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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr
Autoren: Ambler
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    S
    ie parkten den Wagen beim Tor in der Mauer an der unteren Küstenstraße. Wenig später kletterten die drei, denen die Hemden am Rücken klebten, steifbeinig heraus. Es war eine lange, heiße Fahrt gewesen.
    Vom Schatten am Ende der Terrasse aus konnte ich sie durchs Fernglas deutlich sehen.
    Professor Krom, den älteren Mann, kannte ich schon; er war es ganz ohne Zweifel. Der jüngere Mann und die Frau jedoch mußten anhand der Schnappschüsse identifiziert werden, die private Auskunfteien kürzlich auf ihrem jeweiligen Universitätscampus gemacht hatten. Obschon ich Identifizierungen aufgrund von Fotos nie wirklich ernst nehme – dazu habe ich zu viele falsche Pässe gesehen und benutzt –, fand ich, daß diese beiden hinlänglich so aussahen wie die Personen, die sie sein sollten.
    Der Wagen war ein gemieteter Fiat 127 mit Mailänder Kennzeichen. Ihre Koffer lagen auf dem Dachgepäckträger, nicht aber das Handgepäck. Es war keine unerlaubte vierte Person im Auto. Für den Augenblick schien es, als hätten sie sich an die Bedingungen gehalten, die ich mit Krom ausgehandelt hatte.
    Ein paar Sekunden lang standen sie bloß da und starrten zur Villa Esmaralda hinauf. Dann bewegten sich Lippen, und es wurde gestikuliert. Man brauchte kein erfahrener Lippenleser zu sein, um zu erraten, was sie sagten.
    »Erwartet man von uns, daß wir unsere Koffer all diese Treppen hinauftragen?« Das war die Frau, die sich mit schweißnassen Fingern ungeschickt durchs Haar fuhr, während sie sprach.
    Krom, der Anführer der Expedition, tätschelte ihr väterlich die Schulter. »Ich bezweifle es, meine Liebe. Aber warum gehen wir nicht einfach und finden es heraus?« Er blickte wieder herauf, wobei er mir diesmal seine Zähne zeigte; ihm war klar, daß ich ihn beob­achtete. »Ich bin mir ganz sicher, daß er da ist.«
    »Und sich totlacht.« Dr. Connell, der jüngere Mann, beäugte angewidert das Haus und massierte sich die schmerzenden Nackenmuskeln. Er hatte die ganze Zeit am Steuer gesessen. »Ich wette, daß es auch eine obere Zubringerstraße gibt«, fuhr er fort. »Niemand baut eine Villa wie diese ohne Auffahrt. Das ist pure Schikane. Der Hund will, daß wir auf den Knien ankommen.«
    Ganz recht hatte er nicht damit. Zugegeben, auf der Kartenskizze, die ich Krom schickte, hatte ich die obere Straße ausgelassen, aber nicht nur, um ihn zu schikanieren. Was ich ebenfalls gewollt hatte, das war reichlich Zeit und Gelegenheit, sie und ihre Siebensachen in Augenschein zu nehmen, bevor sie ihrerseits mich und meine Sachen unter die Lupe nehmen konnten. Viel gehörte mir allerdings nicht in diesem zu einem sündhaften Preis angemieteten petit palais , aber Yves und Melanie würden sie dennoch zu Gesicht bekommen. Das ließ sich nicht verhindern – wir waren, bis zu einem gewissen Grad, abgeschrieben –, aber die Gefahr konnte so auf ein Minimum begrenzt werden.
    Es zeigte sich bald, warum solche Vorsicht geboten war.
    Nachdem ihnen klar war, daß es nichts nützte, untätig weiter herumzustehen, und daß sie besser mit dem Aufstieg begannen, holte Connell etwas, was zunächst aussah wie ein Transistorgerät, aus dem Wagen, bevor er ihn abschloß. Als er sich umdrehte, sah ich, daß es sich um ein Tonbandgerät handelte.
    Dieser flagrante Verstoß gegen vereinbarte Grundregeln überraschte mich nicht sonderlich. Dr. Connell, so hatten mich meine Quellen informiert, war genau der Typ dafür; das akademische Gegenstück zum Wunderknaben der Sitzungszimmer, der immer davon ausgeht, auch jene, die sich herausnehmen, anderer Meinung zu sein als er, zu seiner Sichtweise herumzukriegen.
    Nun, Yves würde mit ihm umzugehen wissen. Wer mich, aus Sicherheitsgründen, stärker zu interessieren begann, war die Frau, Dr. Henson.
    Als sie die steinerne Vortreppe hinter sich gelassen hatten und den Springbrunnen am Fuß der Haupttreppe passierten, schwang sie die bestickte Wandertasche, die sie an einem Riemen über der linken Schulter getragen hatte, über die rechte. Die Tasche sah harmlos genug aus, ein Objekt von der Art, wie es eine Herrenhemden-und-Herrenhosen-Frau ihres Typs nor­malerweise bei sich trägt. Was mich störte, war, daß der Inhalt von dem Ding, der Art und Weise nach, wie sie es von einer Seite ihres Körpers zur anderen hieven mußte, offenbar viel schwerer war, als man annehmen sollte.
    Ich sprach Melanie darauf an, als ich ins Haus trat.
    »Bevor Sie hinausgehen, um sie zu empfangen, sagen Sie Yves, daß die Frau
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