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Reiterferien am Meer

Reiterferien am Meer

Titel: Reiterferien am Meer
Autoren: Quinto
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viele Kinder in Dormhill, die ihr Herz an Pferde verloren hatten. Wo sollten wir reiten, wenn es unseren Reitstall nicht mehr gab?

„So, dann sollt ihr zwei Grünschnäbel hier ganz allein nach dem Rechten sehen?“ Der Arzt hatte Jenny zum Röntgen ins Krankenhaus gefahren, und der Colonel musterte uns kritisch. „Wo ist Sergeant Sam?“
    „Er ist auf dem Pferdemarkt“, erklärte Pete. „Stableways braucht noch ein zusätzliches Pony für die Springturniere.“
    „Und warum hat er sich nicht an mich gewandt?“ Der Colonel schüttelte missbilligend den Kopf. „Er hätte mir Bescheid sagen müssen, damit ich inzwischen hier die Aufsicht übernehme. Dieser sogenannte Stallbursche, den ihr hier habt, ist ja auch viel zu jung, um eine solche Verantwortung zu übernehmen. Übrigens, wo steckt er denn jetzt?“
    „Ernie hat Jenny überredet, ihn früher als sonst gehen zu lassen“, sagte ich. „Er wollte mit seinem Motorrad nach Brighton.“
    Der Colonel warf einen ungeduldigen Blick auf seine Uhr.
    „Um acht Uhr muss ich in der Stadt sein. Heute Abend findet ein Treffen meiner ehemaligen Regimentskameraden statt. Eigentlich wollte ich den Zug um fünf nach sieben nehmen. Aber wie soll ich das schaffen? Ich muss hierbleiben und euch bei der abendlichen Stallarbeit helfen. Also werde ich anrufen und absagen müssen.“
    „Aber nein, das ist wirklich nicht nötig“, versicherte ich rasch. „Pete und ich machen das schon.“
    Colonel Lyall sah uns zweifelnd an.
    „Nun ja“, meinte er schließlich. „Die Pferde sind ja ruhig, ihr beide macht das nicht das erste Mal. Ich denke, ihr beiden werdet auch einmal alleine damit fertig.“
    Pete lächelte in entwaffnend an.
    „Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen, Colonel! Gehen Sie ruhig zu diesem Treffen. Wer weiß, wann Sie Ihre alten Freunde sonst noch einmal wiedersehen. Bestimmt, Pippa und ich kommen schon zurecht. Und Sergeant Sam kommt sicher auch bald zurück.“
    Der Colonel zögerte noch immer.
    „Also gut.“ Er gab endlich nach. „Du hast schon recht. Schließlich kann ich mein altes Regiment nicht enttäuschen.“
    „Und wer ist jetzt wieder der Dumme? Natürlich ich!“ Pete maulte verdrossen, als wir frisches Stroh heranschleppten und Sultans Streu für die Nacht aufhäuften. „Ich wollte um sieben Uhr im Sportverein sein. Weiß der Himmel, wie lange ich jetzt hier aufgehalten werde!“
    „Natürlich, gegen das Reiten hast du nichts einzuwenden. Das macht dir Spaß. Aber wenn es darum geht, die Ställe auszumisten und das Sattelzeug zu putzen, dann hast du ständig was zu meckern.“ Ich ärgerte mich über meinen Bruder. „Aber bitte, dann geh doch zu deinem kostbaren Sportverein.“ Ich drehte mich um und ging zum Futterraum hinüber.
    „Das würde dir ganz recht geschehen.“ Pete grinste. „Aber du weißt genau, dass das nicht geht. Ich habe dem Colonel versprochen, zu bleiben.“
    Ich weiß nicht, wie lange wir uns noch gezankt hätten, aber dann klapperten plötzlich Hufe über das Hofpflaster, und ein Pferd galoppierte an uns vorüber. Es war Sultan, der zielbewusst auf das offene Gatter zuhielt, das auf die Koppel hinausführte.
    „Du hast ihn nicht richtig angebunden, Pippa!“
    „Habe ich wohl!“, verteidigte ich mich. Doch dann kam mir ein Gedanke. Sultan hatte die Angewohnheit, mit seinen Zähnen an dem Strick zu zerren und zu zupfen, wenn er irgendwo angebunden wurde. Ich hatte das schon oft beobachtet. Araber sind eben kluge Tiere. Wahrscheinlich hatte der Hengst so lange an dem Riemen gezogen, bis es ihm gelungen war, den lockeren Knoten zu lösen.
    „Was soll’s?“ Ich stöhnte. Es hatte wenig Sinn, länger mit Pete zu streiten. „Jetzt ist er jedenfalls ausgerissen. Es ist immer wieder ein Kapitel für sich, ihn einzufangen. Warte hier! Ich hole ein paar Ponynüsse.“
    Wenn Pete gewartet hätte, wäre wahrscheinlich alles gutgegangen.
    Aber er war viel zu sehr ein Junge der Tat, als dass er sich die Streiche eines eigenwilligen Pferdes tatenlos ansah.
    Als ich mit den Ponynüssen zurückkam, konnte ich gerade noch beobachten, wie Sultan aus der Ecke ausbrach, in die Pete ihn getrieben hatte. Der Hengst richtete sich drohend auf der Hinterhand auf, Pete trat ängstlich einen Schritt zurück, stolperte und landete rückwärts mitten in einem Feld Butterblumen. Sultan schlug triumphierend mit dem Schweif und setzte in einem eleganten Satz über den Zaun in das nächste Feld hinüber.
    Der massive Holzzaun
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