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Reiterferien am Meer

Reiterferien am Meer

Titel: Reiterferien am Meer
Autoren: Quinto
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letzten Wochen auf Stableways zugetragen hatten.
    Da war das modrige Heu, das Blossom gefressen hatte und von dem sie eine schreckliche Kolik bekam. Wie war es unter das Futter geraten? Und warum hatte es niemand gemerkt, als die Stute damit gefüttert wurde? Wir konnten das bis heute nicht verstehen. Schließlich überprüfte Jennys Großvater jeden einzelnen Ballen Heu, wenn er vom Händler angeliefert wurde.
    Dann wurden die Turnierbandagen aus Jennys Satteltasche gestohlen, ausgerechnet an dem Tag, an dem sie mit Sultan beim Turnier des Reitklubs starten wollte. Es hatte die ganze Zeit in Strömen geregnet, und der Boden war tief und schwer. Jenny wagte nicht, Sultan bei diesen Bedingungen ohne Bandagen zu reiten. Sie musste deshalb ihre Teilnahme wieder streichen.
    Doch das war nicht alles. Da war auch noch die dumme Geschichte mit Bogeymans Kandarenkette. Und sie hatte uns die größten Schwierigkeiten bereitet.
    Bogeyman gehörte Colonel Lyall, der in dem großen Herrenhaus von Stableways wohnte. Jennys Großvater hatte in der Einheit von Colonel Lyall gedient, und als beide aus der Armee entlassen wurden, hatte der Colonel das Anwesen mit den Stallungen und vierundzwanzig Hektar Weideland gekauft. Er bot Jennys Großvater an, den Reitstall zu führen, und seitdem lebten Sam Harrington und seine Enkelin in dem kleinen Verwalterhäuschen und kümmerten sich um den Betrieb.
    Stableways bedeutete alles für die beiden, aber wenn sie auch den Reitstall ganz selbstständig führten, so waren sie doch von dem Colonel abhängig.
    Deshalb war das Missgeschick mit Bogeymans Kinnkette auch so schlimm gewesen. An der Kette hatte ein Glied gefehlt, sie saß so stramm, dass die Beißstange hart in Bogeymans Maul drückte. Der Colonel war an diesem Tag gerade mit seinem Pferd auf dem Weg zum Hufschmied, doch unterwegs hatte Bogeyman vor lauter Schmerzen schließlich gescheut und gebockt. Er war mitten im dichten Straßenverkehr durchgegangen, und der Colonel wäre mit seinem Pferd beinahe von einem Lastwagen überfahren worden.
    An diesem Tag hatte der Colonel sich das erste Mal Gedanken darüber gemacht, ob er die Reitschule überhaupt weiter betreiben sollte. Der Verkehr in der Umgebung von Dormhill wurde von Tag zu Tag dichter, und vielleicht war es viel zu gefährlich, die Schüler mit ihren Ponys in einer so dicht befahrenen Gegend ausreiten zu lassen.
    Sergeant Sam, wie Jennys Großvater von allen liebevoll genannt wurde, hatte dem Colonel versprochen, dass von nun an seine Schüler nur noch in Begleitung von einem erfahrenen Erwachsenen ausreiten durften. Doch wenn sie über die Fernstraße hinüber zur Heide wollten, mussten sie auf jeden Fall den Weg durch die Unterführung nehmen.
    Wir wussten genau, Sicherheit war für den Colonel das oberste Gebot. Auch wenn Sergeant Sam ihn damals beruhigen konnte – es genügte das kleinste Missgeschick, um bei ihm neue Bedenken auszulösen. Was würde er tun, wenn er von Jennys Unfall erfuhr? Es konnte gut sein, dass er sich entschloss, den Reitstall zu schließen – den einzigen Reitstall, den es in der Nähe von Dormhill gab.
    „Der Arzt ist unterwegs!“, rief Pete uns vom Telefon zu. Seine Stimme schreckte mich aus meinen Gedanken auf. „Wahrscheinlich wird er gleich mit dir ins Krankenhaus zum Röntgen fahren, Jenny. Pippa und ich bleiben hier und halten die Stellung. Dein Großvater muss ja bald vom Pferdemarkt zurückkommen.“
    Der Teekessel pfiff. Und als ich wenig später den Zucker in Jennys Tee rührte, bemerkten wir einen Schatten vor dem Küchenfenster.
    „Colonel Lyall!“ Jenny stöhnte. „Was wird er bloß sagen, wenn er hört, dass wir schon wieder einen Unfall hatten?“
    „Es wird ihm leidtun. Was sonst?“ Ich versuchte, Jenny zu trösten.
    „Schon, aber gerade deshalb will er es vielleicht nicht länger verantworten, dann entschließt er sich, Großvaters Pachtvertrag nicht mehr zu erneuern.“
    Seufzend räumte ich die Zuckerdose in den Schrank. Jenny hatte recht. Es konnte sehr gut sein, dass dieses letzte Missgeschick für Stableways Zukunft entscheidend war. Jennys Großvater wurde alt, und der Colonel dachte am Ende, dass er ein wenig die Übersicht verlor. Schließlich hätte Sergeant Sam merken müssen, dass das Leder an den Steigbügeln brüchig war.
    Aber was sollte werden, wenn der Colonel sich entschloss, Stableways zu verkaufen? Ein Leben ganz ohne Pferde? Sergeant Sam und Jenny würden niemals glücklich sein!
    Und wir? Es gab so
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