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Reise in die Unterwelt

Reise in die Unterwelt

Titel: Reise in die Unterwelt
Autoren: Michael Shea
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tragen hier das Material für einen Leuchtturm zusammen, wie mein Herr aus dem Haus der Slaye bestimmte, das vor kurzem die Oberherrschaft über Cil übernahm. Er benötigt eine Kette von Leuchttürmen für die Sicherheit seiner Schiffe.«
    »Slaye? Cil? Die Oberherrschaft?« Sull beobachtete, wie einer der Trolle die Westmauer der Gildenhalle demolierte. Er wandte sich aufgebracht wieder dem Fremden zu. »Habt Ihr den Verstand verloren? Ist es Euch nicht in den Sinn gekommen, erst die Genehmigung des obersten Regierungsbeamten einzuholen?«
    »Oberster Regierungsbeamter?« wiederholte der Fremde schläfrig.
    »Das bin ich!« donnerte Sull. Er deutete auf seinen Ohrlappen, der von beachtlicher Größe und in der Form eines S war. Ein kleiner silberner Ohrring diente offenbar als Schmuck. »Ihr werdet bemerken«, Sull betonte jedes Wort, »daß ich das Zeichen Simbilis' XVI. trage, der es nach seinem Sieg über die Unterweltliga im achtzehnten Äon meiner Familie als von Vater an Erstgeborenen vererbbar verlieh.«
    »Ein hübsches Ding«, gähnte der Eindringling. »Ist es Silber?«
    »Das Zeichen«, knirschte Sull, »ist der Ohrlappen selbst, der beweist, daß ...«
    »Verschont mich mit ermüdenden Einzelheiten. Ich versichere Euch, Eure Entrüstung ist unnötig. Jeglicher Schaden, den meine Arbeiter verursachen, wird voll kompensiert. Icthyll wird zu seinen Reparationen in Form von Steuerbefreiungen durch die Kolonialregierung kommen, die wir heute nachmittag erwarten.«
    »Kolonialregierung?«
    »Ihre Beauftragten werden das Steuer- und Zehntrecht erläutern und die Arbeitsleistungen, die von jedem Bürger zur Unterhaltung des Leuchtturms erforderlich sind, sobald meine Arbeiter ihn errichtet haben.«
    »Ja, begreift Ihr denn die Situation hier immer noch nicht? Icthyll hat seine eigene Regierung, seine Verwaltung, deren Oberhaupt ich bin. Und ich spreche im Namen aller Bürger, wenn ich sage, daß die herrschenden Finanz- und politischen Einrichtungen absolut zufriedenstellend sind. Eure Einmischung hier ist absolut unerwünscht.« Er wandte sich an die Gaffenden, die voll offensichtlicher Bewunderung den starken Trollen zusahen.
    »Mitbürger!« rief der Than verärgert. »Schämt ihr euch nicht, es einfach hinzunehmen, daß diese Kreaturen unsere Stadt verwüsten? Habt ihr jeglichen Stolz ...«
    »Einen Augenblick!« Der Fremde wirkte plötzlich gar nicht mehr schläfrig. »Ich muß Euch vor aufrührerischen Reden warnen. Mein Herr, der Lord von Slaye, ist zwar die personifizierte Güte, aber er hat wenig Verständnis für Auflehnung.«
    »Verständnis?« wütete Mumber Sull. »Mein Verständnis ist es, das er über Gebühr strapaziert. Bricht er böswillig den Vertrag, der zwischen seinem Vorfahren – Pandu Slaye – und Simbilis, dessen getreuer Vasall ich bin, abgeschlossen wurde? Das Herrschaftsgebiet der Slaye ist auf die Nordküste der See von Cutz beschränkt, während die gesamte Südküste Simbilis gehört.«
    »Ah, ich sehe, Ihr seid Gelehrter der historischen Geheimnisse«, brummte der Fremde. »Natürlich respektiert mein Lord von Slaye die Vorherrschaft Simbilis' in diesem Gebiet. Es wäre selbst für den größten Zauberer Wahnsinn, sich gegen diesen gefürchteten Namen aufzulehnen. Aber es ist undenkbar, daß der Erzzauberer noch lebt. Und sollte er es noch, wo ist er zu finden? Sein Aufenthaltsort ist seit Äonen unbekannt. Mein Lord von Slaye nimmt sich lediglich eines aufgegebenen Besitztums an.«
    »Undenkbar, daß Simbilis noch lebt!« schnaubte der Than. »Hätte ein so großer Mann wie er sterben können, ohne daß es bekannt geworden wäre? Nie erwachte auch nur ein entsprechendes Gerücht. Für einen von Simbilis' Macht sind die Äonen wie Dekaden.«
    »Nun, wenn Ihr meint, dann glaubt an diese Phantastereien.«
    Eine Bewegung in der Menge lenkte Sulls Aufmerksamkeit auf sich. Die Menschen machten für einen der Trolle Platz, der sich der Taverne näherte. »Halt!« brüllte der Than und sprang vorwärts. Der Troll riß den Giebel von dem Bauwerk. Sull sah rot vor Wut. Er sprang das häßliche weiße Wesen an. Der Troll packte ihn am Kragen und brachte ihn auf des Fremden Befehl zu ihm zurück.
    »Eure offenen Sabotageversuche zwingen mich, Euch im Namen des Lords von Slaye aus diesem Gebiet zu verbannen«, erklärte er. Der Than wand sich vergeblich im Griff der Kreatur. Der Fremde rief auch den zweiten Troll herbei. Dann trugen ihn beide – einer an den Armen, der andere an den
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