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Rendezvous Mit Dem Universum

Titel: Rendezvous Mit Dem Universum
Autoren: Jan Moewes
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Noch erstaunlicher ist es, dass so wenige die Liebe der Erde einfach und direkt
fühlen. Es ist unbegreiflich, dass es so wenig Verliebte gibt, verliebt in das Schwarze des Himmels, in die Sonne, die Erde und in sich selbst, verliebt in ihre DNS und in die klitzekleinen Wasserstoffatome. Warum liebt hier keiner das Leben? Die Antwort ist grotesk - man würde es ja lieben, wenn man es nur erkennen würde.
    Stellen Sie sich mal Ihre Jugend vor, wenn Sie Ihre Mutter mit so etwas Banalem wie beispielsweise einem Kohlensack verwechselt hätten. Fatal! So absurd ist dieser Vergleich nicht. Die Erde jedenfalls scheint der Mensch des Industriezeitalters mit einem Sack Kohlen zu verwechseln. Dass auch das fatale Folgen hat, beginnen wir gerade zu begreifen. Leider ist das erst der Anfang der Kalamitäten. Liebten wir das Leben, wäre uns das nie passiert. Der Liebende respektiert ja nicht erst, wenn er sich ausgerechnet hat, dass das für ihn vorteilhaft ist, sondern er respektiert von vorneherein aus dem simplen Gefühl der Gemeinsamkeit. Für ihn ist das nichtsdestotrotz von Vorteil, weil er ein elementares Naturgesetz beachtet, das in unseren kosmologischen Vorstellungen verlorengegangen ist, obwohl es unser Leben offensichtlich regiert: Alles gedeiht, wo Liebe herrscht. Und ohne Liebe herrscht nur Trauer.

    Wer nicht sieht und fühlt, dass die Luft den Schmetterling liebt und die Erde den Maulwurf, der hat den Beruf verfehlt, egal welchen er ausübt. Sollte er jedoch ausgerechnet Astrophysiker geworden sein, dann kann er noch so große Fernrohre bauen - da er das Wesen nicht erkennt, muss er in Wesentlichem irren. Jeder lieblose Blick in den Himmel ist ein verschwendeter Blick, jeder respektlose Gedanke über das All sinnlos. Natürlich gilt das nicht nur nach oben, sondern genauso nach unten. Der Notwehrparagraf gibt jedem Menschen das selbstverständliche Recht, Schaden von der Erde abzuwenden - als Familienangehöriger ersten Grades. Und so, wie wir manchmal wochenlang über ein Geburtstagsgeschenk für unsere liebe Mutter nachdenken, so sollten wir auch unsere Erfindungen daraufhin prüfen, ob sie zum Wohlgefallen unserer lieben Erde sind. Die Indianer haben das gemacht, aus Ehrerbietung. So ist ihnen die Erkenntnis erspart geblieben, dass man sich anderenfalls ins eigene Fleisch schneidet. Ihre Welt - unsere sogenannte Neue Welt - strotzte vor Leben und Fülle, als der weiße Mann sie entdeckte. Dass sich das nach dessen Ankunft so unglaublich schnell änderte, ist weniger das Resultat bösen Willens als vielmehr das einer unfassbaren Ignoranz. Nicht
Hass hat die Büffel ausgerottet, sondern Blindheit. Der weiße Mann hat seinen Verwandten, den Büffel, nicht erkannt und ihn mit einer Tontaube verwechselt. Nicht einmal seinen roten Bruder hat er erkannt.
    An dieser Ignoranz, dieser Unfähigkeit zu erkennen, hat sich bis heute nichts Grundlegendes geändert, selbst wenn sich in aufgeklärten Kreisen langsam das Bewusstsein verbreitet, dass auch in schwarzer, gelber oder roter Haut Menschen stecken. Dass wir einen Chinesen heute meist nicht mehr mit einem Maulesel verwechseln, ist sicherlich ein Fortschritt, aber eben nur ein Schritt. Der Weg ist lang.
    Irgendwann werden wir alle wieder wissen, dass ein Fluss keine Kloake ist, sondern die Vene einer Geliebten. Irgendwann werden wir die Erde nicht mehr mit einem Selbstbedienungsladen verwechseln, sondern sie als unser eigenes Blut erkennen. Irgendwann wird uns die Ehrfurcht verbieten, einfach alles in den Kosmos hinauszufurzen, was uns gerade einfällt. Vielleicht werden eines Tages sogar die Astrophysiker erst beten und opfern, ehe sie eine Rakete auf die Venus jagen. Genauso gut ist es möglich, dass wir irgendwann die Venus erkannt haben und sie direkt verstehen und es gar nicht mehr nötig haben, Sonden hinaufzuschießen.

    Auch das ist längst nicht so absurd, wie es scheint. Jeder normale Mensch empfindet beim Anblick eines klaren Sternenhimmels Glücksgefühle. Wäre es ein Mensch, der diese Gefühle auslöste, scheute sich niemand, von Liebe auf den ersten Blick zu sprechen. Wäre es ein Hund oder eine Katze, würden sie gekauft. Da es aber nur der Sternenhimmel ist, geht man zur Tagesordnung über und vergisst das Ganze. Dabei ist es durchaus bemerkenswert. Nicht jede Lichterkette berührt uns so.Warum ausgerechnet dieses ach so weit entfernte Gefunkel? Irgendetwas tief in uns fühlt sich da angesprochen.
    Bei den nordkolumbianischen Indianern gab es einen
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