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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker
Autoren: Jacques Berndorf
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sie gut und schnell.« Pjotr schwieg.
    »Also: Wir nehmen jetzt den Koffer und gehen!«, sagte die Strahl, ohne eine Miene zu verziehen. Es bestand kein Zweifel, dass sie niemals an etwas anderes gedacht hatte.
    Pjotr sagte leise, aber scharf: »Wissen Sie, mir war es schon lange klar, dass Ihr Chef Sie irgendwann zum Abschuss freigeben würde - so, wie er Lewandowski freigab. Ihnen scheinbar nicht. Warum wollen Sie die Realität nicht sehen?«
    »Realität ist, dass wir die Waffen schon haben«, sagte Reimer drohend. »Sie sollten sich freuen, lebend hier wegzukommen.«
    »Falls Sie lebend hier wegkommen. Über unsere Arbeit sprechen wir nicht.«
    »Das sollten Sie sich aber schnell noch einmal überlegen. Was meinen Sie denn, warum Ihr Chef Sie hierhingeschickt hat? Sie sind am Ende, und jeder außer Ihnen weiß es. Sie werden sich nirgendwo auf der Welt verkriechen können, Ihre Arbeitgeber werden sich nicht mehr an Sie erinnern, und an jedem Kiosk der Welt wird man Ihre miese Geschichte kaufen können.«
    »Das würde mich wundern«, meinte die Strahl überheblich. »Ihre Leute wären die Letzten, die so an die Öffentlichkeit gingen.«
    »Baumeister und die kranke Dame sind leider nicht meine Leute. Daher müssen Sie schon mit einer erheblichen Öffentlichkeit rechnen. Aber Sie haben ja die Chance, mit mir zu sprechen. Sehr lange, vielleicht Monate. Die Waffen können Sie übrigens gleich haben, die sind nicht so wichtig. Ich schenke sie Ihnen.«
    Er hockte nicht mehr auf seinem Stein, er war beiläufig aufgestanden und sah sie freundlich an.
    Nichts in ihren Gesichtern verriet, was sie dachten, sie wirkten nur noch etwas aufmerksamer als vorher schon.
    Jetzt wurde Pjotrs Stimme spöttisch: »Haben Sie sich eigentlich überlegt, was geschehen wäre, wenn Sie diesen Waffenkoffer einfach vergessen hätten? Nichts, rein gar nichts!«
    Jetzt schien Reimer leicht irritiert, aber sie hatte immer noch dieses vollkommen ausdruckslose Gesicht. Ich konnte nur hoffen, dass mir meine Gedanken genauso wenig anzusehen waren. Ich hatte nämlich soeben staunend begriffen, worauf Pjotr hinarbeitete.
    »Wie soll das technisch gehen?«, fragte Reimer, der sich wieder völlig in der Gewalt hatte. »Wir kriegen die Waffen und ziehen damit ab. Gut, und dann?«
    »Einer von uns soll als Geisel hier blieben«, sagte die Strahl.
    Pjotr meinte kalt: »Wenigstens die Dame beginnt zu denken.«
    »Das ist unlogisch«, widersprach Reimer, und ich sah aus den Augenwinkeln, wie Pjotr zufrieden verfolgte, wie seine Saat aufging.
    »Die wollen uns trennen«, sagte die Strahl und zeigte zum ersten Mal Wirkung. »Natürlich! Die wollen uns trennen!«
    Pjotr sagte schneidend: »Wir machen kein Geschäft, ich will Sie nicht trennen, ich will keine Geisel, und was Sie mit dem Koffer machen, ist vollkommen unwichtig. Ich fordere Sie nur auf, mir in Moskau Rede und Antwort zu stehen.«
    Reimer hatte auf einmal seine Waffe in der Hand. »Kein Geschäft, verstehst du? Und trennen will er uns auch nicht. Er hat uns bestellt, wir sind gekommen. Mehr wollte er nicht, mehr hat er von Anfang an nicht gewollt.«
    Pjotr nickte langsam. »Sie haben es endlich begriffen, Reimer. Ich wollte Sie nur hier haben, sonst nichts. Lassen Sie uns also aufbrechen nach Moskau.«
    Er glitt aus dem Lichtschein, als sei er schwerelos. Und plötzlich geschah alles auf einmal. Rechts von mir bewegte sich der Hang. Er bewegte sich an drei Stellen, auf einmal standen da drei dreckverschmierte Figuren, die man für Erdgeister hätte halten können, wenn sie nicht jeder eine Maschinenpistole im Anschlag gehalten hätten.
    »Aus dem Licht, Baumeister!« rief Pjotr von irgendwoher.
    »Scheiße!« Das war die Strahl.
    Die drei Männer standen wie festgewachsen etwa dreißig Meter von mir entfernt und hielten ihre Waffen auf uns gerichtet. Ich war viel zu gebannt, um mich bewegen zu können, aber schon zog mich eine kräftige Hand aus dem Lichtschein.
    Im gleichen Moment bewegten sich Reimer und Strahl ansatzlos und mit ungeheurer Schnelligkeit. Sie wirbelten in einer Rolle in entgegengesetzte Richtungen und hatten schon die Waffen in den Händen, bevor sie aus dem Lichtkreis verschwunden waren.
    Die Männer am Hang schossen sofort. Es waren kurze, peitschende Feuerstöße, die sofort die Scheinwerfer trafen. Die Dunkelheit fiel wie eine Explosion über mich her.
    Pjotr, er musste es sein, ergriff meine Schulter und stieß mich hinter einen Felsbrocken. Ich erinnere mich, dass ich
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