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Requiem fuer einen Henker

Requiem fuer einen Henker

Titel: Requiem fuer einen Henker
Autoren: Jacques Berndorf
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erstaunt war über die mühelose Kraft, die er dabei entwickelte.
    Reimer und Strahl waren jetzt irgendwo rechts von mir, und sie schossen unaufhörlich. Sie bewegten sich auseinander, nicht etwa von den Angreifern weg, sondern in einer Art Zangenbewegung auf sie zu.
    Fast gleichzeitig erwischte es alle drei Männer. Pjotr neben mir atmete erschreckt ein, als sie taumelten, den Halt verloren und vornüber stürzten. Der rechts außen ließ seine Waffe fallen und schrie gellend auf, ehe er aufschlug und nicht einmal mehr die Arme schützend vor den Körper bringen konnte. Die beiden anderen glitten über den steinharten Hang, ehe sie wie verreckte Puppen liegen blieben.
    Reimer und Strahl schossen immer noch - jetzt aber in unsere Richtung. Ich hörte die Strahl erschreckend nahe fluchen: »Jetzt seid ihr dran, ihr Wichser!«
    Im gleichen Augenblick standen sie im gleißenden Lichtschein. Der unerbittlich grelle weiße Strahl schien von überallher zu kommen. Sie strebten sofort im Zickzack auseinander, aber das Licht teilte sich und blieb auf ihnen wie eine tödliche Glocke. Dann fielen die Schüsse. Salven peitschten, Steine splitterten, es war das Inferno. Ich weiß nicht, ob Reimer zuerst starb oder die Strahl, ich weiß nur, es dauerte wenige Sekunden. Für mich war es eine Ewigkeit. Die Lichter schwenkten von ihnen weg und blieben wie lange, weiße Finger in der Schwärze der Nacht auf der Steilwand hängen. An vier Stahlseilen ließen sich vier Männer langsam nach unten.
    »Sie wollten es so«, sagte Pjotr heftig. »Sie hatten ihre Chance, aber sie wollten es so.«
    »Baronin«, schrie ich. »Baronin!«
    »Ja.« Das hörte sich jämmerlich an. Sie kniete da oben, und irgendjemand richtete einen Lichtfinger auf sie.
    »Es ist alles in Ordnung, Baumeister. Ich habe alles mitbekommen, wirklich alles. Das werden Fotos!« Dann sank sie zusammen und schluchzte haltlos.
    »Holt sie runter. Schnell!«, rief Pjotr. Dann wandte er sich zu mir: »Ist Ihnen etwas passiert?«
    »Nichts«, sagte ich.
    »Aber Sie bluten, Ihre ganze Hand ist voll Blut.«
    »Ach ja? Ich spüre nichts. Wird ein Splitter gewesen sein. Pjotr, Sie sind ein Schwein. Warum haben Sie das zugelassen?«
    Ich lief hinüber zu den drei Männern, die reglos am Fuß des Hangs im Schnee lagen. Pjotr holte mich ein und hielt mich zurück. »Wir kümmern uns um sie. Übrigens tragen sie kugelsichere Westen.«
    »Sie wussten, worauf das Ganze hinauslief, Pjotr, nicht wahr? Es war nichts als eine Hinrichtung.«
    »Ich habe ein wenig mit so etwas gerechnet. Holen Sie Ihre Freundin, sie muss hier noch fotografieren.«
    Ich lief los, an der alten Schottermühle vorbei, und kletterte auf dem direkten Weg hoch. Zweige peitschten mir ins Gesicht, ein paar Mal verlor ich den Halt und rutschte ein paar Meter weit hinunter. Schließlich war ich oben und fand die Baronin auf den Knien neben einem Mann im Tarnanzug, der sie festhielt. Sie übergab sich. »Es ist ja alles vorbei, alles vorbei.«
    »Ach, Baumeister, das war so schrecklich, das war ja widerlicher Krieg. Aber ich habe alles fotografiert.« Sie würgte. »Danke«, sagte ich zu dem Mann.
    »Selbstverständlich«, murmelte er soldatisch und verschwand.
    Unter uns waren nun viele Schatten, viele Männer. Einer sagte: »Wir müssen uns beeilen, wir brauchen mehr als eine Stunde bis Bonn.« Über allem lag das laute Klappern von Metallteilen.
    »Ich habe sie kaum bemerkt«, flüsterte die Baronin. »Stell dir vor, ich habe sie erst vor einer halben Stunde bemerkt. Sie waren mit der ganzen Ausrüstung nur fünfzig Meter weg. Die müssen stundenlang gelauert haben, die waren alle schon hier, als du mich gebracht hast.«
    »Da kann ich mich ja freuen, dass ich mich nicht zu Tode erschreckt habe. Komm, wir müssen jetzt hinunter. Pjotr sagt, du musst noch fotografieren.«
    »Sind Reimer und Strahl tot?«
    »Ja.« Ich lud mir ihre Taschen auf die Schulter, und wir rutschten Seite an Seite zu Tal.
    Pjotr stand neben den Leichen von Reimer und Strahl, hatte eine Zigarette zwischen den Lippen und starrte die beiden unbeweglich an. »Welch eine Verschwendung«, sagte er verächtlich.
    Die Baronin lief zur Seite, weil ihr erneut schlecht wurde. »Bleib da, ich mache die Fotos.«
    »Beeilen Sie sich«, drängte Pjotr. »Wir müssen schnell aufräumen und weg.«
    »Und die Leichen? Was machen Sie mit denen?«
    »Wir stellen sie zu«, sagte er knapp.
    »Wie bitte?«, fragte die Baronin und versuchte, tief durchzuatmen.
    »Wir
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