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Reise in die Unterwelt

Reise in die Unterwelt

Titel: Reise in die Unterwelt
Autoren: Michael Shea
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Schlucht, über der auf den hohen Felsen die Kannibalenfestung zu sehen war. Der Boden der Schlucht war völlig glatt und an ihrem entgegengesetzten Ende befand sich eine Höhlenöffnung. Verdulga deutete darauf.
    »Dort ist der Geheimeingang«, erklärte er. »Wir wollen noch einmal eine kleine Stärkung zu uns nehmen, ehe wir in den Kampf ziehen. Um die Gefahr für euch so gering wie nur möglich zu halten, werden meine Männer einen Spähtrupp bilden und sich erst einmal umsehen.«
    Die bereits halbbetrunkenen Rekruten klatschten zustimmend und zufrieden. Dann verteilten die Unterführer eine besonders großzügige Branntweinration, ehe sie in der Höhlenöffnung verschwanden. Cugel, der sich mit Mumber Sull hinter einen Felsen zurückgezogen hatte, von wo aus sie ungesehen alles beobachten konnten, bemerkte, daß Verdulga offenbar suchend nach Trogl ausschaute.
    Verdulga hielt nun eine anfeuernde Rede. Die Rekruten klatschten noch begeisterter und konnten es kaum erwarten, die Kannibalen zu überfallen.
    Der Kopf eines der Unterführer tauchte in der Höhlenöffnung auf. »Der Weg ist frei!« rief er.
    »Vorwärts!« befahl Verdulga. »Wir brauchen keine Waffen. Das Recht ist auf unserer Seite.«
    Mit vor Kampfesfreude funkelnden Augen stürmten die Rekruten, einer hinter dem anderen, in den Höhleneingang, während Verdulga und der Unterführer sie noch mit Schlachtrufen anstachelten.
    Als alle im Berg verschwunden waren, wandte Verdulga sich an seinen Untergebenen. »Wo ist Trogl?« Der andere zuckte die Schultern. Verdulga kaute an seiner Lippe. »Ich habe ein ungutes Gefühl. Waren die Vogelscheuche und ihr Hanswurst unter den Dummköpfen?«
    »Ich habe sie nicht gesehen, aber das Licht ist ja auch sehr schlecht.«
    Verdulga seufzte. »Wir haben keine Zeit, uns zu vergewissern. Wir müssen pünktlich liefern. Gehen wir.« Auch sie verschwanden in der Öffnung.
    Mumber Sull und Cugel atmeten auf. »Die sind wir los«, brummte Cugel. »Unser Weg in den Westen ist frei.«
    »Lehnsmann! Schaut doch!« Der Than deutete auf den Weg, der zu den Toren des Horsts empor und daran vorbeiführte. Ein Dutzend Schuppenwesen kamen hinter Felsen hervor und auf die beiden zu.
    »Erbs!« schrie Cugel. »Wir sind verloren! Seht, die Hänge wimmeln von ihnen. Schnell! Wir müssen ebenfalls in den Berg. Vor den Kannibalen dürften wir durch unsere Schutzscheiben sicher sein. Vielleicht finden wir einen Weg durch den Hort und einen sicheren Ausgang.«
    Etwa hundert Schritt tasteten sie sich durch die Dunkelheit. Nach einer Krümmung erweiterte der natürliche Gang sich plötzlich zu einer riesigen, von Fackeln erhellten Höhle.
    Erschrocken drückten sie sich in den Schatten der Wand und starrten entsetzt auf die Szene vor ihren Augen. Die Rekruten, deren Reaktion durch den Branntweingenuß ungemein verlangsamt war, versuchten verwirrt, den Unterführern zu entkommen. Einer stolperte verzweifelt auf den Gang, ganz in der Nähe der beiden zu, verfolgt von zwei der Verdulga-Männer. Als sie den Flüchtenden erreichten, griffen sie je von einer Seite nach den Riemen seines Umhangs und zogen gleichzeitig. Der lose Kokon legte sich nun wie eine Zwangsjacke um den Mann, und die Kapuze schob sich über sein Gesicht.
    Die Unterführer schnallten die Riemen nun am Rücken zusammen und versetzten ihrem hilflosen und blinden Opfer einen betäubenden Schlag auf den Schädel, dann warfen sie es auf einen Haufen ähnlich gefesselter und zum Schweigen gebrachter Rekruten. Das Ganze hatte Sekunden gedauert. Die fünf anderen Paare arbeiteten mit der gleichen Schnelligkeit, und in Kürze war auch der letzte der Rekruten gebunden.
    »Es ist geschafft«, sagte Verdulga. »Ich verstehe nur nicht, wo Trogl ist. Aber es spielt keine Rolle, so brauchen wir um einen weniger zu teilen. Hat jeder seinen Schild angeheftet?«
    Alle tasteten unter die Kapuzen nach den Scheiben und nickten. »So laßt unsere Kunden eintreten.« Er klopfte dreimal an eine Tür.
    Sie schwang auf, und Kannibalen stürmten in den Höhlenraum. Die bewußtlosen Rekruten warfen sie sich über die Schulter, jene, die sich rührten, zerstückelten sie an Ort und Stelle. Zu letzteren gehörten auch Verdulga und seine Männer, die nicht glauben wollten, welches Geschick ihnen bevorstand. Als es schon zu spät war, griffen sie erst nach ihren Waffen und versuchten sich zu wehren. Die den heftigsten Widerstand leisteten, wanderten sofort in die Mägen der bleichen Gestalten. Die anderen,
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