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Reiterhof Birkenhain 07 - Raetsel um das braune Fohlen

Titel: Reiterhof Birkenhain 07 - Raetsel um das braune Fohlen
Autoren: Margot Berger
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etwa Selbstgespräche. Nein, er meinte Jule und Bastian.
    Die beiden hockten auf einem der weißen Ballen und beugten sich über Theos Taschenkalender. Wie ertappt schossen sie hoch , als Herr Jensen um die Ecke kam. Dabei hatten sie nichts zu verbergen. War es vielleicht verboten, über heiße Flirts zwischen Pferden zu sprechen? Schließlich versuchten sie seit gestern Sallys Ausbruchtermine herauszufinden. Und dass sie so eng zusammenrücken mussten, daran war nur dieser klitzekleine Taschenkalender schuld . . .
    »Geburtsbox?«, fragte Bastian so gelassen wie möglich. »Ich sehe keine. Ehrlich gesagt - ich habe selten so wenige Geburtsboxen gesehen wie hier.«
    Aufreizend drehte er den Kopf nach rechts und links. Hier, zwischen der Außenwand des großen Stalls und der Reithalle, lagen die Boxen der Privatpferde. Deichgraf, Nordlicht, Godewind, Pucki. Einige Boxen waren im Moment frei, weil die vierbeinigen Bewohner den Sommer auf einer Urlaubsweide verbrachten.
    Herr Jensen zeigte auf die erste Box und schob den Türriegel beiseite.
    »Weil du blind durch die Gegend läufst.« Er hob Strohbänder auf, die jemand über die halbhohe Tür geworfen hatte. »Die Trennwand zur Nebenbox habe ich schon herausgenommen. Gar nicht bemerkt? Der Raum hat jetzt gut 25 Quadratmeter. Eine prima Geburtsbox.« Jule zog die Nase kraus. Warum ausgerechnet hier? In derselben Reihe wie die Nervi-Boxen? Die würden doch pausenlos bei Sally herumhängen. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie die sich aufspielen würden.
    Mit einem Satz sprang Jule vom Silageballen und begutachtete die große Box. Sie bestand aus Holzwänden mit einem Aufsatz aus engen Gitterstäben.
    »Warum bleibt Sally nicht im Stall bei den anderen? Dann könnte man schön zugucken.«
    Die neuen Boxen innen waren aus Metallrohren gebaut, die weit auseinander standen.
    »Zugucken? Das fehlte noch«, sagte Herr Jensen. »Nein, nein. Pferde brauchen bei der Geburt absolute Ruhe. Und Platz. Überleg mal - außer dem Fohlen stehe ich dann ja auch hier drinnen. Und Dr. Teichmüller.« gerade den Gang vor Sallys Box, als Frau Vogel in Reitkleidung auftauchte. Neugierig betrachtete sie das Namensschild.
    »Man schreibt nicht Sally und . . .«, zeterte sie und gab der aufgehängten Tafel einen Stoß. »Sally und ... - das bringt Unglück. Wer weiß, ob das Fohlen lebendig zur Welt kommt. Schließlich gibt es auch Totgeburten.«
    Sie murmelte noch etwas von »Schicksal herausfordern« und »böses Vorzeichen, so ein verfrühtes Namensschild«.
    Bestürzt hörte Jule auf zu fegen. Eine Totgeburt? Sie umklammerte den Besenstiel, bis ihre Handknöchel weiß hervortraten. Bei ihrem Mäuschen? So etwas sagten ja nicht einmal die Nervis.
    Jule wischte sich über die Augen und sah ihren Freund hilflos an. Bastian war auch ganz blass geworden. Allerdings weniger vor Schreck als aus Arger. »Sie sind wirklich feinfühlig wie eine Kettensäge«, sagte er schroff und legte seinen Arm um Jule.
    Frau Vogel wollte sofort zu Herrn Jensen rennen und sich beschweren.
    Zum Glück hatte Jensen die letzten Worte von Frau Vogel mitbekommen (»böses Vorzeichen, so ein verfrühtes Namensschild«) und sprach ein Machtwort.
    »Halten Sie in Zukunft lieber den Mund, Frau Vogel. Man kann ein Unglück auch herbeireden.«
    Doris Vogel schnappte nach Luft und zog ab, ohne zu reiten. Herr Jensen sagte, seinetwegen könne sie ganz wegbleiben, das sei kein Verlust für den Stall. Als Bastian gerade begeistert zustimmen wollte, bekam er auch sein Fett weg. Er wolle, sagte Herr Jensen, nie wieder hören, dass seine erwachsenen Reiter beleidigt würden. Dann rückte er Sallys Namenstafel gerade und zwinkerte Jule und Bastian zu.
    »Das Schild bleibt dran. Wir lassen uns doch nichts einreden.«
    Sally kam aus der Tiefe ihrer Box nach vorn. Die laute Frau war weg. Wie alle Pferde konnte Sally kreischende Stimmen nicht ausstehen.
    Die Stute reckte ihren Hals über die halbhohe Tür und rieb die Nase an dem Schild. Ein prima Kratzschild war das. Offensichtlich hatten die Zweibeiner Probleme damit. Sally schnaubte und ließ sich von Jule die Backen kraulen. Mit halb geschlossenen Augen und hängender Unterlippe stützte Sally ihr Kinn auf die Türkante. Sie genoss das Leben. Es gab Extrastreicheleinheiten, Jule ging jeden Tag mit ihr spazieren und alle Reitstunden waren gestrichen.
    Ihretwegen konnte das lange so bleiben.

3. Kapitel
    34 Jahre in Abels Caravan

    »Nein, Jule. Es tut sich nichts.« Übermüdet
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