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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht
Autoren: Victoria Laurie
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das beste Krankenhaus im Norden von Massachusetts.« Steven schaute weiter die Medikamente durch. Da sah ich, wie er stutzte, eines der Fläschchen genauer betrachtete und ganz leicht seine Position änderte. Während der Sheriff in seine Notizen vertieft war, legte Steven den Finger an die Lippen und ließ das Fläschchen lautlos in die Tasche gleiten.
    Ich sah ihn fragend an, sagte aber nichts, als er sich wieder zu uns an den Tisch gesellte.
    »Wissen Sie, ob er Familie hatte?«
    Nun stand ich auf und gab dem Sheriff das gerahmte Bild von Janelle auf dem Kaminsims. »Das ist seine Tochter Janelle. Sie wohnt in Jamaica Piain, und ich glaube, sie arbeitet im Massachusetts General Hospital.«
    Der Sheriff nickte. »Gut, ich glaube, das wäre dann alles, Dr. Sable und Miss Holliday. Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen um Mr Brown. Ich bin sicher, seine Familie wird es zu schätzen wissen, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende getan haben.«
    Steven und ich verabschiedeten uns und gingen zur Tür. Auf der Schwelle hielt Steven flüchtig inne und tastete nach meiner Hand. Ich nahm seine Hand, drückte sie und lehnte mich an ihn, während wir gemeinsam durch den Regen zurück zum Jagdhaus gingen.
    »Alles okay?«, fragte ich, als wir das Haus betraten.
    Steven antwortete erst, nachdem er uns im Wäscheraum zwei trockene Handtücher geholt hatte. »Es ist immer schwer für mich, einen Patienten zu verlieren. Und Willis war ein alter Freund.«
    »Weißt du was? Ich hab ihn gesehen.«
    »Wen?«
    »Willis.«
    Steven legte fragend den Kopf schief. »Auf dem Pfad«, erklärte ich. »Als ich deine Tasche geholt hatte. Ich war im Begriff zurückzurennen, da rief er nach mir. Und als ich mich umdrehte, stand er da.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Es war sein Geist. Er war schon fort. Du hättest nichts mehr tun können, Steven. Es war schon vorbei.«
    Lange, sehr lange starrte Steven mich an. Dann legte er das Handtuch weg und kam zu mir herüber. Ganz sacht strich er mir das nasse Haar aus der Stirn, lehnte sich vor und küsste mich. Als er sich wieder von mir löste, schenkte ich ihm ein kleines Lächeln. »Wofür war das?«
    »Brauchst du immer einen Grund?«
    »Nein. Nicht unbedingt.«
    »Gut. Komm. Ich glaube, es gibt hier ein paar Regensachen.«
    Das kam nun völlig unerwartet. »Bitte, was?«
    Steven war schon halb im Flur. »Regensachen. Wir müssen Mirabelle warnen, bevor es zu spät ist.«
    »Zu spät für was?«
    Steven blieb stehen, zog etwas aus seiner Jackentasche und warf es mir zu. Ich fing es auf und schaute es mir an. Es war das Fläschchen aus Willis’ Küche. Ich betrachtete die rosa Pillen darin. »Was ist damit?«
    »Das Etikett. Der Name des Arztes steht rechts oben.«
    Ich überflog die Aufschrift. Mein Blick blieb an dem Namen haften: Dr. S. Sable. »Heilige Scheiße!«
    »Exakt«, sagte Steven, der in diesem Moment mit zwei Regenjacken in der Hand wieder in die Küche kam.
    »Glaubst du, die hatten was mit Willis’ Tod zu tun?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe von diesem Medikament noch nie gehört, ich muss es nachschlagen. Aber wenn es bei Willis’ Tod eine Rolle gespielt hat, dann sorge ich dafür, dass mein Herr Vater bestraft wird.«
    Ich steckte mir die Pillen in die Jeanstasche. Als ich aufsah, warf mir Steven eine der Regenjacken über die Schultern. »Hier. Sie gehörte meinem Großvater. Ist vielleicht ein bisschen zu groß, aber wenigstens wirst du trocken bleiben.«
    Ich zog die Jacke an, und wir stapften erneut hinaus in den Regen. Diesmal kamen wir auf dem Pfad nur sehr langsam voran, denn inzwischen war er ziemlich rutschig. Endlich erreichten wir Mirabelles Haus. Steven klopfte an die blaue Tür, und einen Moment später wurde unsere Mühe belohnt. Mirabelle öffnete uns. »Steven und M. J.«, begrüßte sie uns überrascht.
    »Hallo, Mirabelle«, sagte Steven. »Können wir reinkommen? Es ist wichtig.«
    Sie zog die Tür ganz auf. »Natürlich.«
    Wir befreiten uns von den nassen Regenjacken und Schuhen, und mich durchfuhr ein heftiger Schauder. »Ach, Sie armes Ding«, sagte Mirabelle. »Hier, kommen Sie, und setzen Sie sich ans Feuer. Ich habe es gerade erst angezündet, aber ein bisschen wärmt es schon.«
    »Danke.« Ich folgte ihr in das gemütliche Wohnzimmer. »Wir hätten das Auto genommen, aber wir konnten die Abzweigung zu Ihrer kleinen Straße nicht finden.«
    Mirabelle setzte sich lächelnd auf die Couch, Steven ließ sich neben ihr nieder. »Das liegt daran, dass sie gut
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