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Bitte keine Rosen mehr

Bitte keine Rosen mehr

Titel: Bitte keine Rosen mehr
Autoren: Ambler
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dies auch tun können. Die Tatsachen, ohne alle Schönfärberei wiedergegeben, lassen keinen Zweifel daran aufkommen, daß ich keineswegs der Erzschurke des Dramas, sondern dessen Hauptopfer bin.
    Da Krom noch immer zögert, seinen kostbaren Ruf aufs Spiel zu setzen, indem er die Fakten, die ihm bekannt, aber nicht genehm sind, ins richtige Licht rückt und der Öffentlichkeit zugänglich macht, so muß ich diesen Job selber übernehmen. Vielleicht auch wird Connells und Hensons Integrität als Wissenschaftler – von ihrem menschlichen Anstand ganz zu schweigen – sie veranlassen, mir den Rücken zu stärken. Andernfalls wird nicht nur mein eigenes Wohlergehen, sondern auch das von Leuten vergleichsweise konventionelleren guten Willens gefördert, liegt es einmal in nahezu jedermanns Interesse, daß eine ganze Wahrheit zutage gefördert wird.
    Das Haustelefon summte.
    »Paul?« Es war Yves.
    »Wir haben ein Problem«, sagte er. »Dr. Connell protestierte, als ich ihm sein Tonbandgerät wegnahm. Erklärte, daß er nicht beabsichtigt habe, es ohne Erlaubnis zu benutzen, und behauptet, er spreche seine Fallnotizen immer auf Band. Wäre aufgeschmissen ohne. Wies daraufhin, daß er es offen getragen habe, und das nach Kroms nur zögernd gegebener Einwilligung.«
    »Was haben Sie entschieden?«
    »Es ihm zu lassen, unter gewissen Bedingungen, weil es auch uns nützlich sein könnte, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ich denke schon. Was für Bedingungen?«
    »Ich habe gesagt, daß es in seinem Zimmer stehen und dort bleiben müsse. Er dürfe es benutzen, aber nur seine eigene Stimme aufnehmen. Ich kann alles, was wir anstößig finden, später problemlos löschen. Inzwischen werde ich es auf zusätzliche Stromkreise überprüfen.«
    »Okay. Und was ist mit Dr. Hensons Schultertasche?«
    »Paul, das ist weit ernster. Der schwere Gegenstand, der Ihnen auffiel, ist ein Reisebeautycase. Sie ist mit auslaufsicheren Fläschchen und Töpfchen ausgestattet, um Gewicht einzusparen.«
    »Warum war es dann so schwer?«
    »Wegen einer Reihe von Objekten, die im Hohlraum unter dem Kasteneinsatz verstaut waren. Dazu gehörte auch eine Kamera.«
    »Ach, du lieber Gott! Was für eine Kamera?«
    »Spezialanfertigung, mit einem Gehäuse, das wahrscheinlich von dieser kleinen Unterwasser-Nikon stammt. Das Zubehör umfaßt auch Grün- und Infrarotfilter und zwei Vorsatzlinsen, eine davon für Nahaufnahmen. Absolut erstklassige Ausrüstung. Muß ein Vermögen gekostet haben.«
    »Wie hat sich Dr. Henson da herausgeredet?«
    »Wie zu erwarten. Nie vorgehabt, Apparat ohne Genehmigung zu benutzen. Auf den Hinweis, Kameras seien laut von ihr unterzeichnetem Protokoll ausdrücklich untersagt, reagierte sie empört. Ging zum Gegenangriff über. Tonbandgeräte seien ebenfalls verboten. Connell führe eines mit sich. Ob wir deswegen auch so ein Theater machen wollten.«
    »Wie reagierten Krom und Connell darauf?«
    Yves klang überrascht. »Oh, die waren nicht dabei. Ich habe sie alle einzeln gesprochen.« Er machte eine Pause.
    »Aber Paul, sie hatte mehr als bloß das Fotozeug in diesem Geheimfach.«
    »Keine Pistole, hoffe ich.«
    »Nein, etwas womöglich noch Gefährlicheres. Eine kleine Sprühdose. Sie hatte ein bedrucktes Etikett, das besagte, daß es ein Nagellackentferner sei.«
    »Was Sie nicht geglaubt haben.«
    »Die Nagellackentferner, welche die Frauen benutzen, die ich kenne, sind normalerweise in kleinen Flaschen erhältlich, nicht in Sprühdosen. Das Etikett sah auch nicht echt aus.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich bat sie, mir auf einem ihrer Fingernägel zu zeigen, wie erwirkt.«
    »Und?«
    »Weigerte sich. Warum sie mir zu Gefallen eine einwandfreie Maniküre ruinieren solle.«
    »Aber Sie ließen sich nicht beeindrucken.«
    »Paul, sie hatte keine einwandfreie Maniküre. Ich glaube, die Sprühdose enthält diese schwedische Chemikalie, die heutzutage zur Untersuchung verdächtiger Dokumente, zum Beispiel gefälschter Schecks, benutzt wird, dieses Zeug, das auf Aminosäuren reagiert, um latente Fingerabdrücke auf Papier herauszubringen, damit man sie fotografieren kann. Sie färben sich violett. Deshalb der Grünfilter für die Nahaufnahmen.«
    »Deshalb auch die Weigerung, es sich auf die Finger zu sprühen. Das Zeug heißt Ninhydrin und ist hoch giftig, selbst stark verdünnt. Jemand muß sie gewarnt haben.«
    »Sollte mich nicht wundern. Das ganze Geheimfach, der ganze Kasten sieht aus wie von irgendeiner Polizei- oder
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