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1788 - Der Zombie-Sumpf

1788 - Der Zombie-Sumpf

Titel: 1788 - Der Zombie-Sumpf
Autoren: Jason Dark
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Der Sumpf war seine Welt. Und obwohl er schon seit Jahren hier lebte, war er Realist genug, um zu wissen, dass er nicht alles an und in ihm kannte. Es gab genügend Geheimnisse, die das Gebiet noch für sich behielt, und wenn es Abend wurde und das Licht des Tages verschwand, dann bot er dem Betrachter eine ganz andere Welt. Da veränderte er dann sein Gesicht, und vor den Augen des Betrachters entstand ein völlig neues Bild.
    Es war Sommer.
    Es war die Zeit der Mücken.
    Myriaden dieser winzigen Tierchen wirbelten durch die Luft. Sie waren eigentlich immer da, besonders schlimm aber war es im Sommer, da waren sie die Herrscher. Ein stehendes Gewässer lockte sie immer an. Hinzu kam die Schwüle, die auch am Abend nicht verschwand.
    Wolnikow hatte so seine Methoden, die Mücken von sich abzuhalten. Er zündete trotz der Hitze ein Feuer an. Es brannte in einer alten Tonne, die neben dem Haus stand und auch in seiner Nähe. Im Schein tanzten die Insekten und Flattermänner, und manchmal gerieten sie auch in die Flammen, wo sie mit einem Zischen verbrannten.
    Es war wieder Abend geworden. Das Tageslicht hatte den Kampf gegen die Nacht verloren. Der Russe saß vor seinem Haus auf der kleinen Veranda. Er hatte sich sogar einen Schaukelstuhl besorgt, und so sah er aus wie jemand aus dem Wilden Westen. Er hätte zufrieden sein können und war es trotzdem nicht. Etwas störte ihn und das nicht erst seit gestern. Er hatte das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Das bezog sich nicht auf sein Haus, sondern mehr auf die Umgebung. Jemand war da. Jemand lauerte, aber er konnte diesen Jemand nicht fassen.
    Es lag am Sumpf!
    In dieser so eigenen Welt musste er sich verborgen haben. Und der Russe wusste nicht, wie er es definieren sollte. Sicherheitshalber nahm er seine Kalaschnikow mit, wenn er sich am Abend vor seine Hütte setzte. Da fühlte er sich sicherer. Besucher kündigten sich an. Aber nicht, wenn sie aus dem Sumpf kamen.
    Es gab dort auch Tiere. Aber sie waren nicht lebensgefährlich. Die Ratten, die Biber, die Fische, das alles gehörte in den Kreislauf der Natur.
    Aber der Sumpf war immer für Überraschungen gut. Das konnte Wolnikow bestätigen. Er glaubte, etwas gehört und letztendlich auch gesehen zu haben.
    Es war im Sumpf. Da hatte er eines Nachts die Schreie vernommen und war davon aufgewacht. Schreckliche Laute, die er keinem bekannten Tier hatte zuordnen können. Er hatte nicht in der Nacht nachgeschaut, dafür am Tage, aber er hatte nichts entdecken können. Nicht den geringsten Hinweis auf den Schreier.
    Ob es ein Tier oder ein Mensch gewesen war, das wusste er nicht. Ein Mensch konnte es nicht gewesen sein, obwohl die Schreie schon ein wenig menschlich geklungen hatten. Nur konnte er sich nicht vorstellen, dass sich in diesem Sumpfdschungel ein Mensch aufhalten konnte, von ihm selbst mal abgesehen.
    Wenn er am Abend vor dem Haus in der Dunkelheit saß, dann gehörte es dazu, dass er seine Pfeife rauchte. Der würzige Geruch des Tabaks sollte ebenfalls die Mücken abhalten. Sie störten ihn nur, wenn sie zu dicht vor seinen Augen tanzten. An ihre Stiche hatte er sich gewöhnt. Er war sogar immun dagegen nach einer so langen Zeitspanne.
    Trinken musste er auch. Wodka stand immer bereit, aber auch Bier und Wasser. Auf die harten Getränke hatte er verzichtet, weil er keine so ruhigen Nächte mehr erwartete. Schlafen konnte er auch kaum, aber das war ihm egal. Es gab ja noch den Tag, wo er sich niederlegen konnte.
    Die Zeit verstrich. Wolnikow saß weiter auf seinem Schaukelstuhl und schaute nach vorn. Es war finster um ihn herum, und diese Finsternis hatte sich auch auf den Sumpf übertragen. Aber es gab überall auch helle Flecken. Kleine Lichter. Irrlichter, die in der Dunkelheit erschienen, als wollten sie die Menschen in den Sumpf locken.
    Abergläubische Gemüter sprachen von den Geistern der im Sumpf umgekommenen Toten, die sich durch das Leuchten bemerkbar machten, aber das war alles Humbug. Das Leuchten ließ sich durch Phosphoreszieren erklären und manchmal auch durch Leuchtkäfer.
    Wolnikow war ein Wartender. Das wusste er. Aber er wusste nicht, auf wen er wartete. Er hatte das Gefühl oder eine große Ahnung, dass er auf etwas warten musste, und da war er gespannt, ob es irgendwann eintrat.
    Wer den Mann zum ersten Mal sah, der staunte ihn zumeist an. Wolnikow war groß, breit in den Schultern. An seinem rechten Ohrläppchen baumelte ein großer Ring. Er sah wild aus, denn einen Friseur hatte sein
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