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Rendezvous Mit Dem Universum

Titel: Rendezvous Mit Dem Universum
Autoren: Jan Moewes
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an, als Hoffnungsschimmer in der ansonsten feindlichen Leere, bis ihm die Augen zucken - nein, auch das Schwarze, den vielen Raum, betrachtet er mit Wohlgefallen. Es ist mehr - es ist tiefes Glück, das er fühlt, und natürlich geht es ihm nicht nur nachts so. Damit es ihm nicht zu gut geht, fühlt er allerdings auch den Schmerz oft so, als vergewaltige man seine kleine Schwester. Ein Schuft, der das nicht zu verhindern trachtete. Ersten Grades ist die Verwandtschaft ganz bestimmt.
    Wir alle sind kosmische Wesen - das Resultat einer wirklich langwierigen Entwicklungsarbeit, die man Evolution nennt. Wir sind genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Aber Zeit ist überall im All genug vergangen und Ort ist der ganze Raum. Es ist absurd anzunehmen, dass anderswo weniger passiert. Zwar sind erst vier Jahrhunderte vergangen, seit unsere Kultur widerwillig begreifen musste, dass sich nicht die ganze Welt um die Erde dreht, aber nun wird es langsam Zeit, diese Erkenntnis tiefer gehend zu verstehen als nur als Rotationsphänomen. Überall in diesem Universum ist das Gleiche möglich wie hier, und überall ist die gleiche Notwendigkeit dazu
gegeben. Leben und Intelligenz entwickeln sich im gesamten Raum, und zwar gemeinsam. Wenn man unbedingt Geld ausgeben will für dumme Fragen, könnte man ja mal untersuchen, ob das Leben die Intelligenz hervorbringt oder umgekehrt, oder ob beide zusammengehören wie Schweißfuß und Fußschweiß.
    Dem, der gerade auf der Wiese liegt und liebend in den Himmel schaut, ist es wahrscheinlich völlig egal. Es gibt auch überflüssige Fragen.

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    Schlussbemerkung
    Es gibt überflüssige Fragen, und es gibt sogar schamlose Fragen. Würden Sie vielleicht Ihre Mutter fragen, ob sie damals ein Kind haben wollte oder einen Kerl im Bett oder einen Hochzeitstermin? Wenn Sie Ihre Mama nur ein bisschen liebhaben, fragen Sie so was nie. Dann ist es auch gar nicht so wichtig, wer wann mit wem was angefangen hat. Viel wichtiger ist es doch, dass Mama für Sie da ist. Kosmisch gesehen ist es ähnlich.
    Allein die Frage, ob wir vielleicht die einzigen Intelligenten sind in diesem Raum, ist eine maßlose Unverschämtheit. Diejenigen, die diese Fragen heute stellen, beweisen die gleiche dumme Arroganz wie jene, die noch vor nicht einmal 200 Jahren behaupteten, dass die Weißen die einzigen Intelligenten auf der Erde sind. Es sind die Gleichen, die so fragen, und es ist die gleiche Unkultur.
    Auch die Frage nach dem Ursprung des Ganzen zeugt von einem gewissen Größenwahn. Es ist der Versuch, etwas in eine Schublade zu zwängen,
das jede Schublade sprengt, und dahinter steht der Wunsch, sich über etwas zu erheben, über dem es nichts geben kann. Wir wollen etwas von oben herab erfassen, was wir allenfalls von unten herauf verstehen können; wir versuchen es fern von uns zu begreifen und könnten es viel klarer in uns erkennen.
    Wenn manche Fragen schon schlimm sind, schlimmer sind meist die Antworten, die uns gegeben werden. So unterschiedlich diese auch ausfallen mögen, haben sie doch alle ein paar Gemeinsamkeiten. Jeder, der eine Antwort zu wissen vorgibt, will sich über das Ganze erheben - er strebt nach Macht. Und alle Antworten sind mythisch, weil eben doch keiner wirklich Ahnung hat. Die christliche Schöpfungsgeschichte ist es genau wie jede andere jeder anderen Kultur. Und die Idee vom Urknall ist nicht weniger mythisch: Es war einmal, vor 15 Milliarden Jahren... Erstaunlich ist nur, dass wir es diesmal nicht als mythische Verklärung durch einen Oberpriester sehen, sondern als wissenschaftliche Erklärung.Vielleicht äußert sich gerade im Nicht-Glauben die Religiosität der Aufklärung.Aber glauben, dass man nicht glaubt, ist auch glauben. Tatsächlich unterscheidet sich die Urknall-Story von all den vielen anderen Schöpfungsmythen vor allem dadurch, dass diesmal nicht erwähnt wird, welcher
Gott die Idee hatte.Aber das sagt eigentlich weniger über die Schöpfung aus als über den Zeitgeist.
    Im Grunde ist der Versuch einer rein physikalischen Erklärung des Kosmos auch der Versuch, die Nichtexistenz Gottes zu beweisen. Würde man die begehrte »Einheitsformel« endlich finden, die den Kosmos im Großen wie im Kleinen beschreibt, wäre tatsächlich kein Platz mehr für Gott im Raum. Aber diese Formel müsste in der Mitte auch den Menschen mit erfassen, oder sie bleibt unvollkommen. Da nun Gottes Existenz nie nachgewiesen werden konnte, wird es auch nicht leicht sein, seine Abwesenheit zu
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