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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht
Autoren: Victoria Laurie
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duckte mich unter einem tief hängenden Zweig durch.
    »Nachdem ich den Bericht durchhatte, hab ich mich noch ein bisschen genauer mit dieser Pharmafirma beschäftigt und bin dabei auf was extrem Interessantes gestoßen.«
    »Ach.«
    »Von einem der Forscher dort wurde vor Kurzem ein Whitepaper veröffentlicht, in dem steht, dass eines der Medikamente, die bei Stammzellversuchen an Mäusen verwendet wurden, anscheinend tatsächlich eine Auswirkung auf deren DNA hatte!«
    Es entstand eine Pause, weil ich versuchte, diese Information zu kapieren und einzuordnen. »Was soll daran so interessant sein?«, fragte ich schließlich.
    »Ist das nicht offensichtlich?«, fragte Gilley. »Wenn du Steven senior wärst und wüsstest, dass die Möglichkeit besteht, ein Gericht zu überzeugen, dass du nicht der Vater von jemandem bist, indem du eine DNA-Probe einreichst, die garantiert nicht zu besagtem Jemand passt …« Gilley ließ den Rest offen.
    »Oh. Ach du meine Güte«, sagte ich, als mir klar wurde, wie das ins Bild passte. »Deshalb wurde nur das Bad durchwühlt! Der Dieb wollte eine DNA-Probe von Steven, damit Steven senior erst mal testen konnte, ob sie überhaupt zu seiner passt, und wenn ja, will er das Medikament nehmen, damit seine sich verändert und nicht mehr passt!«
    »Bingo. Dann kann er das Testament erfolgreich anfechten und Besitzanspruch erheben. Das einzige andere Haar in seiner Suppe wäre dann diese Urkunde, M.J. Ihr müsst sie unbedingt registrieren lassen, bevor es zu spät ist!«
    »Mirabelle macht es selbst. Sie ist gerade jetzt auf dem Weg.«
    »Gut. Außerdem solltet ihr zwei sehr vorsichtig sein.«
    »Wir habens fest vor. Danke Gilley, das war erstklassige Arbeit. Wir sehen uns bald.«
    Steven wartete, bis ich das Handy verstaut hatte, ehe er wieder zu mir kam. »War das Gilley?«
    »Ja. Ich erklär dir alles, sobald wir im Trockenen sind.«
    Nicht lange darauf erreichten wir den Rasen neben dem Jagdhaus und eilten zur Küchentür, aber sie war verschlossen. »Verdammt«, sagte Steven. »Ich muss -sie zugemacht haben, als wir uns auf den Weg zu Mirabelle gemacht haben. Komm, ich habe den Schlüssel zur Vordertür.«
    Wir umrundeten das Haus – und blieben wie angewurzelt stehen. In der Zufahrt parkte mit laufenden Scheibenwischern ein silberner Rolls-Royce, und direkt daneben stand die graue Limousine, die ich schon so oft bemerkt hatte.
    »Oh nein. So nicht, Bursche.« Zielstrebig marschierte Steven auf die Eingangstür zu und schloss auf. »Geh rein. Das wird nicht lange dauern.«
    Hätten mir nicht vor Kälte die Zähne geklappert, wäre ich draußen geblieben, um die Show live mitzuerleben. Aber die Kälte behielt die Oberhand. Ich trat ein und zog mir die Regenjacke aus, dann wandte ich mich zur Küche, um Wasser für Tee heiß zu machen – und hielt überrascht inne. In der Küche stand Maria, und vor ihr auf dem Tresen lagen die Liebesbriefe an Andrew.
    Mir stockte der Atem. Plötzlich rückte alles an seinen Platz, und wie in einem Film sah ich vor mir, wie sich alles abgespielt haben musste. Maria hatte mich wohl gehört, denn sie drehte den Kopf, und ihre tränenüberströmten Wangen waren der Beweis für meinen Verdacht. »Sie waren es«, sagte ich. »Sie haben Andrew vom Dach gestoßen.«
    Sie keuchte auf und begann vehement den Kopf zu schütteln. »Nein! Nein, niemals hätte ich so was getan!«, stieß sie aus und vergrub das Gesicht in den Händen. Ich spürte, dass sie die Wahrheit sprach. Der Film in meinem Kopf modellierte sich um, und dann war ich mir sicher, dass ich diesmal richtig lag.
    »Das war Ihr Abschiedsbrief, nicht der von Andrew«, sagte ich.
    Maria schluchzte, brachte aber ein Nicken zustande.
    »Sie wollten sich selbst vom Dach stürzen, aber Andrew hat es bemerkt und wollte Sie retten, und dabei ist er ausgerutscht.«
    Wieder ein deutliches Nicken.
    »Aber Sie waren diejenige, die Maureen die Treppe runtergestoßen hat.«
    Abrupt verstummte das Schluchzen. Maria sah mich mit angstgeweiteten Augen an. »Ja«, sagte sie schließlich. »Das war ich. Ich habe ihn von dem Augenblick an geliebt, als er mich einstellte. All die Jahre, in denen ich mich um ihn gekümmert habe wie um einen Ehemann … Sie hat ihn nicht so geliebt wie ich, aber er wollte trotzdem immer nur sie. Bei dem Ball damals, da war sie so von sich selbst erfüllt, so überzeugt, dass sie und Andrew immer zusammen sein würden. Ich war jung und dumm, und als sie mich anblaffte, ich solle von ihm
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