ich wiederhol mich ja nur ungern«, sagt Max und dreht sich zu mir, »aber du gehst in den Knast, wenn du das durchziehst, das ist dir schon klar?«
    »WIR gehen in den Knast«, antworte ich. » DU bist mein Komplize! Das ist dir schon klar?«
    »Ich bin nur mitgekommen, um dich von deinem Vorhaben abzubringen.«
    »Das wird schwer, mein Freund.«
    »Dann gehst du eben in den Knast!«
    Der Taxifahrer will wohl wissen, was wir hier hinten andeuten, denn er schaut von Zeit zu Zeit in den Rückspiegel, doch ich halte seinem Blick stand, und schließlich gibt er auf und konzentriert sich wieder auf sein eigentliches Taxi-Geschäft, das da heißt: hupen, fluchen und andere Verkehrsteilnehmer schneiden.
    »Es gibt so viele Menschen, die in den Knast gehören«, sinniere ich.
    Nach ein paar Minuten haben wir unser Ziel erreicht. Genauer gesagt: MEIN Ziel. Einen typischen Plattenbau, der trotz einiger bunter Verzierungen und Topfpflanzen auf den Balkonen immer noch nach Ernst Thälmann und Co. riecht. Ich habe die Ossis nie wirklich gemocht, aber seitdem Silvio aufgetaucht ist, hasse ich sie regelrecht.
    Obwohl.
    Im Moment hasse ich so ziemlich jeden und alles. Steffi, den Taxifahrer, sogar Max, weil er partout kein Alibi sein möchte, und auch den hässlichen Glatzkopf, der da so locker zu seinem Auto schlendert, hasse ich.
    Moment mal. Das ist Silvio!
    »Alter!«, stupse ich Max aufgeregt an.
    Er richtet sich auf, und seine Augen werden sofort größer. Scheinbar ist er ebenfalls voller Adrenalin. Und Jägermeister. Ich habe ihm nämlich vorhin die andere Hälfte der Flasche abgegeben.
    »Der haut ja ab!«
    Silvio steigt in einen mittelgroßen grauen BMW und braust davon.
    » FOLGEN SIE DEM WAGEN !«, rufe ich.
    Ich wollte das schon immer mal tun.
    »Das kostet aber neu«, brummt der Fahrer ohne den geringsten Anfall von Eile. »Ich hab die Uhr nämlich schon ausgestellt.«
    »Ist mir scheißegal, was es kostet! Hinterher!«
    »Wie Sie wollen«, sagt er und schaltet die Uhr ein.
    Dann tuckert unser Taxi gemütlich los.
    »Und was machen wir jetzt?«
    Vorsichtig linsen Max und ich über den Gartenzaun des kleinen weißen Häuschens, in das Silvio vor etwa einer Minute verschwunden ist. Nachdem ich insgesamt etwas mehr als dreißig Euro für das Taxi bezahlt habe, sind wir ausgestiegen und wie zwei Comicfiguren auf unseren Zehenspitzen zum Zaun getippelt.
    »Wer wohnt hier überhaupt?«
    »Woher soll ich das wissen?«, nölt Max. »Silvio jedenfalls nicht, sonst hätte er nicht geklingelt.«
    Ich kratze mich am Kopf und zupfe dann meinen String­tanga zurecht.
    »Boah, Meschner, du hast echt keinen Plan, stimmt’s?«
    »Jepp«, bestätige ich.
    »Weißt du, du bist wie ein Einarmiger, dem man was zuwirft, das man nur mit zwei Händen fangen kann! Du strengst dich zwar immer wieder an, aber am Ende wird’s nix!«
    » WAS bitte schön gibt es, das man nicht mit einer, sondern NUR mit zwei Händen fangen kann?! Hä?«
    Er muss kurz überlegen.
    »Einen Basketball?«
    »So ein Quatsch!«
    » ZWEI Basketbälle?«
    »Okay. Eins zu null für dich.«
    »Und jetzt lass uns wieder abhauen, bevor das hier noch ins Auge geht!«
    Auf keinen Fall haue ich hier wieder ab! Dafür bin ich schon zu weit gekommen! Und dafür hasse ich Silvio einfach zu sehr!
    »In DIESEM Haus ist mein Endboss! Und den werde ich jetzt plattmachen! MIT dir oder OHNE dich!«
    Max schaut mich völlig hilflos an.
    »Ach, Moritz. Wenn du nicht mein Freund wärst, dann wäre mein Leben weniger im Arsch.«
    »Und weniger aufregend«, füge ich hinzu, und wir müssen lachen.
    »Also, was hast du vor?«
    »Wir improvisieren einfach. Erst mal müssen wir rausfinden, wer hier wohnt, und was Silvio überhaupt hier macht. Und dann ... buddeln wir ’ne Falle vor der Tür.«
    »Cool«, sagt Max ironisch. »Und die füllen wir mit
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