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Resteklicken

Resteklicken

Titel: Resteklicken
Autoren: Meschner Moritz
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trinken holn!«
    »Ich hätt gern einen Batida Kirsch.«
    »Nehm ich auch«, sage ich und falle hin.

    An der Garderobe schaffe ich es gerade noch so, mein Portemonnaie aus der Hosentasche zu ziehen und muss feststellen, dass ich meine Kleidermarke verloren habe. Ich beginne planlos, meine übrigen Hosentaschen zu durchsuchen, dann wieder mein Portemonnaie, ich hole jeden Fahrschein und jeden noch so kleinen Fitzel Papier raus, als mir plötzlich jemand auf den Rücken haut. Es ist Max.
    »Kommst du endlich?«
    »Geht nicht! Ich ha mein Dings verlorn!«
    Max bückt sich, hebt einen kleinen Zettel vom Boden auf und hält ihn mir vors Gesicht. Ich kann nicht das Geringste auf dem Zettel erkennen. Alles verschwimmt vor meinen Augen. Zahlen, Buchstaben, sogar die Farbe des Zettels ist für mich nicht mehr eindeutig definierbar.
    »Hattest du die Hundertdrei?«
    Max starrt mich an.
    Ich starre zurück.
    »Hattest du die FÜNFHUNDERTDREI ?!«
    »Woher soll ich das wissen, du Nutte?! Bin ich ’ n scheiß Hellseher, oder was?«
    »Boah, Alter, ey«, stöhnt Max und schiebt der schwarzhaarigen Garderobenlesbe den Zettel über den Tresen.
    »Bauchs ga nich so blöd glotzen«, sage ich, als sie sich umdreht, um meine Jacke zu holen, und dann füge ich leise ein »Dich fick ich au noch« hinzu.
    Nach ein paar Sekunden kommt sie zurück und drückt mir eine Lederjacke in die Hand. Ich brauche einen kurzen Moment, um zu begreifen, dann halte ich meine Nase ins Leder und schaue sie an.
    »Das is nich meine Jacke.«
    Die Lesbe sagt keinen Ton.
    »Das IS nich meine Jacke«, wiederhole ich.
    Keine Antwort. Aber ich glaube ein Grinsen in ihrem Gesicht erkennen zu können, ein ziemlich dämliches Grinsen sogar.
    »Alter, was is ’ n dis hier für ’ ne Jacken-Scheiße?«
    »Mach keinen Aufstand«, sagt Max und zupft mich am Ärmel.
    »Das is nich meine Jacke.«
    »Natürlich ist das deine Jacke!«
    »So ’ ne Fotzen-Scheiße, Alter! Jacken-Scheiße is dis!«
    Max atmet einmal tief durch.
    »Weißt du was? Du gehst mir gerade tierisch auf die Nerven!«
    »Ach ja?«
    »Allerdings! Nimm die scheiß Jacke und ab!«
    »Wo is überhaupt Dings?«
    Max schaut mich fragend an.
    » WO IS DIE ?!«
    »Wer denn? Die dunkelhaarige Ische?«
    » SAG NICH ISCHE ZU LAUMA !«
    »Hey, beruhige dich mal! DU wolltest doch gehen!«
    » ICH ?«
    Während mein Hirn ergebnislos die »letzte halbe Stunde« googelt, erspähe ich Laura plötzlich in einer Traube von Studenten-Nappeln. Sie sieht in ihrem Röckchen so was von lecker aus, dass ich beschließe, die mir unbekannte Jacke wieder abzugeben und zu bleiben. Sowieso unwahrscheinlich, dass ich wirklich gehen wollte.
    »Alter, du bist randvoll! Was trinkst du eigentlich die ganze Zeit?«
    »Batida Kürpsch. Oder so.«
    Max atmet einmal tief durch und packt dann meine Schultern.
    »Okay, Moritz. Ich will nur nicht, dass du hier irgendwo zusammenklappst und von der Feuerwehr abgeholt werden musst! Wir gehen jetzt alle zu André. Der wohnt um die Ecke. WIE DU WEISST! «
    Da ich weder weiß, wie ich heiße, noch, wo ich bin, weiß ich natürlich auch nicht wo André wohnt. Obwohl ich da schon hundertmal gewesen bin.
    »Kla weiß ich das!«
    »Gut. Und was habe ich gerade gesagt?«
    »Dass ihr da jetz hingeht?«
    »Fein. Und wenn du nachher hier rauskommst, dann gehst du nach links und dann die nächste Straße noch mal links und bist da.«
    »Wo?«
    »Klingel einfach! Irgendjemand von uns wird dir schon aufmachen!«
    »Im Ormung«, sage ich und mache mich auf den Weg zu Laura.

    Irgendwann liege ich mit Laura auf der Kegelbahn und wir machen rum.
    Ich würde meine Hand zwar nicht dafür ins Feuer legen, aber ich glaube, sie ist genauso besoffen wie ich. Oder zumindest fast.
    Die Kegelbahn ist leer, und wenn nicht, ist es mir auch egal, und das Schwarzlicht erzeugt eine seltsam unwirkliche Atmosphäre. Ich schaue Laura tief in ihre vier bis sechs strahlend weißen Augen und küsse sie.
    »Zieh deime Hose aus«, formuliert sie mühevoll.
    Für den Bruchteil einer Sekunde erscheint Steffi vor mir. Über ihrem Kopf glänzt ein Heiligenschein. Dann verschwindet er wieder wie das kurze Aufleuchten eines Blitzlichts. Und mit ihm verschwindet Steffi.
    Als ich Hose und Unterhose endlich ausgezogen habe, passiert erst mal eine lange Zeit nichts.
    Laura gibt sich zwar alle Mühe, mich scharf zu machen, doch in diesem Zustand will mein Blut einfach nicht dahin, wo es uns beiden oder zumindest mir etwas bringen
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