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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken
Autoren: Meschner Moritz
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Cartoon-Knallerbsen, die wir in der ACME -Fabrik kaufen.«
    »Gute Idee, du Schwachkopf.«
    »Leck mich«, kontert Max und fängt an über den Zaun zu klettern.
    Ich hätte nie gedacht, dass ein enges Damenunterhöschen eine wirkliche Behinderung darstellen könnte. Zwar ist Andrés Jogginghose, nicht zuletzt wegen meines Gewichtsverlustes der letzten Wochen, angenehm weit und fluffig, allerdings fällt es mir sauschwer, mein Bein über die Zaunkante zu hieven, so sehr schnürt mich der String ein. Ob Laura jetzt gerade in meinen Boxershorts aufwacht und sich ebenfalls fragt, was gestern auf der Party passiert ist?
    Als wir uns in den Garten plumpsen lassen, wird mir heiß, teils deswegen, weil ich wohl auf einer Art Distel gelandet bin, teils aber auch, weil ich mich so fühle, als wäre ich ein G.I., der in den iranischen Präsidentenpalast eingedrungen ist, und nun nicht weiß, ob er sich vor Angst in die Hose machen oder im Adrenalinrausch das erstbeste Zimmermädchen vergewaltigen soll. Max gibt mir ein Handzeichen, das ich nicht verstehe, und dann packt er mich an der Kapuze, und wir schleichen uns gebückt unter den Fenstern vorbei bis zur Haustür. Dort schaue ich auf das Klingelschild.

    »Na, toll. Jetzt wissen wir, dass hier irgendeine Frau Bolte wohnt. Und weiter?«
    »Frau Bolte«, wiederhole ich nachdenklich. »Ist das nicht seltsam?«
    »Was denn?«
    »Ach nichts. Ich dachte nur gerade …«
    Genau in diesem Augenblick öffnet sich die Haustür, und Max und ich, wir sprinten los.
    »Die Büsche!«, ruft Max so leise, dass eigentlich nur ein Hund es hören könnte, aber ich weiß natürlich sofort, was er meint, und er hechtet in eine mannsgroße Hecke und ich direkt hinterher, und als wir drin sind, fallen wir mitsamt der Hecke um und bleiben auf dem Boden liegen.
    »Aua«, stöhne ich.
    »Halt bloß dein Maul«, flüstert Max, der nun auf mir liegt und seine Hand auf meinen Mund presst.
    Mit angehaltenem Atem spähen wir durch die uns umschließende Dornenhecke zur Haustür, aus der eine alte Frau tritt, deren Anblick mich erstarren lässt.
    »MmMmMm MMMM mMm- MMM mMm!!!«
    Wäre Max der Sprache der uralten Zivilisation der Durch-die-Hand-Kommunizierer mächtig gewesen, dann hätte er verstanden, was ich mit weit aufgerissenen Augen in seine Finger geschrieen habe: »Das ist die Brummdraht-Omi!!!«
    Es besteht kein Zweifel: Sie ist es! Die alte Mist-Eule, die mir gestern Mittag bei Steffis Reichelt begegnet ist! Und hinter ihr in der Haustür steht Silvio. Der Teufel und seine Großmutter!
    Erst jetzt fällt mir Silvios vollständiger Name wieder ein. Der Name, den ich auf seinem Facebook-Profil gelesen habe: Silvio BOLTE !
    »Is schon jut, Omi, da draußen war nix. Hab ick dir doch jesagt.«
    »Ich HABE aber etwas gehört!«
    Die Brummdraht-Omi lässt ihren Kopf einmal von rechts nach links wandern. Es würde mich nicht wundern, wenn sie ihn auch ganz im Kreis drehen könnte.
    »Komm wieder rin«, sagt Silvio und nimmt sie am Arm. »Hier is keener. Wer sollte auch schon versuchen, am helllichten Tach irjendwo einzubrechen? Ick mach jetzt schnell deinen Kamin an, und denn jibt’s Kaffe und Kuchen.«
    Das finstere Gesicht der Brummdraht-Omi hellt sich langsam etwas auf. Trotzdem habe ich für einen Moment ein Gefühl, als würde sie uns gleich entdecken. Kurz bevor sie das Gebiet um uns herum und somit auch die umgefallene Hecke scannen kann, gibt Silvio ihr einen Kuss auf die Wange, und des Teufels Großmutter lässt sich erweichen und endlich von ihrem Suchvorgang ab.
    »Hach, Junge, du bist einfach zu gut für diese Welt!«
    Das muss dann wohl die Bizarro-Welt sein! Nicht nur, dass Silvio mit Brummdraht-Omi verwandt ist, er hat mir und Max auch gerade das Leben gerettet! Natürlich nicht absichtlich, denn wüsste er das, dann würde er sich wahrscheinlich den Fuß abbeißen.
    » MmMmMMM !«, keuche ich in Max’ Hand und meine damit so viel wie: »Danke, Gott!«
    Da Gott und ich aber ein etwas zwiespältiges Verhältnis zueinander haben, findet das alles hier noch kein Happy End. Brummdraht-Omi fährt Silvio liebevoll mit ihren alten knochigen Fingern über die Wange und holt dann völlig unvermittelt die große Keule raus.
    »Trotzdem werde ich den Hund mal in den Garten lassen.«
    »Wenn de meinst.«
    » RICO !!!«
    Max und ich haben nur ein äußerst schmales Zeitfenster, doch wir nutzen den Moment, in dem Silvio und seine verhornfußte Großmutter im Hausflur verschwinden, bis zu dem Moment, in
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