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Rendezvous Mit Dem Universum

Titel: Rendezvous Mit Dem Universum
Autoren: Jan Moewes
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pulsiert. Soll da der Kosmos weniger sein? Er wird sich schon wieder zusammenziehen. Unsereins dehnt sich sogar mit jedem Atemzug aus. Da kommt niemand auf die Idee, dass wir uns von Null ausdehnen, um dann wieder auf Null zusammenzuschrumpfen. Nicht normal wäre, wenn das Universum statisch wäre, wenn es nicht schwingen würde. Seine Schwingung, um Worte wie Puls oder Atemzug mal zu vermeiden, kann leicht einen Paar-Millionen-Jahre-Rhythmus haben. Gerade dass es schwingt, beruhigt uns, ist es doch ein Lebenszeichen. Die Erde schwingt auch - muss schwingen -, und die Herren Astrophysiker mögen es bitte nachmessen, falls sie es noch nicht getan haben. Allerdings muss ihr augenblicklicher Rhythmus nicht unbedingt der angemessene und ihr genehme sein - die Erde ist zurzeit erregt.
    Auf dem Mond hat man Spiegel aufgestellt und mit Hilfe von Laserstrahlen festgestellt, dass auch
er schwingt, und zwar um etwa drei Meter in rund drei Jahren. Die offizielle Erklärung ist ein Meteoriteneinschlag vor 1000 Jahren, der den Mond heute noch nachzittern lässt. Bei Jupiter hat man kürzlich einen ähnlichen Effekt vorausgesagt, aber zur großen Überraschung der Experten hat Jupiter den Einschlag des Kometen Levy-Shoemaker weggesteckt wie nix. Trotzdem schwingt auch Jupiter, genau wie Venus, Mars und all die anderen Himmelskörper, und zwar mit Kometentreffer oder ohne. Die simple Wahrheit ist, dass alles schwingt.
    Die vielbejubelte Hintergrundstrahlung, die jüngst mit Satellitenhilfe entdeckt wurde, gilt als letzter Beweis für den Big Bang, weil sie beweist, dass der Raum nicht absolut kalt ist, sondern eine geringe, aber doch messbare Grundtemperatur hat. Es heißt, dass das die Resthitze vom einstigen Feuerball ist. Für uns ist es ein weiteres Lebenszeichen. Unsere Körpertemperatur ist doch auch eins und nicht der Rest von der Reibungswärme beim Zeugungsakt.
    Und dann die »dunkle Materie«! Da weder das Verhalten der Galaxien noch das des Gesamtraums mit den Formeln des gültigen Kosmosmodells in Übereinstimmung gebracht werden konnten, die Formeln aber an sich sehr hübsch zusammenpassen,
musste die »schwarze Masse« her. Das Modell ist jetzt in Ordnung, aber im Raum ist der Bär los. Angeblich, so heißt es neuerdings, besteht der Raum zu 99 Prozent aus Materie, die wir weder sehen noch fühlen noch beschreiben können, die weder strahlt noch magnetisiert noch mit »unserer« Materie zusammenprallt. Sie besteht weder aus Protonen und Neutronen noch stört sie Funk und Fernsehen. Und da sie in keiner Weise sichtbar ist, hindert sie auch nicht unsere Sicht in den Raum. Aber alles, was die Menschheit bis vor maximal zwanzig Jahren kannte, ist plötzlich nur noch ein Hundertstel wert. Und der einzige Hinweis auf diese wirklich dunkle Materie ist der, dass der Raum sich nicht so verhält, wie er sich verhalten müsste, wenn er wirklich nur Physik wäre. Diese dunkle Masse »erklärt« ein kosmisches Phänomen, das man mit einem sehr einfachen Wort beschreiben kann: Zusammenhalt oder meinetwegen Sympathie. Die Galaxien halten zusammen und damit spotten sie der Fliehkraft. Lasst sie doch! Für uns ist es nur gut und außerdem ist es ein Zeichen für mehr als Leben - für Lebenslust.
    Wenn man Sympathie als physikalische Größe anerkennt, braucht man die riesige, dunkle Masse nicht mehr und wahrscheinlich auch keine
Gluonen - die hat auch noch niemand gesehen, aber sie erklären im Mikrokosmos, wieso die kleinen Quarks so schön zusammenhalten. Dabei ist es so was Schönes wie Liebe!
    Viele abenteuerliche Theorien werden überflüssig, wenn man die Liebe auch kosmisch zulässt. Abenteuerliche Ideen vom Himmel wie vom Leben auf Erden. Der Liebe könnte es nur gut tun, wenn man sie als kosmische Kraft erkennen und Messinstrumente und Maßeinheiten dafür entwickeln würde. Der Heiratsschwindelei jedenfalls wäre damit auf Erden ein Ende bereitet, und im Raum wäre wieder Platz für Raum. Bis uns das Gegenteil bewiesen wird, sollten wir auch Bewusstsein, Erinnerung und Fantasie als universelle Fähigkeiten ansehen.
    Wenn wir darauf warten, dass uns die Sorge der Venus über den Zustand der Erde naturwissenschaftlich nachgewiesen wird, können wir lange warten. Aber genauso unwahrscheinlich ist es, dass die Bewusstlosigkeit der Erde wirklich bewiesen wird. So gesehen ist es uns allein überlassen, auf welche Seite wir uns schlagen. Erstaunlich ist, wie geschlossen unsere Kultur die weniger lebenswerte Sichtweise bevorzugt.
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