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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr
Autoren: Ambler
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mich lieben.‹ Das war ihm nicht auszureden. Ich jedenfalls wäre nicht überrascht, wenn Firman beschließen würde, sich umzubringen. Er hat eine selbstmörderische Ader.«
    Er stand auf. Es war Zeit für mich zu gehen. Ich fragte, ob ich Kopien von einigen seiner Reden haben könne. Ein persönlicher Assistent wurde angewiesen, mich zum Informationsbüro zu geleiten.
    Ich bat um Tonbänder.
    Im weiteren Verlauf des Tages wurden zwei Umschläge durch Boten zum Gästehaus befördert. In dem einen befanden sich die ins Englische übersetzten Texte einer Anzahl von Mr. Tuakanas Reden. Ein kurzes Begleitschreiben des Informationsbeamten besagte, daß in keiner Sprache, die ich verstände, Tonbandaufnahmen von den Reden erhältlich seien.
    Der zweite Umschlag enthielt die angekündigte Einladung zu einem Empfang, den Häuptling Tebuke Ende der Woche gab.
    Ich hatte auf Placid Island nichts mehr zu tun. Es gab eine Maschine, die am darauffolgenden Tag flog. Mit Zustimmung meiner Frau beantwortete ich die Einladung mit einem um Verständnis bittenden Brief, in welchem ich erklärte, daß wir in Suva zurückerwartet würden und es außerordentlich bedauerten, an dem Empfang daher nicht teilnehmen zu können.
    Firmans Mr. Williamson kann meiner Meinung nach nicht als kompetent bezeichnet werden.
    Er ist nicht einmal ein guter Lügner.

    Melanie beendete die Lektüre des Kommentars in einem Zustand beträchtlicher Erregung.
    »Wenn Sie diese Firmenbilanzen noch haben«, sagte sie, »hat Krom Ihnen da ein wunderbares Geschenk gemacht.«
    Schlafenszeit auf der Insel war normalerweise halb zehn gewesen; aber an diesem Abend – Melanie rauchte, um uns die Insekten vom Leibe zu halten – blieben wir länger auf.
    »Es ist nicht bloß ein Geschenk«, sagte ich, »es ist ein geschenkter Gaul, dem ich ins Maul schauen werde. O ja, diese Firmenbilanzen habe ich allerdings. Ich hatte sie damals in Hongkong alle auf Mikrofilm aufnehmen lassen. Mats Bilanzen waren ausgezeichnet frisiert, aber nicht für jemanden, der bei Carlo gelernt hat, Zahlen zu lesen. Das einzige, was ich nie herauskriegen konnte, war der Name, den seine Strohmänner benutzten. Jetzt haben wir den Namen – Treuer Löwe. Kein Wunder, daß die Australier Mat auf den Fersen waren.«
    Zweifel überkamen sie. »Es ist jetzt mehrere Jahre her. Was ist mit der Verjährung?«
    »Mit dem, was wir wissen, könnten wir ihn jederzeit in Schwierigkeiten bringen, und das wird ihm klar sein.«
    »Dem ungekrönten König von Placid?«
    » Besonders dem ungekrönten König von Placid. Er ist ganz und gar verwundbar. Für einen des Betrugs verdächtigen Mann wird es keinen guten Boden mehr unter den Füßen geben. Alles, was wir tun, ist, was Professor Krom in Brüssel getan hat. Wir hinterlassen Fotokopien von allem Beweismaterial in versiegelten Umschlägen, zu öffnen im Falle meines, Ihres oder unser beider plötzlichen Todes und insbesondere für den Fall, daß mein plötzlicher Tod nach Selbstmord aussehen sollte. Und dann brauchen wir das Mat bloß noch wissen zu lassen. Perfekt!«
    »Wenn es perfekt ist, warum sind Sie dann nicht fröhlicher?«
    »Weil zusammen mit dem Geschenk eine beunruhigende Nachricht gekommen ist. Krom hat endgültig über jeden Zweifel hinaus die Wahrheit von etwas bestätigt, was ich mit Entschiedenheit bestritten habe. Er beschuldigt mich nochmals, die ganze Zeit über die Nummer eins gewesen zu sein. Der Anarchist Nummer eins!«
    »Warum sollte Sie das stören?«
    »Es ist eine Lüge.«
    »Sie haben zuviel getrunken, Paul.«
    »Sehr wahrscheinlich. Man sagt, Wodka schmecke nach nichts. Dieser Wodka schmeckt aber nach etwas. Nach abgebranntem Lack.«
    Sie füllte nochmals ihr eigenes Glas. »Haben Sie das wirklich gesagt?«
    »Was?«
    »Daß Sie die Menschen, von denen Sie geliebt werden, immer enttäuschen?«
    »Ich mag etwas in der Art gesagt haben. Ich habe mich damals in Selbstmitleid gesuhlt. Dennoch klingt mir Mats Version ein wenig zu abgeschmackt.«
    Wenn Melanie angestrengt nachdenkt, läßt sie den Unterkiefer ein bißchen hängen, was ihr einen Ausdruck von tiefer Mutlosigkeit gibt. Den hatte sie jetzt.
    »Menschen enttäuscht, die mich liebten, das ist etwas, was ich nie getan habe«, sagte sie nach einer Weile.
    »Um so besser für Sie.«
    »Ganz und gar nicht.« Ihr Mund nahm wieder seine normale Form an. » Ich bin immer diejenige gewesen, die liebte.«
    »Oh.«
    Sie wechselte entschlossen das Thema. »Essen, darauf kommt’s
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