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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker
Autoren: Jacques Berndorf
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stellen sie zu«, wiederholte er. »Sie gehören Ihrer Regierung, also stellen wir sie zu.«
    Während ich schnell und konzentriert fotografierte, kam ein kleiner Laster ohne Aufschrift in den Kessel gepoltert, und plötzlich waren noch mehr Männer da, die lautlos aufräumten, die Leichen in Zinksärge packten und systematisch nach Hülsen suchten. Da waren auch Ärzte, die sich endlich um die drei Männer im Hang bemühten. Zwei von ihnen kamen nach einigen Minuten wieder zu sich und starrten blass und verbissen in die Scheinwerfer. Der dritte war tot, in den Kopf getroffen.
    Jemand murmelte: »Wir haben die Plastiksäcke für die Leichen vergessen. Irgendwas vergisst man immer.«
    Ein anderer antwortete: »Ist egal. Macht los, laut Plan müssen wir in vier Minuten auf der Strecke sein.«
    Sie schafften es. Der Lastwagen verschwand in der Nacht. Es war wieder so, als sei das alles nie geschehen. Nur Pjotr war noch da. Er stand mitten im Steinbruch und wirkte wie eine Figur, die der Bühnenbildner vergessen hat.
    »Ob er triumphiert?«, fragte mich die Baronin leise.
    »Ich glaube nicht«, sagte ich. »Er ist nur kaputt.«
    »Er hat uns ein paar Mal gelinkt.«
    »Sicher. Aber hätte er uns die Grundzüge seines Berufes beibringen sollen?«
    »Bist du für ihn?«
    Ich überlegte. Dann sagte ich: »Ja, ich bin für ihn.«
    Wir gingen alle drei zum Wagen, und schweigend fuhren wir heim. Auf dem Hof sagte die Baronin unvermittelt: »Verdammt noch mal, so eine Welt will ich nicht.«
    »Ja, du hast ja Recht.«
    »Ihr Scheiß-Machos geht mir auf den Wecker.« Mit kleinen, wütenden Schritten stapfte sie zum Gartentor und verschwand hinter der Hecke.
    »Und wie Recht sie hat«, murmelte Pjotr. Er schlurfte in das Arbeitszimmer, ließ sich in einen Sessel fallen und schloss die Augen. Er schien um Jahre gealtert.
    »Wo ist denn Lawruschka geblieben?«
    Er grinste schwach, sagte aber nichts.
    »Sie sind Lawruschka, nicht wahr?«
    »Ja. Als wir Lewandowski identifiziert hatten, wurde ich auf die Sache angesetzt. Ich dachte, ich sollte etwas für mein Image tun und gab mir den Namen einer Romanfigur von Gorki. Unter diesem Namen ließ ich mehrfach für sie durchsickern, ich würde sie zur Strecke bringen.«
    »Wie haben Sie diese Riesenmannschaft am Steinbruch eigentlich in Stellung gebracht?«
    »Ich habe ein paar sehr talentierte Genossen mitgebracht.«
    »Erzählen Sie mir keinen Quatsch, Pjotr. Es waren Deutsche, ich habe sie miteinander reden hören.«
    »Ja, vielleicht, aber sie standen sozusagen unter russischem Befehl.«
    »Und der Lastwagen hatte früher einmal eine Nummer vom Bundesgrenzschutz. Das konnte man noch auf dem Blech für das Nummernschild erkennen. Sie haben für die Bundesrepublik gearbeitet.«
    »Warum fragen Sie, wenn Sie meinen, dass Sie schon alles wissen?«
    Wenig später fuhr er grußlos vom Hof. Zum Abschied hatte er nur gesagt: »Ich werde mich besaufen.«
    Irgendwann kam die Baronin aus dem Garten zurück, und wir saßen vor dem Kamin und starrten in die Flammen. Dann läutete das Telefon.
    Sie ging hin und sagte müde: »Ja, bitte? Ach, Sie sind es, Chef. Ja, der ist da.« Sie hielt mir den Hörer hin.
    »Ich habe gehört, dass Sie eine Wahnsinnsgeschichte haben«, sagte der Chef.
    »Von wem?«
    »Das tut doch nichts zur Sache. Ich biete Ihnen hunderttausend. Für die Exklusivrechte.«
    »Wie bitte?«
    Er lachte. »Einhunderttausend.«
    Ich war vollkommen verwirrt. »Das reicht, also ich denke, das wird reichen. Aber ich muss die Recherchen noch ausbauen, mir fehlen noch einige Einzelheiten. Und dann muss ich schreiben. Das dauert noch etwas.«
    »Ja, ja, das macht nichts. Das drängt überhaupt nicht. Lassen Sie sich viel Zeit.«. Er hängte ein.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte ich. »Sonst spart er an jeder Ecke, und jetzt bietet er mir hunderttausend. Und er sagt, ich soll mir Zeit lassen, viel Zeit.«
    »Das ist doch schön«, murmelte sie. »Das ist endlich unser Urlaub unter der Palme.«
    »Aber da stimmt doch was nicht. Ruf ihn noch einmal an und finde heraus, was los ist. Ich gehe baden.«
    Ich lag im warmen Wasser und versuchte, mit meiner Aufregung fertig zu werden. Krümel lag auf dem Wannenrand und sah mir zu.
    Die Baronin kam dazu und hockte sich auch auf den Rand, »Das mit dem Honorar geht schon in Ordnung. Der Chef zahlt zwanzig, die Konkurrenz zahlt jeweils zwanzig, die Bundesrepublik zahlt zwanzig, und Pjotrs Leute zahlen zwanzig. Macht zusammen einhunderttausend.«
    »Aber
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