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Rendezvous Mit Dem Universum

Titel: Rendezvous Mit Dem Universum
Autoren: Jan Moewes
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gleichen Niveau sein, sie kann in der Entwicklung
unterlegen sein und sie kann ohne Weiteres auf eine ganz andere Art kommunizieren, mikrowellenunabhängig. Oder wie Frank Drake befürchtet: »Es ist möglich, dass sie Kabelfernsehen haben.« Dieser Gedanke ist nicht so lächerlich, wie es scheint. Tausende von Jahren menschlicher Hochkulturen sind verstrichen, ohne dass Mikrowellen in Gebrauch waren. Seit gerade hundert Jahren benutzen wir sie, und bis jetzt täglich mehr - aber irgendwann werden sie uns wahrscheinlich so altertümlich erscheinen wie heute die pferdelose Kutsche des Carl Benz oder eine Schellackplatte mit 78 Umdrehungen.
    Wenn wir davon ausgehen, dass die gesuchte - und eventuell gefundene - Kultur sich auf dem gleichen Niveau befindet wie wir, dann darf sie allenfalls 60 Lichtjahre entfernt leben; kosmisch gemessen ist das unsere nähere Nachbarschaft. Wenn die Außerirdischen aber 80 Lichtjahre entfernt existieren, dann könnten sie im Moment ein noch so verzweigtes Netz von Fernsehsendern haben und geschlossen allabendlich vor der Glotze hocken, ihre Familienserien gucken, ohne dass diese Signale in den nächsten zehn Jahren bei uns auftauchen werden. Und wenn MOP in der Umgebung eines 1000 Lichtjahre entfernten Sterns sucht, dann müssen sie dort vor tausend Jahren Fernsehen geguckt haben,
damit wir die Signale heute empfangen können. Haben sie aber dort die Hochblüte des Fernsehens vor 1100 Jahren gehabt und sind längst darüber hinaus, dann schauen wir hier wieder umsonst in die Röhre, weil die Bilder schon lange an uns vorbeigeeilt sind wie der 200 Meter lange Schnellzug auf der Strecke Hamburg-Lüneburg. Es ist tatsächlich möglich, dass sie Kabelfernsehen haben.
    Es ist sogar möglich, dass sie gar kein Fernsehen haben, so wie wir vor zwei Generationen auch noch keins hatten, und Rom nicht und Karthago auch nicht. Möglich ist auch, dass sie es nicht haben wollen, obwohl sie es ohne Weiteres einrichten könnten. Und wenn sie auf einem Planeten in unserer nächsten Umgebung leben - so bis 30 Lichtjahre weit weg -, dann ist es nicht einmal unwahrscheinlich, dass sie es nicht wollen, weil sie unseres gesehen haben. Und schließlich ist es sehr gut möglich, dass sie es einfach nicht nötig haben, weil sie etwas Besseres kennen.
    Auch hier auf Erden gibt es die erstaunlichsten Phänomene von Kommunikation ohne Hilfsmittel. Schwarmfische und Zugvögel können Entscheidungen gleichzeitig treffen und Delfine sowieso. Delfine haben einen Hirnbereich mehr als wir, und man nimmt an, dass er eventuell der Vernetzung der
Einzelhirne zu einem Gesamthirn dient. Mehr als annehmen ist zurzeit nicht möglich, da der Mensch über die Intelligenz und ihr Funktionieren bis heute noch weitestgehend im Dunkeln tappt, selbst bei seiner eigenen Spezies. Aber dass Delfine sich viele Dinge nicht erst mitteilen müssen, weil sie sie gleichzeitig wissen, steht wohl fest. Zumindest bemüht man sich, herauszufinden, warum es so ist. Und wenn es denn schon in unseren eigenen Meeren so ist, wie erst kann es in den Unendlichkeiten der Welt da draußen sein! Ein bisschen gleicht MOP auch dem Auftrag an alle Raumfahrer, nach eventuell verlorenen Autoschlüsseln Ausschau zu halten. Wenn sich tatsächlich welche finden, ist bewiesen, dass wir nicht allein sind.Wenn sich aber keine finden - und es finden sich keine -, ist gar nichts bewiesen.
    Nichts als infantile Eitelkeit und fehlende Ehrfurcht legen uns die Annahme nahe, dass noch irgendwo im Weltall Familien auf Ikea-Sofas Waschmittelreklame im Fernsehen betrachten. Es ist absurd, sich vorzustellen, dass es irgendwo da draußen einen zweiten Professor Porsche gegeben hat, der einen zweiten Volkswagen gebaut hätte.
    Niemand wird glauben, dass unsere kosmischen Brüder Deutsch sprechen oder Schwedisch. Dosensuppen und Nietenhosen sind wahrscheinlich
einzigartig. Aber selbst wenn die Jeans in keiner anderen Galaxis zu haben sind - beweist das etwas über Leben oder Intelligenz?
    Das einzige, was MOP beweist, ist die Ahnungslosigkeit unserer Wissenschaft. Weil sie nicht die geringste Ahnung von Intelligenz hat, hat sie auch noch nie eine Spur von Intelligenz gefunden. Auch vom Menschen ist im wissenschaftlichen Sinne kaum etwas über seine Intelligenz bekannt - wir wissen lediglich, dass wir mehr oder weniger darüber verfügen. Und wir sind die Einzigen, von denen wir es wissen. So kommt es, dass die Mehrheit sich außerirdische Intelligenz immer sehr menschlich
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